Allgemeines zum Kaninchen

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silver

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hier ein paar allgemeine Infos zum Kaninchen:

Klasse: Säugetiere (Mammalia)
Ordnung: Hasenartige (Lagomorpha)
Familie: Hasen (Leporidae)
Art: Oryctolagus cuniculus

Das Hauskaninchen ist die domestizierte Form des Wildkaninchens und wird deshalb als "Oryctolagus cuniculus forma domestica" bezeichnet.

Kaninchen vs Hase
Kaninchen und Hasen gehören zwar zur gleichen Familie, sind aber 2 verschiedene Arten. Sie können sich nicht untereinander Fortpflanzen, was unter Anderem an ihrerer unterschiedlichen Chromosomenzahl liegt. Der Feldhase hat eine recht lange und schlanke Körperform, seine Ohren sind länger als der Kopf und er lebt einzelgängerisch. Sein Nestort ist die Sasse, eine Bodenmulde, und seine Jungtiere sind Nestflüchter, was heißt, dass sie mit Fell und offenen Augen geboren werden und schon recht weit entwickelt sind. Das Kaninchen hat im Gegensatz einen gedrungenen Körperbau, seine Ohren sind kürzer als der Kopf und sie leben sozial in Verbänden. Als Nistort haben sie Höhlen unter der Erde, in denen sie ihre nesthockenden Jungtiere (Augen geschlossen, nackt) zur Welt bringen.

Wildkaninchen
Die Verbände der Kaninchen können bis zu 100 Tiere in freier Wildbahn betragen. In diesen Verbänden, haben sie eine hochentwickelte Sozialstruktur, welche durch Rangkämpfe und andere aggressive Auseinandersetzungen geklärt wird. Die Rangordnung ist getrennt geschlechtlich, was bedeutet, dass die Rammler unter sich, sowie die Häsinnen unter sich ihre eigene Rangordnung haben.
Kaninchen sind Dämmerungsaktive Tiere, welche nur hin und wieder auch mal tagsüber aktiv werden. Ihre bis zu 3 Meter tiefen Höhlen schützen sie vor ihren Feinden, zu denen zum Beispiel Füchse und Rotmilane gehören.

Zähne
Kaninchen haben wurzeloffene Zahnkanäle. Ihre Zähne können ihr Leben lang nachwachsen. Dass heißt jedoch nicht, dass sie tatsächlich ständig wachsen. stoßen die unteren auf die oberen Zähne, so wird das Wachsen der Zähne unterdrückt. Erst wenn dieses Signal ausbleibt (zum Beispiel bei Zahnfehlstellungen) wachsen die Zähne immer weiter.
Die Schneidezähne werden zum abbeißen und nagen verwendet, wohingegen die Backenzähne dem Zermahlen der Nahrung dienen.
Die Kaninchen zälen jedoch nicht zu den Nagetieren, da sich ihr Gebiß deutlich unterscheidet. Ausserdem halten viele Nagetiere ihre Nahrung mit den Vorderpfoten fest, was bei Kaninchen nicht der Fall ist.

Ernährung und Verdauungstrakt
Kaninchen sind reine Pflanzenfresser. Dementsprechend brauchen sie eine Ernährung mit einem hohen Rohfaseranteil. In freier Natur fressen sie hauptsächlich Gräser, Kräuter und Rinde.
Kaninchen haben keine Darmperistaltik, sondern einen Stopfmagen. Somit sind sie auf eine gleichmäßige Nahrungszufur angewiesen. Damit die Nahrung gleichmäßig in dem Verdauungstrakt transportiert werden kann, muss das Kaninchen 70-90 kleine Mahlzeiten über den Tag verteilt zu sich nehmen. Eine längere Unterbrechung dieser Nahrungszufuhr kann zu schweren Schäden führen, welche sogar lebensbedrohlich werden können!
Eine weitere Besonderheit, des Verdauungssystems der Kaninchen ist die Coecotrophie. Dies bedeutet, dass sie 2 Arten von Kot produzieren: einmal den Hartkot, welcher viel Rohfaseranteil enthält und ganz normal abgegeben wird; dann den Weichkot, dieser ist sehr nährstoffreich und wird direkt wieder aufgenommen.

Kommunikation
Zum einen kommunizieren Kaninchen per Duftstoffe. So markieren sie ihr Gebiet durch Urin/Kot oder durch Stoffe die sich in einer Drüse unter dem Kinn befindet. Reibt das Kaninchen also sein Kinn an einem Gegenstand, dann dient dies der Reviermarkierung.
Dann kommunizieren sie desweiteren durch ihre Körperhaltung. So sagt ihre Ohr-, Körper-, Blumen-, Kopfhaltung viel über ihren Gemütszustand aus.
Auch wenn viele Kaninchen für stille Tiere halten, so können sie doch verschiedene Laute von sich geben:
Fiepsen - Angst, Unwohlsein
Brummen - Paarungsbereit
Knurren - Drohen, Verärgert
Mahlen - Zufriedenheit
Lautes Knirschen - Starke Schmerzen
Schreien - Todesangst

Domestizierung
Die erste Domestizierung fand 300 v.Chr. durch die Römer statt. Sie hielten die Tiere in großen Freigehegen als Fleisch- und Pelzlieferant. In Deutschland und Frankreich wurden sie später in Klöstern gezüchtet. Die Mönche durften teilweise keine Säugetiere essen - die nackten Babykaninchen wurden nicht als vollwertiges Säugetier bezeichnet und waren somit zum Verzehr freigegeben. Als die Kaninchen mit der Zeit ihre Scheu verloren wurden sie dann auch in Großviehställen freilaufend gehalten.
Mittlerweile gibt es über 100 Rassen, welche als Zuchttier, Haustier, Nutztier, Jagdwild oder Versuchstier gehalten werden.

Mindestanforderungen
Leider sind gesetzlich keine Mindestgehege größen vorgeschrieben.
Ein Kaninchen sollte jedoch mindestens eine Fläche von 2400 cm² bei bis zu 4kg Gewicht, bzw 4800cm² bei über 5,5 kg Gewicht zur Verfügung haben. Dann sollte dem Tier ständig Wasser/Heu bereit stehen, der Boden des Geheges sollte aus tierfreundlichem Material sein (Holz, Kunstoff,..), es sollte Licht für einen natürlichen Tag/Nachtrhythmus da sein und die Temperatur sollte zwischen 15-22°C liegen (kälter nur sofern Unterschlupfmöglichkeiten vorhanden sind).

natürliche Verhaltensweisen
Folgende Verhaltensweisen werden von Kaninchen in freier Wildbahn und unter artgerechter Haltung gezeigt:

Wälzen - Wohlbefinden
Klopfen mit Hinterläufen - Warnung
Gegenseitiges Abschlecken - Zuneigung
Männchen machen - Ausschau halten
Ohren nach vorne gestellt - Neugierde
Kopf flach auf Boden - Unterwerfung
Zusammenkauern, große Augen, Ohren angelegt, schnelle Atmung - Angst
Angelegte ohren, schwanz nach oben gestellt, Körper langgestreckt - Aggressivität
Kinn an Gegenständen reiben, köteln, urinieren - Revier markieren

artgerechte Haltung
Das Gehege des Hauskaninchens sollte möglichst groß sein bzw solltem ihm mehrere Stunden freilauf am Tag gewährt werden, da es einen sehr großen Bewegungsdrang hat. Eine Stelle sollte vorhanden sein, an dem es seinen natürlichen Grabtrieb ausleben kann - so zum beispiel eine Schüßel mit Sand oder Erde. Das Kaninchen sollte Rückzug Möglichkeiten haben in denen es eine Ruhe findet und sich geschützt fühlt; diese sollte es jederzeit aufsuchen können. Die freie Wildbahn ist extrem Reizstark, wohingegen die Gehege meist sehr reizarm sind. Man sollte versuchen dies auszugleichen, in dem man für Abwechslung sorgt. So kann man zum Beispiel Futter erhöht hängen oder etwas verstecken, oder man ändert regelmäßig kleine Dinge im Käfig, die es dann neu zu entdecken gilt.
Futter sollte grundsätzlich in Form von Heu oder Stroh zur Verfügung stehen!

Verhaltensanomalien
psychische und physische Anomalien, die auf fehlerhafte Haltung zurückzuführen sind wären zum Beispiel:

Bissigkeit, Vereinsamung, Apathie --> durch Einzelhaltung
Gitternagen, Zahnfehlstellungen, Durchfall, Trommelsucht, Fettleibigkeit --> durch zu wenig Nagemöglichkeiten/Abwechslung oder falsche Ernährung
Aggressivität, Muskelschwund, Fettleibigkeit --> durch zu wenig Auslauf
ständige Rangkämpfe, Scheinträchtigkeit --> durch falsche Vergesellschftung
Schiefwachsen der Krallen --> durch zu wenig Krallenabnutzung bzw kein schneiden der Krallen
Parasiten- und Pilzbefall --> bei unhygienischen Gehegen
Geschwüre, Entzündungen --> durch feuchtes Einstreu, ungeeigneter Untergrund, häufiges Schlagen mit den Hinterläufen
Kronismus (auffressen der Jungen), Trichophagie (ausrupfen und fressen des eigenen Felles), Kanibalismus, Selbstverstümmlung --> durch lang anhaltenden Stress


Autor: "silver"
 
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