Angelika-Marie
Sehr aktives Mitglied
Hi liebe Foris, insbesonders Welspapa,
beim Einlesen in dieses Forum stiess ich gerade auf das Thema Kampffische, und möchte als "Mama" diverser Generationen solcher Tiere, etwas darüber erzählen.
Wobei ich, meiner Lust am Erzählen frönend, mich auch mit Anekdotischem beschäftigen möchte.
Die Geschichte meiner vielen Aquarien, die auch mit dazu beitrug, meine Ehe zu beenden, begann mit einem Zufall:
Sie begann, als mein Sohn Paul mit vier Jahren von einer Wespe gestochen wurde. Genau zwischen die Augen! Der arme Kerl war so zugeschwollen, dass er nicht mehr in den Kindergarten gehen konnte und aussah wie ein Pekinese.
Um das tierliebe Kind mit irgendwas abzulenken, kaufte ich ein kleines Aquarium, vielleicht 40x 20cm, was auf der Küchenanrichte vor dem Ostfenster Platz fand. Ich wollte das nicht groß übertreiben mit technischem Klimbim, und da ich als Heranwachsende lange Zeit Aquarien hatte, wusste ich, für manche FIschsorten braucht man nicht mal einen Filter, wenn das Becken eingefahren ist, auch keine Leuchtstoffröhren, wenn es gut steht, wohl aber eine Heizung.
Also fiel unsere Wahl auf drei Kampffische. Ein wunderschönes Männchen in dunkelrot und blau und zwei kleine Weibchen. Wir richteten das Becken herkömmlich ein, also mit grobem Sandboden hübschen Steinen und einer Reihe feingliedriger Pflanzen.
So. Und nun geschah was keiner vorausgesehen hatte: Das schöne Männchen wurde von dem einen "Weibchen" totgebissen.
Mein Sohn Paul heulte Rotz und Wasser. Aber binnen Tagen wurde eine Veränderung bei diesem "Weibchen" bemerkbar. Ihr wuchsen auf einmal die schönen, langen, männlichen Flossen.
Alsbald begann sie - sorry: er - in der linken Ecke des Aquariums, wo die Pflanzen bis oben reichten und ihm ein müheloses "Andocken" zwischen Pflanzen und Aquarienwand erlaubten, ein grosses Schaumnest zu bauen.
Und dann liebten sich die beiden kleinen Fischchen, gut zu beobachten, morgens in der Ostsonne. Das Weibchen sonderte Eier ab, die das Männchen befruchtete, indem er das Weibchen umschlang. Und dann hurtig hinterhergeschwommen, sammelte er sie mit dem Maul auf, und spuckte sie ins Schaumnest. Und wieder liebten sie sich! Und wieder sammelte er die Eier ein! Aber zwischen den Zeugungsvorgängen und auch hinterher, hat er das Weibchen wörtlich " zum Teufel gejagt", aus sicherlich berechtigter Angst, sie würde die Brut fressen. Das Weibchen konnte nur dadurch entkommen, weil das Becken gut bepflanzt war! So gelang es ihr, sich immer wieder Mitte rechts hinter Steinen und dichten Pflanzen zu verstecken, während das Nest oben links war.
Ich glaube, ohne diese Versteckmöglichkeit des Weibchens kann eine Fortpflanzung nicht gelingen, sie wäre sonst vom Männchen totgebissen worden.
Ich habe das nach mehreren Generationen Kampffischen ebenso mit Makropoden ausprobiert, die ja wie die Kampffische auch in Reisfeldertümpeln leben. Das Weibchen braucht für die Zeiten der Paarung und darüber hinaus ganz klare Versteckmöglichkeiten.
Die Fischkinder sind zunächst nur Pünktchen, bis sie sich zu "Kommas" entwickeln. Das Männchen wacht eifersüchtig unter dem Nest, und sobald ein "Pünktchen" oder ein "Komma" herausfällt, sammelt er es mit dem Maul auf und spuckt es wieder hinein. Sollte sich da aber seine "Dame" bei dieser Aktion blicken lassen, wird die wieder bis auf den Tod gejagt. Es sei denn, es gelingt ihr, sich zu verstecken.
Auch halte ich Ostsonne für einen guten Stimmungsmacher für Fische, was die Befruchtung angeht.
Hinterher hatte ich 12 grosse Becken, aber des Becken auf der Küchenarbeitsfläche vor dem Ostfenster, war immer das fruchtbarste.
Und wie ging es dann mit unseren ersten Babykampffischen weiter?
Nun, die mussten ja von irgendwas leben, und jedes gekaufte Futter war irgendwie zu gross, verdarb vielleicht das Wasser, wenn es nicht gefressen wurde...?
Also gingen mein kleiner Sohn Paul und ich auf "Tümpelwasserfang".
Ausgerüstet mit wachen Augen, konnten wir sehen, wie winzige Viecher in diesem Wasser lebten und zuckten. Noch viel kleiner als die "Kommas", die wir zu versorgen hatten.
Wir suchten uns klare frische Tümpel aus, in denen möglicht keine Fische lebten, um Krankheitübertragung nicht Vorschub zu leisten.
Wir gossen täglich etwas von diesem Wasser ins Aquarium, und ich sag euch, die Wasserqualität im Becken war ohne Filter Spitze!
Schiesslich war es dann soweit, dass wir die Mini-Fischchen herausfangen mussten, damit sie nicht von Mutter hauptsächlich, und Vater, nachdem er die Brutpflege aufgegeben hatte, nebensächlch, gefressen wurden.
Wohin jetzt damit? - Gab nur eine Möglichkeit: Einmachgläser und Marmeladengläser. In jedes kam eine Ranke der vielgliedrigen Wasserpflanze ( Meine Güte, ich hab' doch den Namen vergessen), ein Teil Frischwassen, zwei Teile sauberes Tümpelwasser. Wir haben dann auch Tümpeltierchen angezüchtet, wovon wir jeden Tag ein Schlückchen der Flüssigkeit in die Gläser gaben.
Anfangs waren die Kampffischlein noch so klein, wie gerade das Weisse am Kleinfingernagel meines Sohnes Paul, und durchsichtig noch dazu.
Aber sie hatten schon ein absolutes ortsgebundenes Kampffischgehabe, ähnlich wie Barsche, die ja auf auf "IHR" Heim fixiert sind.
Das heisst, jeder dieser Winzlinge hatte sich an "seiner" Wasserpflanze ein Örtchen rausgesucht, dass er als SEINs betrachtete. Stand da jetzt total wichtig unter dem Miniwedel seiner Pflanze, und schoss raus, sobald ein Winz-tümpellebewesen vorbeichwamm, um es zu schnappen.
Auf diese Weise hatten wir nun 78 Einkoch- und Marmeladengläser mit Kampffischen in der Küche.
Das ging nicht lange gut, da der damals Angetraute reklamierte, ER wolle nicht mit 78 Kampffischen in einer Küche wohnen! - Entweder die Kampffische - oder er.
Tja.
Diese erste Generation wurde dann unter Freunden aufgeteilt oder zurückgeschüttet ins Aquarium und von den Elternfischen gefressen.
Aber letztlich bin ich dann doch bei den Fischen geblieben.
Liebe Grüsse,
Geli
beim Einlesen in dieses Forum stiess ich gerade auf das Thema Kampffische, und möchte als "Mama" diverser Generationen solcher Tiere, etwas darüber erzählen.
Wobei ich, meiner Lust am Erzählen frönend, mich auch mit Anekdotischem beschäftigen möchte.
Die Geschichte meiner vielen Aquarien, die auch mit dazu beitrug, meine Ehe zu beenden, begann mit einem Zufall:
Sie begann, als mein Sohn Paul mit vier Jahren von einer Wespe gestochen wurde. Genau zwischen die Augen! Der arme Kerl war so zugeschwollen, dass er nicht mehr in den Kindergarten gehen konnte und aussah wie ein Pekinese.
Um das tierliebe Kind mit irgendwas abzulenken, kaufte ich ein kleines Aquarium, vielleicht 40x 20cm, was auf der Küchenanrichte vor dem Ostfenster Platz fand. Ich wollte das nicht groß übertreiben mit technischem Klimbim, und da ich als Heranwachsende lange Zeit Aquarien hatte, wusste ich, für manche FIschsorten braucht man nicht mal einen Filter, wenn das Becken eingefahren ist, auch keine Leuchtstoffröhren, wenn es gut steht, wohl aber eine Heizung.
Also fiel unsere Wahl auf drei Kampffische. Ein wunderschönes Männchen in dunkelrot und blau und zwei kleine Weibchen. Wir richteten das Becken herkömmlich ein, also mit grobem Sandboden hübschen Steinen und einer Reihe feingliedriger Pflanzen.
So. Und nun geschah was keiner vorausgesehen hatte: Das schöne Männchen wurde von dem einen "Weibchen" totgebissen.
Mein Sohn Paul heulte Rotz und Wasser. Aber binnen Tagen wurde eine Veränderung bei diesem "Weibchen" bemerkbar. Ihr wuchsen auf einmal die schönen, langen, männlichen Flossen.
Alsbald begann sie - sorry: er - in der linken Ecke des Aquariums, wo die Pflanzen bis oben reichten und ihm ein müheloses "Andocken" zwischen Pflanzen und Aquarienwand erlaubten, ein grosses Schaumnest zu bauen.
Und dann liebten sich die beiden kleinen Fischchen, gut zu beobachten, morgens in der Ostsonne. Das Weibchen sonderte Eier ab, die das Männchen befruchtete, indem er das Weibchen umschlang. Und dann hurtig hinterhergeschwommen, sammelte er sie mit dem Maul auf, und spuckte sie ins Schaumnest. Und wieder liebten sie sich! Und wieder sammelte er die Eier ein! Aber zwischen den Zeugungsvorgängen und auch hinterher, hat er das Weibchen wörtlich " zum Teufel gejagt", aus sicherlich berechtigter Angst, sie würde die Brut fressen. Das Weibchen konnte nur dadurch entkommen, weil das Becken gut bepflanzt war! So gelang es ihr, sich immer wieder Mitte rechts hinter Steinen und dichten Pflanzen zu verstecken, während das Nest oben links war.
Ich glaube, ohne diese Versteckmöglichkeit des Weibchens kann eine Fortpflanzung nicht gelingen, sie wäre sonst vom Männchen totgebissen worden.
Ich habe das nach mehreren Generationen Kampffischen ebenso mit Makropoden ausprobiert, die ja wie die Kampffische auch in Reisfeldertümpeln leben. Das Weibchen braucht für die Zeiten der Paarung und darüber hinaus ganz klare Versteckmöglichkeiten.
Die Fischkinder sind zunächst nur Pünktchen, bis sie sich zu "Kommas" entwickeln. Das Männchen wacht eifersüchtig unter dem Nest, und sobald ein "Pünktchen" oder ein "Komma" herausfällt, sammelt er es mit dem Maul auf und spuckt es wieder hinein. Sollte sich da aber seine "Dame" bei dieser Aktion blicken lassen, wird die wieder bis auf den Tod gejagt. Es sei denn, es gelingt ihr, sich zu verstecken.
Auch halte ich Ostsonne für einen guten Stimmungsmacher für Fische, was die Befruchtung angeht.
Hinterher hatte ich 12 grosse Becken, aber des Becken auf der Küchenarbeitsfläche vor dem Ostfenster, war immer das fruchtbarste.
Und wie ging es dann mit unseren ersten Babykampffischen weiter?
Nun, die mussten ja von irgendwas leben, und jedes gekaufte Futter war irgendwie zu gross, verdarb vielleicht das Wasser, wenn es nicht gefressen wurde...?
Also gingen mein kleiner Sohn Paul und ich auf "Tümpelwasserfang".
Ausgerüstet mit wachen Augen, konnten wir sehen, wie winzige Viecher in diesem Wasser lebten und zuckten. Noch viel kleiner als die "Kommas", die wir zu versorgen hatten.
Wir suchten uns klare frische Tümpel aus, in denen möglicht keine Fische lebten, um Krankheitübertragung nicht Vorschub zu leisten.
Wir gossen täglich etwas von diesem Wasser ins Aquarium, und ich sag euch, die Wasserqualität im Becken war ohne Filter Spitze!
Schiesslich war es dann soweit, dass wir die Mini-Fischchen herausfangen mussten, damit sie nicht von Mutter hauptsächlich, und Vater, nachdem er die Brutpflege aufgegeben hatte, nebensächlch, gefressen wurden.
Wohin jetzt damit? - Gab nur eine Möglichkeit: Einmachgläser und Marmeladengläser. In jedes kam eine Ranke der vielgliedrigen Wasserpflanze ( Meine Güte, ich hab' doch den Namen vergessen), ein Teil Frischwassen, zwei Teile sauberes Tümpelwasser. Wir haben dann auch Tümpeltierchen angezüchtet, wovon wir jeden Tag ein Schlückchen der Flüssigkeit in die Gläser gaben.
Anfangs waren die Kampffischlein noch so klein, wie gerade das Weisse am Kleinfingernagel meines Sohnes Paul, und durchsichtig noch dazu.
Aber sie hatten schon ein absolutes ortsgebundenes Kampffischgehabe, ähnlich wie Barsche, die ja auf auf "IHR" Heim fixiert sind.
Das heisst, jeder dieser Winzlinge hatte sich an "seiner" Wasserpflanze ein Örtchen rausgesucht, dass er als SEINs betrachtete. Stand da jetzt total wichtig unter dem Miniwedel seiner Pflanze, und schoss raus, sobald ein Winz-tümpellebewesen vorbeichwamm, um es zu schnappen.
Auf diese Weise hatten wir nun 78 Einkoch- und Marmeladengläser mit Kampffischen in der Küche.
Das ging nicht lange gut, da der damals Angetraute reklamierte, ER wolle nicht mit 78 Kampffischen in einer Küche wohnen! - Entweder die Kampffische - oder er.
Tja.
Diese erste Generation wurde dann unter Freunden aufgeteilt oder zurückgeschüttet ins Aquarium und von den Elternfischen gefressen.
Aber letztlich bin ich dann doch bei den Fischen geblieben.
Liebe Grüsse,
Geli