Hundepsychologie und (Trennungs-)angst

Chewbacca

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23 November 2006
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Hallo zusammen und liebe Grüße an alle Hundebesitzer,

wie viele andere hier im Forum habe auch ich (mindestens) ein Problem mit meinem Hund. Sie kann (noch) nicht allein sein.

Kyla ist eine Border Collie - Harzer Fuchs Hündin und ist 9 Monate alt. Sie ist mein erster Hund von klein auf und ich habe ihr nicht nur Grundbefehle beigebracht, sondern ich habe mir natürlich auch selber viel beibringen dürfen und müssen.

Bis zum siebten Monat haben wir ihr das alleinsein eigentlich schon beigebracht (zumindest 2-3 Stunden) aber sind dann umgezogen. Nach einer Eingewöhnungszeit in der neuen Wohnung haben wir sie auch allein gelassen aber sie hat (auch bei "kurzem" fernbleiben von ca. 30 Min.) die Wohnung umsortiert. Nachdem sie dann auch einmal die Tür als Kauobjekt entdeckt hat, haben wir sie ersteinmal an einer Leine befestigt.
Das fand ich nicht nur traurig sondern der Nachbar hat sich wegen permanentes Bellen und Jaulen beschwert.

Nun fang ich seit einer Woche täglich bei 5 bis 20 Min. an und lass Kyla allein.
Bis jetzt ist nichts passiert, sie scheint auch nach 20 Min. nicht zu jaulen aber sie legt beim Hereinkommen die Ohren an, ist entweder im Sitz oder Platz, wedelt leicht mit dem Schwanz. Die Körperhaltung insgesamt scheint aber Angst auszudrücken.

Das Problem besteht darin, dass ich in einem halben Jahr Vollzeit arbeite, d.h. Kyla wird mehrmals in der Woche 7-8 Stunden allein sein. Sie ist (natürlich) für einen Border Collie ein wenig hibbelig (teilweise auch noch altersbedingt) und ich vertraue ihr nicht eine so lange zeit auszuhalten, ohne Unsinn zu machen. Sperre ich sie weg (Hundebox, Leine) jault sie, lass ich sie im Haus laufen kann sie alles gute und schlechte machen.

Natürlich ist sie ein sogenannter Schatten Hund. Sie läuft mir in der Wohnung ständig nach und ist stark auf mich fixiert. Allerdings bring ich ihr gerade ebenfalls bei, liegen zu bleiben und mir nicht immer nach zu laufen, wenn ich aufstehe und den Raum verlasse. Entweder mach ich dir Tür vor ihrer Nase zu oder ich verweise sie auf ihren Hundeplatz. Mitlerweile wird sie auch nur noch gestreichelt, wenn ich es möchte und sonst wird sie ignoriert.

Leider stehe ich vor dem Gedanken sie zu vermitteln. Aber ich möchte mir ein Bild machen, in wie weit das ausgedrückte Angstverhalten therapiefähig ist.

Deswegen möchte ich ganz gerne Tips haben (auch Literatur), wie ich ihr das allein sein beibringen kann unter Berücksichtigung des ängstlichen Verhaltens.

Vielen Dank im vorraus.
 
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Gib sie weg. Ich glaube, es geht ihr und Dir dann besser.

Nee, ehrlich Chewbacca,
es ist das erste Mal, dass ich so harte Worte benutze.

Ein Hund ist ein soziales Wesen, ein Rudeltier, und massiv auf das Dasein von Familienmitgliedern/Menschen angewiesen. Insbesondere, wenn sie noch so klein ist.
9 Monate, was ist das schon! Und ein Border Collie! Ein höchst intelligenter, lebendiger Hund!

Dein Hund scheint insbesondere große Angst zu entwickeln, je mehr Du sie allein lässt.
Chewbacca schrieb:
legt beim Hereinkommen die Ohren an, ist entweder im Sitz oder Platz, wedelt leicht mit dem Schwanz.
Ihre Körperhaltung scheint nicht nur Angst auszudrücken, sie hat tatsächlich Angst!
Alleinbleiben ist für einen Welpen und Junghund schon schwer, aber wenn die vertraute Umgebung da ist, noch in Maßen tolerierbar.
Nun seid Ihr umgezogen - und der Hund hat mit der neuen Umgebung und dem dort Alleingelassen werden offenbar echt Stress.
Deshalb macht sie Sachen kaputt, aber anstatt dass sie getröstet und beruhigt wird, ist das Gegenteil der Fall, bei den nächsten Malen wird sie auch noch angebunden.
Und was kann sie dann anders tun als jammern, bellen und heulen?
Sie drückt mit allen Mitteln die ihr zur Verfügung stehen ihr Unglück aus.
Macht sich aus Angst auch ganz klein, wenn Du/Ihr zurückkommt.

Aber all ihr verzweifeltes Ausdrücken und Suche nach Beschäftigung und Zuneigung hilft nicht. All ihr Hinterherrennen nutzt nichts. Sie will nur eins: Die Beschäftigung und das Kümmern, was ihr zusteht.
Aber inzwischen wird sie nur noch gestreichelt, wenn Du es willst. Und ansonsten machst Du ihr die Tür vor der Nase zu.

Ja, Halleluja! Wie würdest Du Dich denn fühlen, wenn DU Dein Hund wärst? Stell Dir vor, Du wärest ein 4jähriges Kind in der gleichen Situation???? Was würdest Du denn tun?

Abgelehnt und unverstanden von den Eltern und immer wieder alleingelassen und eingesperrt? Angebunden? Und wenn Du lieb ankriechst, wird Dir gescholten?

Du kannst diese Geschichte nur heilen, indem Du Dich auf den Hund einlässt, und ihr Vertrauen vermittelst. Indem Du auf ihre Signale achtest und sie verstehen lernst. Indem Du Dir Zeit für sie nimmst.
Erst wenn sie genügend Vertrauen und Selbstvertrauen getankt hat, wird sie nicht mehr hinter Dir her rennen müssen. Erst wenn Du ihr, ihrer Intelligenz gemäß, genügend Aufgaben im Spiel gegeben hat, wird sie satt sein.
Erst wenn sie weiß, das alles zwischen Euch in Ordnung ist, und sie in ihrer Art, Angst und Pein und Unsicherheit zu äußern verstanden wird, wird sie aufhören so unterwürfig zu sein, wenn Du zurückkommst.
Und erst dann, wenn sie Sicherheit empfindet, wird sie wieder alleinbleiben können.

Aber da ein Hund weiß Gott keine 7-8 Stunden allein bleiben sollte - gib sie ab.
Mache es. Mach's sofort. Inseriere sie hier im Forum. Hab gelesen, Lakura sucht noch einen Hund für ihren Bruder.

Liebe Grüße,
Geli
 
AW: Hundepsychologie und (Trennungs-)angst

Hallo,

also da muss ich Angelika-Marie absolut recht geben, ein Hund kann nicht 7-8 Stunden alleine bleiben und schon gar nicht so eine Rasse. Du hast einen Arbeitshund, der eigentlich den ganzen Tag Beschäftigung braucht, mit normalem Gassi gehn ist es bei solchen Hunden nicht getan, sie braucht nicht nur viel mehr Bewegung sondern auch geistiges Training damit sie ausgeglichen ist, falls du ihr das nicht bieten kannst würde ich den Hund wirklich abgeben, so früh wie möglich damit es euch beiden nicht zu schwer fällt.
Dein Hund scheint wirklich ein großes Problem mit dem Alleinsein zu haben und das kann oft Monate dauern um das wieder hinzukriegen, hast du die Zeit und vllt auch das nötige Kleingeld einen guten Trainer zu engagieren? Allerdings bleibt ja auch danach das Problem mit dem Vollzeit arbeiten...
Ich würd dir in dem Fall nicht mal zu einem Hundesitter raten, weil eine Runde um Block gehen eben einfach nicht reicht. Vielleicht wäre es auch ganz gut wenn du sie zu einem Zweithund vermittelst? Oder vielleicht ja doch Glück hast und ein aktiver Hundefreund der vllt schon einen Hund hat und deinen Tagsüber dazu nimmt? Also überleg dir das bitte ob du das einem sozialen Tier wie dem Hund wirklich 8 Stunden allein sein zu muten willst, wenn man soviel arbeiten muss kann man eben keinen Hund haben (ausser man nimmt ihn mit).

LG Lisa
 
AW: Hundepsychologie und (Trennungs-)angst

Hallo Angelika-Marie und Lola,

ersteinmal vielen Dank für die offenen Antworten, denn hier ist das zentrale Problem festgehalten.

Den Tip Kyla zu ignorieren habe ich von meiner Leiterin der Hundeschule bekommen, die meinte, Kyla würde versuchen (durch das ständige nachlaufen)
meine Familie zu kontrollieren. Natürlich gehe ich auch auf meinen Hund ein. Nicht nur bei meinen Spaziergängen (morgens ca. 20 Min.) und Nachmittags ca. 1 Std. spiele ich und trainiere mit ihr (Suchspiele, Apport, Sitz, Bleib, Herkommen, Springen, Spielzeug tragen (macht sie sehr gern) etc.), sondern auch in der Wohnung kraul ich sie oder mache auch kleine Spaßübungen mit ihr.
Sollte man sie also im Mittelpunkt lassen?

Sie kann sehr viel ist dabei schnell und korrekt.
Zudem möchte ich später mit ihr Agility machen und sie hat auch später die Möglichkeit ein Pferdebegleithund zu werden (ging bis jetzt noch nicht, weil vom Pferderücken es noch nicht möglich war sie zu belohnen oder zu korrigieren).
Das sollte eigentlich Aufgabe genug sein?
 
AW: Hundepsychologie und (Trennungs-)angst

Hallo,

ja das Nachlaufen kann durchaus was mit Kontrolle zu tun haben, da dein Hund aber anscheinend große angst vorm Alleinsein hat, macht sie das vielleicht aus angst um dich nicht zu verlieren.
Natürlich soll der Hund nicht DER zentrale Punkt sein, aber ein Hund wie du ihn hast also ein Arbeitshund braucht einfach extrem viel Aufmerksamkeit und Beschäftigung. 20 Min. Morgens und 1 Stunde Nachmittags ist absolut nicht ausreichend. Du schreibst du willst Agility machen, das wäre ansich schön aber nicht wenn der Hund jeden Tag 8 Stunden alleine rum sitzt und dafür am Wochenende auf den Platz darf. Ich kann echt ein Lied von solchen Hunden singen, ich hab selbst einen Border-Schäfer-Labimix und er ist ein seehr schwieriger Hund, weil er eben sehr intelligent und fordernd ist. Jeder Hund ist unglücklich wenn er ein paar Stunden alleine bleiben muss aber für solche Hunde ist das doppelt schlimm weil sie eben so aktiv sind. Wie willst du das machen wenn du Vollzeit arbeitest? Ich finde das immer äusserst egoistisch wenn sich Leute die Vollzeit arbeiten einen Hund holen, man muss doch zum Wohle des Tieres entscheiden...

LG Lisa
 
AW: Hundepsychologie und (Trennungs-)angst

Ich würd dir in dem Fall nicht mal zu einem Hundesitter raten, weil eine Runde um Block gehen eben einfach nicht reicht.

LG Lisa
Bei uns auf der Wiese ist ein Hundesitter der sich sehr gut um seine Pflegehunde kümmert ,bekommen ihren Auslauf ,können toben und so weiter .Egal wie das Wetter ist , auch gestern im strömenden Regen habe ich ihn dort gesehen. Es gibt also auch gute Hundesitter ! Es gibt aber auch HUTA*s wo man seine Hunde hinbringen kann.
 
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Guten Morgen zusammen, hallo Chewbacca!

Chewbacca, wie Lisa bereits geschrieben hat kann das Hinterherlaufen eine Art Kontrolle sein - ich vermute allerdings aus mangelndem Vertrauen.
Es ist korrekt wie Du es angegangen hast, sie auf ihren Platz zu schicken, aber die Türe zu machen - hmmm, das würde ich versuchen zu vermeiden. Da sie Kommando's schon beherrscht würde ich ihr lieber da eine klare Ansage geben. :)

Auch das Training mit dem Alleine-lassen - der Aufbau, die Steigerung - hört sich gut an. Genauso würde ich weitermachen. Hast Du jemanden im Haus der Dir vielleicht helfen könnte? Im Sinne von hinhören ob Kyla sich bemerkbar macht?

Was ich allerdings auch nicht wirklich toll finde ist, das sie bald 7 bis 8 Std. alleine sein muss. Ich kann Dir da - wie die anderen auch - nur ans Herz legen Dir genau zu überlegen ob Du das packst?! 8 Std. arbeiten + Gassi gehen + Training und Auslastung usw., usw. Ich bin überhaupt kein Freund davon einen Hund zu halten, wenn er solange auf seine Menschen warten soll. Wenn die Vollzeit-Arbeit vorübergehend wäre ok, aber so?

Wenn Du die Möglichkeit hast sie mitzunehmen macht es für mich Sinn, aber Hundesitter oder Hundetagesstätte?! Klar wär das ne Möglichkeit, aber ich weiß nicht. Wenn ich mich für einen Hund entscheide muss ich die Zeit für ihn haben - tut mir leid, wenn auch ich so harte Worte schreibe. :(

Liebe Grüsse Marie
 
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