impressionen von unseren rettungshundetrainings

AW: impressionen von unseren rettungshundetrainings

Sag, liebe Knuspi, magst nicht ein bisschen mehr erzählen von dieser Arbeit, wie Ihr auf die Idee gekommen seid, das mit Euren Hunds zu machen (ist ja nicht alltäglich), was die Voraussetzungen für eine Teilnahme sind, wie die Staffeln zusammengestellt sind (wie viele Hunds, welche Rassen, meine ich). Mich würde auch interessieren, wie lange die Ausbildung dauert, ob Ihr schon bei einem echten Rettungseinsatz dabei gewesen seid, und sonst auch noch jede Menge Dinge. Es würde mich freuen, wenn Du ein bisschen darüber erzählen würdest - ich glaube, ich bin nicht die einzige Interessierte.
Liebe Grüße,
ElliB:umarm:
 
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Rettungshundearbeit - The Beginning

liebe elli,

ja, das ist eigentlich gar keine schlechte idee, diesen thread hier als "informationsthread für rettungshunde-interessierte" zu verwenden. ;)

ich werde nur nicht alles auf einmal schreiben, sondern es in einzelthemen untergliedern, weil es doch sehr umfangreich ist und ich angst habe, dass mir dann die leser hier einschlafen... :cool:

heute erzähle ich mal, wie wir zur rettungshundearbeit gekommen sind.

mein erster "eigener" hund (zusammen mit meinem ex) war eine husky-hündin. der ex wollte sie nur als status-symbol, weil die rasse damals (1989) noch nicht sehr häufig war und hat sich vorher überhaupt nicht überlegt, welche auslastung dieser hund eigentlich braucht. er stellte mich eines tages vor vollendete tatsachen, 3 tage später war die hündin daheim. ich hatte nicht viel mitspracherecht, da er bezahlte und der hund untertags von seiner mama betreut wurde, weil wir beide arbeiten mussten. frau mama fand husky auch toll, also wurde da über meinen kopf hinweg entschieden. anfangs ging ex noch stolz gassi, weil der hund bewundert wurde, irgendwann war das zu mühsam und sie wurde fast zum reinen garten-hund.

mir tat sie so leid und ich suchte nach adäquater beschäftigung.

das damalige angebot an hundeschulen und vereinen war noch nicht so berauschend, nix passte für sie. ich habe mir alles angesehen, auch eine rettungshundestaffel - das hat mich sehr fasziniert und ich schwor mir insgeheim, mir den traum des rettungshundeführers irgendwann einmal mit einem eigenen hund zu erfüllen.

mit der hündin machte ich seinerzeit dann nur sehr lange spazierfahrten mit dem rad, wo sie sich richtig auskoffern konnte und im winter ließ ich mich von ihr auf der rodel ziehen. als schluss war mit der beziehung, musste ich die hündin schweren herzens beim ex und der mama zurücklassen - rang aber dem papa vom ex noch das versprechen ab, sie täglich mit dem rad auszulasten (weil der kurz davor in pension ging).
wie es der hündin erging, weiss ich nicht, ich hoffe, der papa hat sich an unsere vereinbarung gehalten. :cool:

als ich meinen göttergatten kennenlernte, erzählte er mir, dass er mit seiner ex einen schäfer-rottweiler-mischling hatte und mit diesem die rettungshundeausbildung begonnen hat. leider war der hund dermaßen unverträglich, dass die damalige staffel nicht bereit war, ihn weiter auszubilden. dennoch war er sehr fasziniert von dieser art der arbeit.

wir waren lange jahre ohne hund, da wir beide vollzeit arbeiteten. im jahr 2005 machte ich mich selbständig und wir beschlossen, dass nun die zeit reif wäre für ein kötertierchen, weil ich ja beruflich nun sehr flexibel war.

nach ein paar monaten suche fanden wir neo - er schien perfekt. es sollte ja ein hund sein, der mich im beruf begleiten konnte. neo ist ein husky-mix (die mama kannten wir - eindeutig ein husky! vater unbekannt.), ich fühlte mich auf vertrautem terrain und dachte, lange spazierfahrten am rad und rodelfahrten im winter wären genug auslastung für den hund. das konnte ich mir einteilen, also alles bestens.

dachte ich - aber denkste!
ich hatte wohl vergessen, mich zu fragen, was ausser dem husky noch in dem mix drinnen ist.

neo entpuppte sich als hyperaktives energiebündel, das immer und überall dran war, nie schlafen wollte, mir im auto ein lenkrad, einen blinkerhebel und einen himmel zerstörte - nach anschaffung einer box hatte er diese auch bald geschafft und wir waren fluggs bei box nummer 3 angelangt.
er brachte mich an meine grenzen, nicht nur einmal saß ich wie ein häufchen elend zusammengekauert am küchenboden und schluchzte meinen göttergatten an, dass ich ihn ganz bestimmt am nächsten tag am nächst gelegenen laternenpfahl anbinden und aussetzen würde.

unsere damalige hundeschule (animal learn) konnte uns nicht wirklich weiterbringen, obwohl wir regelmässig mit ihm von welpe an trainierten.

irgendwann lernten wir dann über ein hundeforum einen polizeihundeausbildner kennen, der nicht mit starkzwang, sehr wohl aber mit konsequenz im clickertraining arbeitete. wir meldeten uns zu einem seminar an, ab diesem zeitpunkt wurde alles besser.
dieser trainer mit jahrelanger erfahrung diagnostizierte ziemlich eindeutig, dass das vatertier von neo wohl ein malinois gewesen sein muss und machte uns klar, dass köterchen aus diesem grund eine adäquate geistige ausbildung bekommen muss.
sprich: hund muss intensiv denken, regelmäßig an seine geistigen grenzen gehen und eine echt anspruchsvolle aufgabe bekommen.

nun hatten wir gewißheit: dieser hund ist nicht dazu geboren, als begleithund einer selbständigen person einfach gemütlich nebenher zu laufen, da mußte mehr zeit investiert werden.

und da fiel es uns wie schuppen von den augen: wenn wir mehr zeit investieren müssen, dann sollte diese sinnvoll genutzt werden. wir wollten nicht sinnlos stunden am hundeplatz abhängen - dafür sind wir nicht geboren.

wir wollten uns engagieren, uns ein hohes ziel setzen. und was lag da wohl näher als rettungshundearbeit, für die wir uns beide aufgrund unserer vorgeschichte begeisterten.

ja, es würde jedes wochenende draufgehen, wir müssten einige unserer hobbies einstampfen, im dreck rumkugeln - egal welche witterung gerade vorherrscht.
aber wir wären nützlich, wir könnten in weiterer folge menschen in not helfen, unser hund würde vielleicht irgendwann mal ein menschenleben retten.

und so kam es dazu, dass wir nicht nur jedes wochenende mit gleichgesinnten bei jedem wetter im schmutz rumkugeln, zusätzlich noch jede menge theoretische ausbildung in unserer freizeit in kauf nehmen, unseren urlaub statt mit entspannenden reisen mit intensiven trainings zubringen und bereit sind, im einsatzfall nicht nur das leben unserer hunde, sondern auch unser eigenes aufs spiel zu setzen.

niemals täte ich tauschen wollen mit hundebesitzern, die entspannt zwei spaziergänge am tag mit ihrem köterchen unternehmen, regelmäßig in die hundeschule gehen und erholsame wochenenden verbringen.

wir haben unsere berufung gefunden! :blume2:
 
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Sehr schön hast Du das geschrieben, und total spannend! Überhaupt keine Gefahr des Einschlafens!
Danke,
ElliB:kuss1:
 
voraussetzungen für die ausbildung eines rettungshunde-teams

hab heute mal wieder zeit für theorie :D:

Ausbildung zum Rettungshundeteam - die Voraussetzungen.

Dauer: mindestens 2 Jahre bis zur Einsatzfähigkeit
Regelmäßiges Training (1-2 mal pro Woche)
Einsatzübungen
Unterordnung – Gehorsam
Gerätetraining
Auftritte in Schulen und bei Veranstaltungen
Der Hund soll gut sozialisiert, menschenfreundlich, bewegungsfreudig, gesund, mittelgroß und gut motivierbar sein.

Ausbildung zum Rettungshundeführer - EHRENAMTLICH:

Zeit und Bereitschaft regelmäßig in der Freizeit zu trainieren
Geduld
Zuverlässigkeit
Teamfähigkeit
Psychische und physische Belastbarkeit
Einfühlungsvermögen in den Hund
Bereitschaft zur Weiterbildung (bspw. in Erster Hilfe für Mensch und Hund, Funkverkehr, Orientierung mit Karte, Kompass, GPS ...)

Ausbildung Rettungshundeführer:

Erste Hilfe für Mensch
Erste Hilfe für den Hund
Funkverkehr
Orientierung mit Karte, Kompass, GPS
Cultural Awareness
Einsatztaktik
Grundlagen der Trümmerkunde (Schadenstellenmarkierungen, Schadenselemente, Basics Statik)
Grundlagen der Schneekunde für Lawineneinsätze

Die Grundausbildung des Rettungshundeführers (OHNE Hund) besteht aus zwei Modulen:

1) RRT-Basiskurs (Katastrophenhilfsdienstausbildung mit internationalen Szenarien): kaum Schlaf, extreme Witterungsbedingungen, komprimierte Theorieeinheiten, Praxiseinheiten mit unerwarteten Wendungen inklusive lebensgefährlichen Bedrohungen

2) internationale Einsatzübung (Zusammenarbeit mit etlichen Teams aus anderen Nationen) mit verschärften Bedingungen, Festigung des im RRT-Basiskurs erlernten Wissens.

Abgeschlossen wird mit einer theoritisch-praktischen Wissensüberprüfung, irgendwo in der Pampas mit Extrem-Szenarien.

Wenn diese bestanden wurde, darf der RH-Führer zur internationalen Trümmer-Prüfung antreten. Beobachter aus anderen Nationen, verschärfte Prüfungsregeln.

Aber das ist ein anderes Kapitel, to be continued.... :reden:
 
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und dann schieß ich zur auflockerung der theorie mal wieder ein paar fotos hinterher. :blume2:

im zuge der einsatzüberprüfung zum rettungshundeteam ist es auch notwendig, sich und den hund einer abseilübung zu unterziehen.

auch das muss geübt werden, zuerst im kleinen, mit geringer höhe.

dazu gibt es ein paar wirklich liebe fotos:

das zugpersonal samt trainerin und göttergatte mit neo:

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neo beim "aufstieg":

DSC_4817.JPG


neo "baumelt":

DSC_4819.JPG


neo, das "flaschenkind", angedockt an der leckeren leberwursttube:

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neo kurz vor der landung auf sicherem boden - "mann! ich LIEBE es, wieder unten zu sein!"

DSC_4824.JPG
 
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und dann kam mr. joejoe an die reihe. das riesenbaby in fast doggengrösse, das glaubt, ein chihuahua zu sein.

naja, irgendwie gelangte bei dieser hundegrösse sogar das stufenlos verstellbare abseilgeschirr an seine absolute obergrenze.

DSC_4828.JPG


herrli musste beim "hochstemmen" des doggen-mischlings dem zugpersonal schwerst-hilfe-arbeit leisten, während frauli hund an der leberwursttube andockte:

DSC_4830.JPG


so stemmt man einen 43-kg-köter ins seil - und NEIN, die leberwurst war nicht dafür gedacht, sie ihm direkt ins auge zu drücken, auch wenns so aussieht...

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joey "flaschenkind" (entzückend, ich weiß):

DSC_4837.JPG


"ich guck mir das mal interssiert von oben an - so hoch war ich noch nie "scheissaufdieleberwurst*:

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"just hang out for leberwurst"... the chilling out joey...

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jetzt gehts also wieder abwärts - "mir wurscht, hauptsache, leberwurscht...."

DSC_4844.JPG



:danke: für euer interesse und eure aufmerksamkeit! :umarm:
 
AW: impressionen von unseren rettungshundetrainings

grins

der joejoe ist ja oberklasse!!!

Ich stell mir grad meine "kleinen schoßhundis" dadrin vor*lach und hau mich weg....

Gibts da eigentlich eine Obergrenze im Gewicht?... ich denke ja schon, oder?

Also, allgemein, net nur zum " chillen " :D

Danke für deine Mühe! :umarm:
 
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hört sich sehr interessant an und vor allem sind die bilder super.
ich bewundere die menschen die soetwas machen.
 
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Danke für die Fortsetzung! (Is mir eh schon abgegangen) :kuss1: Die Fotos sind super!

Wahnsinn, was sowohl Frau/Herr als auch Hund da alles können müssen. Für meinen Woody wäre das nix, der würde aus dem Knurren gar nicht mehr rauskommen. :(

Ich habe einmal Fotos von einer Frau gesehen, die mit ihrem Yorkie RH-Arbeit gemacht hat.
 
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Danke für die Fortsetzung! (Is mir eh schon abgegangen) :kuss1: Die Fotos sind super!

Wahnsinn, was sowohl Frau/Herr als auch Hund da alles können müssen. Für meinen Woody wäre das nix, der würde aus dem Knurren gar nicht mehr rauskommen. :(

Ich habe einmal Fotos von einer Frau gesehen, die mit ihrem Yorkie RH-Arbeit gemacht hat.

kannst du noch fotos davon auftreiben?

mich interessiert die RH-arbeit mit kleinhunden immer besonders. die können total nützlich sein, wenns darum geht, in engen trümmerbereichen leute aufzuspüreen. dazu sind unsere grosshunde oft nicht in der lage.

wir haben in unserer orga einen puli, der total ambitioniert sucht. :)
 
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Klasse erzählt und tolle Bilder!:cool:
Weiter so.
Finde die Arbeit auch total interresant. :cool:
Aber mit meinen Fellbubsen kann ich nur davon träumen.:rolleyes:
 
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kannst du noch fotos davon auftreiben?
mich interessiert die RH-arbeit mit kleinhunden immer besonders.
Ich habe stundenlang herumgesucht, aber ich finde nichts, absolut nichts. Es ist ja schon einige Jahre her und ich glaube, es war eine Story im WUFF. Die Bilder von dem Yorkie in den Trümmern haben mich damals so beeindruckt, dass ich sie heute noch im Hirn habe. Tut mir wirklich leid, liebe Uli! :umarm:

Aber mit meinen Fellbubsen kann ich nur davon träumen.:rolleyes:
Mir geht es da nicht besser! Woody knurrt und beißt, Egon ist ein absolut unfolgsamer Yorki. Er wird in zweieinhalb Monaten 14 und das einzige, was er (sehr unwillig) macht, ist Sitz. Oft denke ich, wie froh ich bin, dass der nicht größer ist... :( Naja, Hauptsache, unsere Lieben sind gesund. :umarm:
 
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