Original von http://www.tierschutzverein-lingen.de/subfiles-tierhaltung/hunde-kastration.html
Rüden
Im Gegensatz zur Hündin kann sich die Kastration beim männlichen Tier auf das Skelettwachstum auswirken.
Bei einer Kastration vor Erreichen der Geschlechtsreife dauert das Knochenwachstum länger, und der Rüde wird geringfügig größer.
Operation
Unter Kastration versteht man die operative Entfernung beider Hoden. Durch diesen Eingriff wird der Rüde zeugungsunfähig gemacht. Kein Grund für eine Kastration ist der gesteigerte Sexualtrieb, auch Hypersexualität genannt, welcher vorwiegend bei Zwerghunderassen vorkommt. Rund ein Viertel der Rüden ist davon betroffen. Sobald die Hunde in die Pubertät kommen, entwickeln sie einen zwanghaften Drang zum Besteigen von Objekten. Sie besteigen mehrmals täglich Spielsachen, Kissen, Menschen und Artgenossen und machen typische Kopulationsbewegungen. Die Hypersexualität soll in erster Linie durch erzieherische Maßnahmen korrigiert werden, indem das Besteigen von Anfang an nicht toleriert, sondern konsequent bestraft wird. Frühkastrierte Zwerghundrüden neigen auch zu Hysterie, was ohnehin gegen eine Kastration spricht.
Gründe:
Rüden werden in erster Linie kastriert, um unerwünschten, geschlechtsgebundenen Verhaltensweisen entgegenzuwirken. Erst an zweiter Stelle steht der Wunsch der Unfruchtbarmachung, meistens, wenn männliche und weibliche Tiere im gleichen Haushalt leben.
Ein weiterer Grund für die Kastration ist der bei jedem intakten Rüden auftretende weiße, schleimige Ausfluss aus der Vorhaut. Dieser Ausfluss läuft zwar unter dem Begriff "Präputialkatarrh", ist aber als völlig normales Phänomen zu beurteilen. Es bestehen große individuelle Unterschiede hinsichtlich Menge der abgesonderten Flüssigkeit. Eine übermäßige Produktion stellt für viele Besitzer ein hygienisches Problem dar. Mit Spülungen wird nur ein kurzfristiger Erfolg erzielt, weshalb sich einige Besitzer für die Kastration entscheiden. Danach hört der Ausfluss innerhalb weniger Tage auf. Medizinische Gründe, weshalb ein Rüde kastriert werden muss, umfassen Veränderungen der Hoden und der Prostata (z.B. Vergrößerung, Entzündungen oder Zysten). Nicht abgestiegene Hoden müssen frühzeitig entfernt werden, weil das Risiko, dass daraus Tumore entstehen, sehr groß ist.
Zeitpunkt
Bei Rüden ist der Zeitpunkt der Operation weniger bedeutungsvoll als bei den Hündinnen. Rüden werden oft erst als ausgewachsene Tiere kastriert, weil erst dann das als störend empfundene Sexualverhalten voll ausgeprägt ist und nun ausgeschaltet werden soll. Grundsätzlich gilt, dass der Effekt der Kastration auf das Verhalten um so geringer ist, je später die Operation erfolgt.
Vorteile
Mit der Kastration wird eine irreversible Ausschaltung der Sexualfunktion erreicht. Meistens ist jedoch nicht die Fruchtbarkeit, sondern ein aggressives Verhalten der Grund für die Kastration. In diesem Zusammenhang ist die Unterscheidung der verschiedenen Aggressionsarten wichtig, weil nicht alle durch die Kastration gleichermaßen beeinflusst werden. So hat z.B. die Kastration keinen Effekt auf die Aggressivität im Zusammenhang mit Futter oder auf die Aggressivität auf Grund von Angst. Konflikte und Beißereien mit männlichen Artgenossen dagegen, lassen sich durch die Kastration mehr oder weniger vermeiden, wobei das Alter des Rüden zum Zeitpunkt der Operation von großer Bedeutung ist. Je älter nämlich der Rüde bei der Kastration ist und je länger er sein Imponiergehabe bereits praktiziert hat, um so geringer ist der Kastrationserfolg.
Das Streunen und das Markieren im Haus wird in den meisten Fällen durch die Kastration völlig zum Verschwinden gebracht. Wie vorgängig erwähnt, sistiert der Ausfluss aus der Vorhaut nach der Kastration vollständig.
Nachteile
Auch bei den Rüden führt die Kastration zu einem gesteigerten Appetit. Wird nicht konsequent die selbe Menge weitergefüttert oder mit zunehmendem Alter sogar eher etwas weniger, so führt dies zu Übergewicht.
Im Gegensatz zur Hündin kann sich die Kastration beim männlichen Tier auf das Skelettwachstum auswirken. Bei einer Kastration vor Erreichen der Geschlechtsreife dauert das Knochenwachstum länger, und der Rüde wird geringfügig größer. Bei Spaniel-, Langhaardackel- und Irish Setterrüden wird die Fellqualität durch die Kastration in gleicher Weise, jedoch seltener beeinträchtigt als bei den Hündinnen.
Obwohl das Verhalten von frühzeitig kastrierten Rüden gegenüber ihren Artgenossen in der Regel sehr friedfertig ist, zeigen die sexuell intakten Rüden zum Teil einen sehr unangenehmen Umgang mit den kastrierten Rüden. Viele kastrierte und somit "geschlechtsneutrale" Rüden werden von ihren Artgenossen intensiv beschnuppert und bestiegen. Dieses Dominanzgebaren wird von den kastrierten Hunden aber meistens nicht toleriert, und sie nehmen bereits eine aggressive Abwehrhaltung ein, wenn sich ein interessierter Rüde nähert.
Fazit:
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass bei der Hündin nur wenige Gründe gegen die Kastration sprechen. Als Alternative zur Kastration käme die Läufigkeitsverschiebungsspritze in Frage, welche aber ebenso von Nebenwirkungen begleitet sein kann und außerdem in regelmäßigen Abständen von rund sechs Monaten verabreicht werden muss. Hündinnen sollten nach Möglichkeit vor der ersten Läufigkeit kastriert werden, weil damit eine gute Brustkrebsprophylaxe durchgeführt werden kann.
Bei den Rüden besteht weniger häufig "der Wunsch nach sexueller Ruhigstellung" wie bei den Hündinnen. Wird die Kastration wegen erhöhter Aggressivität eines Rüden in Erwägung gezogen, so darf mit der Operation nicht zu lange gewartet werden.