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Die Dienstags Kaffee Geschichte!!!

Sinaa

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10 April 2005
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Kelkheim
Verfasser Unbekannt


oh....ich wollte keinen Hund mehr...niemehr...

Ich konzentriere mich jetzt voll auf mich und "Siegfrid" meinen Ehemann. Es sollte anders kommen...


Hundeerziehung:

Ramses lebt sich hervorragend ein. Ich bin stolze Mutter. Dieser Hund bekommt eine echte Erziehung, nehme ich mir vor. Da soll mal jeder sagen: was für ein Hund! Und so gut erzogen. So wie die beiden Dobermänner in ‚Magnum’: Higgins brauchte nur Handzeichen zu geben, schon gehorchten die beiden Hunde. So wird das auch bei uns.

Und, was Hänschen nicht lernt… drum fangen wir früh damit an. "Seien Sie stets konsequent," heißt es in allen Fachbüchern. Bin ich. "Seien Sie eindeutig der Chef", steht es überall. Fällt mir nicht schwer. "Behandeln Sie den Hund wie einen Hund"… klar doch. Finde dieses Vermenschlichen sowieso albern. Da fallen mir immer nur alte Damen mit ihren Möpsen ein: "Mein Pupsi ist wie ein Mensch, er versteht alles was ich sage." Dabei lässt Pupsi deutlich Luft ab, hinten wie vorne.

Nun lerne ich erst einmal die Hundesprache. Namhafte Wissenschaftler haben Bibliotheken mit Erkenntnissen darüber gefüllt, wie sich Wölfe untereinander verständigen und wie die soziale Struktur im Rudel aufgebaut ist. Es gibt den Alphawolf: Er ist der Chef, ganz klar. Dann gibt es noch die Alphahündin: Sie ist die Chefin. Nur sie darf sich mit dem Alphawolf paaren.

Und das öffentlich, vor dem Rest des Rudels, denn das bestätigt die Machtposition. (Das sind also Wolfgang und ich, die Alphas.) Der Rest sind irgendwie nur die Deppen. Alle Untergebenen müssen täglich aufs Neue bezeugen, dass die Alphas die Chefs sind. Durch Lefzenlecken und sich auf den Rücken schmeißen. Ist doch ganz einfach und klar.

Ich erkläre Siegfried alles, was ich gelesen habe, damit wir alles richtig machen. Siegfried will sich nicht öffentlich paaren. Die Nummer mit dem Vor-ihm-Hinwerfen und dem Lefzenlecken findet er jedoch nicht übel. Er stellt sich vor, wie ich immer und überall, wo ich auf ihn treffe, devot zu Boden sinke, den Bauch darbiete und ihm dann hingebungsvoll die Backen abschlabbere. Täte ihm so gefallen! Nix da, ich bin die Alphahündin. Und die ist definitiv dominant.

Ich lerne, dass sich der Rudelführer nie nach den Untergebenen umsieht. Die haben sich nach ihm zu richten. Ah! Auch die Jagd wird, und zwar ausschließlich, vom Boss eingeläutet. Klar. (Was für eine Jagd?) Abbruchsignale müssen immer und ausnahmslos befolgt werden. O.K. (Was soll ich denn eigentlich abbrechen?). Schon früh lernt der Hund einfache Kommandos wie "Freeze": Nach Professor Loch, dem anerkannten Kynologen (oder war das Gynäkologen?), muss sich der Hund den Bewegungen des Chefs anpassen und wie eingefroren stehen bleiben, wenn selbiger das vormacht.

Man nennt das auch "Be a Tree", und ganz neue Erkenntnisse liegen dieser Methode zugrunde. Pflichtgemäß friere ich ab sofort regelmäßig im ganzen Haus ein. Klein-Ramses schaut mich verdutzt an. Wundert sich sicher, dass Mama Hundisch kann. Kluges Kerlchen, der ist wie ein Mensch, der versteht alles. Ramses pupst.

Um Ramses das Miteinander in der Umwelt beizubringen, treffe ich mich jetzt regelmäßig mit anderen Hundebesitzern und deren nach neuesten wissenschaftlichen Erkenntnissen erzogenen Hunden zum Spaziergang mit täglich geübter Erziehung. Klaus ist unser heimlicher Anführer. Er hat eine zwei Jahre alte Deutsch-Kurzhaar-Hündin, Selma.

Er zeigt uns, wie ein rechter Alpha sich benimmt. Mitten in der Unterhaltung, beim Laufen durch den Wald, pflegt Klaus plötzlich "einzufrieren", um dann urplötzlich in ein nahe liegendes Gebüsch zu stürzen und dort Beute zu machen, mittels eines Frolic, das er dort erbeutet. Er ist ganz bei der Sache. Selma schaut sich dieses Treiben immer interessiert an und bleibt weit ab stehen. Klaus erklärt den Neulingen, dass Selma ihm natürlich den Vortritt lässt und nicht wagt, dem Chef die Beute streitig zu machen, in dem sie hinter ihm her geht.

Toll macht er das. Während Klaus weiter referiert, wie man sich subdominant verhält und was die unabdingbaren Folgen sind, ist Selma verschwunden. Der Rudelführer dreht sich niemals um. Der Rudelführer ruft niemals nach seinem Hund. Das schwächt seine Position erheblich. Als Selma nach zehn Minuten immer noch nicht zu sehen ist, erklärt Klaus, dass die Hündin in einer schwierigen Phase der Rangordnungsfolgendezimalisierung steckt und ihre Position neu ausloten will. Er schaut sich um. Er ruft. Er pfeift. Nix. Jetzt rast er suchend durch den Wald und lässt uns verunsicherten Anfängerhaufen stehen.

Wir sehen weder Selma noch Klaus. Einer muss die Führung übernehmen. Also bin ich das. Ich beschließe für uns alle, weiterzugehen. "Wenn wir hier warten, schwächen wir Klaus’ Position, falls Selma zurückkehren sollte", meine ich ganz im Sinne von Prof. Loch. Der Rest der Truppe schaut mich bewundernd an. Ich bin halt der geborene Alpha. Und die, die das nicht im Blut haben, wollen geführt werden.

Wir ziehen langsam weiter. Als wir aufgeregtes Gebell hinter einem Wäldchen hören, steuern wir darauf zu. Vielleicht ist es Selma? Sie ist es. Sie rennt bellend um einen harmlosen Spaziergänger mittleren Alters herum. Der Mann hat richtig Angst. Er fuchtelt wild mit den Armen in Richtung Selma und schreit: "Aus! Weg! Geh!" Selma rast weiter kläffend um den Mann herum.

Wir stehen alle verdutzt da. Ich entschließe mich einzugreifen und Selma einen Tritt in den Arsch zu verpassen... Da erscheint Klaus, abgehetzt von der Suche nach seinem Hund, um mein Beinahe-Abgleiten in alte, falsche, völlig verstaubte Methoden der Hundeerziehung zu verhindern. Uff. Jetzt wird es spannend. Wir erwarten alle eine exzellente Demonstration wahrer innovativer kynologischer Kunst.

Klaus ‚freezt’. Selma bellt weiter. Sie beachtet ihn gar nicht. Sicher "friert" Klaus noch nicht lange genug ein, oder er macht etwas falsch? Klaus fackelt nicht lange – sicher ist ihm noch rechtzeitig eingefallen, dass Selma in einer schwierigen mentalen Phase steckt – und läuft auf den Mann zu. Klaus nimmt eine ‚Ich-mach-mich-groß’-Haltung ein. Dadurch wird Selma erkennen, dass Klaus der überlegene Leitwolf ist. Noch kapiert sie es allerdings nicht. Jetzt ruft Klaus laut: "Woaw, grruuuuaaaaa… bruuuuaaaamm!", und fixiert dabei den schlotternden Naturliebhaber.

Der ‚friert’ auf diese Maßnahme hin naturgemäß ein. Gut gemacht, Klaus! Selma dagegen hat die Lektion immer noch nicht so ganz begriffen. Bisschen schwer von Begriff ist sie ja schon. Jetzt bellt sie auch Klaus an. Auch der Mann erhebt jetzt seine Stimme gegen Klaus: "So halten Sie doch verdammt noch mal Ihren Köter fest!"

Bei dem Wort "Köter" erstarren wir, die Gruppe. Was meint der mit "Köter"? "Das können Sie auch freundlicher sagen", schreit jetzt Uschi aus unserer Lerngruppe dem Hundelosen entgegen. "Der hat Angst", wagt Angelika, die einen jungen Labrador führt, einzuwenden. "Wenn er sich nach Loch verhalten würde, passierte ja nichts!" meint Uschi ganz engagiert. "Vielleicht kennt er die Lehren des Loch gar nicht?", meine ich vorsichtig.

"Dann ist er ja wohl selber schuld", meint Uschi ganz folgerichtig. Inzwischen hat sich die Situation entspannt. Klaus hat ein geschicktes Manöver eingeleitet: Er schleudert wild mit Frolic um sich. "Er bietet dem Hund Ersatzbeute an", meint Angelika wissend. Aaah… wir sind alle beeindruckt. Selma lässt auch tatsächlich von dem Spaziergänger ab – für sie wohl ein übergroßes, bekleidetes Hasenobjekt – und sammelt eifrig die Futterbrocken ein. Klaus brüllt jetzt in unsere Richtung: "Um Zwang zu vermeiden, gebe ich Selma jetzt die Möglichkeit, vom Objekt freiwillig abzulassen und sich ohne Gesichtsverlust wieder in die Hierarchie einzugliedern."

Das ist wichtig für die Entwicklung des Selbstbewusstseins des Hundes. Das ‚Objekt’ brüllt nur noch unverständliche Worte, teils mit unflätigen Fragmenten. Futterbrockenstraßen legend zieht Klaus Selma vom Tatort ab. "Das nächste Mal zeige ich euch, wie man die Alphakonstruktion durch ‚jump and ringelding’ festigt." Wir sind schon sehr gespannt.
Klaus ist dann irgendwann in eine andere Stadt gezogen, nachdem sich seine Frau von ihm getrennt hatte. Er meinte, sie hätte keinerlei Verständnis für ihn und den Hund. Sie sei eifersüchtig – nur, weil Selma sie, Frau Klaus, nicht mehr ins eheliche Schlafzimmer lasse.

Dabei ist Selma nur in einer vorübergehenden Phase von Hierarchiestrukturmeideverhalten. Das geht vorbei. Klaus und seine Frau haben dabei allerdings festgestellt, dass man auch in anderen Bereichen nicht eins sei. Das mit Selma sei nur der Auslöser gewesen. Die eigentlichen Schwierigkeiten sitzen ganz wo anders.

Na, wenn die auch so wenig Verständnis hat. :jump1: :jump1: :jump1:
 
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