AW: Ist der Hund ein Fleischfresser?
Und welche Beutetiere frisst der Vorfahre, der Wolf?
Je nach Jahreszeit und lokalen Verhältnissen:
Insekten, Würmer, Mäuse, Fische, kleine Nager, Rotwild, Rehe, Kälber, Lämmer, Bisons und Moschusochsen, etc.
Bis auf geringe schwer- oder unverdauliche Reste (Sehnen, stark mineralisierte Knochen, große Teile der Haut oder Haare/Fell)
wird das Beutetier fast vollständig gefressen und liefert damit nicht nur Eiweiß und Fett (Hauptkomponenten in der Muskulatur beim Fleisch), sondern weiteres, was nicht oder nur in geringen Mengen im reinen Fleisch enthalten ist, aber außerordentlich wichtig ist.
Wie zum Beispiel:
- der
Kalziumbedarf wird aus dem Skelett des Beutetiers gewonnen,
-
aus dem Blut des Beutetiers erfolgt die
Deckung des Natriumbedarfs,
-
Fettlösliche Vitamine und Spurenelemente werden aus den hochverdaulichen Organen, insbesondere Leber und Nieren, Herz
und auch aus den nicht ganz so hochverdaulichen Organen, wie Milz, Lunge etc. zugeführt,
-
Die wasserlösliche Vitamine (u.a. Vitamin B und C) zum Teil
aus Magen- und Darminhalt des Beutetiers,
- Die
wichtigen essenzielle Fettsäuren werden aus dem
aus dem Körperfett des Beutetiers gedeckt,
-
Für die Funktion des Verdauungskanals des Wolf unentbehrlich sind, z.B.
faseriges pflanzliches Material aus dem Magen-/Darminhalt des Beutetiers, etc. also unverdauliche Komponenten müssen für ein funktionierende Verdauung/Peristaltik aufgenommen werden.
Somit ist
das komplette Beutetier
Lieferant für sämtliche für den Karnivoren lebensnotwendigen Nährstoffe.
Das komplette Beutetier stellt damit eine vollwertige Mischkost dar.
Eine selbst hergestellte Futterration für den Hund, die ausschließlich aus Fleisch besteht, ist somit nicht vollwertig und auf keinen Fall, das „Non plus Ultra“.
Der Wolf nimmt, je nach Versorgungslage und Angebot, auch pflanzliches Material auf:
- Früchte
- Gräser (siehe Pseudogetreide)
- Wurzeln
- Blätter
- Evtl. auch Exkremente anderer Tiere
- Und sonstige Abfälle
Der Wolf kann sich also ebenfalls, in gewissen Grenzen, an unterschiedliche Futterarten anpassen. Diese Fähigkeit beisitzt auch der Hund. Der Hund ist also hinsichtlich Verdauungskanal und Stoffwechsel nicht so extrem auf die ausschließliche Aufnahme von Nahrungsmitteln tierischer Herkunft fixiert wie anderen Karnivoren (Feliden).
Diese Anpassungsfähigkeit von Verdauungskanal und Stoffwechsel erleichtert die selbst zubereitete frische Fütterung des Haushundes erheblich. Der Hund kann auch in gewissem Maß auch zum Omnivor (Allesfresser), wie der Mensch, werden.
In der Vergangenheit und nicht nur in der jüngsten Vergangenheit, erhielten Hunde nach lang dauernden Verfolgungsjagden oder anderen Arbeiten, überwiegend Hundebrot/aufgeschlossenes Getreide.
Der Hund hat sich also schon in der Vergangenheit an die verfügbare Nahrung anpassen müssen, was aber nicht heißen soll, dass er deswegen, nicht mehr artgerecht, entsprechend seinem Verdauungstrakt
(eines Wolfes) ernährt werden soll, nur weil er diese wunderbare Anpassungsfähigkeit hat.
Der Hund ist beim Nahrungsangebot, der Nahrungszubereitung (ob selbst zubereitet oder durch öffnen der richtigen Tüten/Dosen)
vom Menschen abhängig.
Der Haushund hat keine Wahl.
Er muss fressen, was ihm vorgesetzt wird.
Beim Haushund, trägt der Mensch die Verantwortung für die artgerechte Ernährung seines Hundes.
Der Hund sollte weder hundert Prozent, wie ein Mensch noch wie ein Wolf ernährt werden oder die Ernährung ganz und gar der Industrie überlassen werden. Meine Meinung,
sollte das Ziel eine individuelle, soweit wie möglich optimierte, artgerechte frische Ernährung sein.
Eine
langfristig gesunde und artgerechte Ernährung des Hundes, die oft flexibel angepasst werden muss, ob wegen Gewichtsminderung/-erhöhung oder Krankheit, kann nicht nur nach "pauschalen, menschlichem Gefühl" und/oder auf irgendwelchen pauschalen Berechungsformeln (ob prozentmäßig anhand des Körpergewicht oder so exakt und übertrieben wie die Fertigfutterindustrie) basieren.
Bei pauschalen Fütterungspraktiken, ohne Wissen über Hund und Verdauungstrakt, neigt der Mensch dazu, seine menschlichen Ansichten über Ernährung auf den Hund zu übertragen. Was die Folge hat, dass die Ernährung des Hundes, zu vermenschlicht wird. Ist der Halter u.a. ein Mensch ist, der selbst keinen großen Wert auf die eigene „artgerechte“ Ernährung wert legt, dann wird die Ernährung des Hundes in aller Regel, nicht anders ausfallen. Diesteigenden Risiken/Erkrankungen durch eine Fehlernährung beim Menschen, sind wissenschaftlich erwiesen und nehmen stetig zu. Aus diesem Grund lohnt sich der Einstieg in die "Wissenschaft der Ernähung von Mensch und Hund"
Ich bin der Meinung, mit einigen Kenntnisse über,
- den Nahrungsanspruch/-bedarf des gesunden Hundes,
- je nach Umstände, den Nahrungsanspruch/-bedarf bei speziellen Krankheiten,
- die Verträglichkeit und die Verdauung der Futtermittel,
- den Nährstoffgehalt verschiedener Lebensmittel,
- den Stoffwechsel der Nährstoffe,
- sowie die praktische Anwendung dieses Wissen,
kann man eine gesunde, artgemäße und frische Ernährung des Hundes sichern, seine Gesundheit, Leistungsfähigkeit erhalten und fördern. Und zwar auf eine ganz natürliche und selbstverständliche Art und Weise, ohne ganz und gar von irgendwelchen industriellen Produkten abhängig zu sein.
Da die Ernährungsforschung beim Hund einen hohen Stand erreicht hat, sollte man auf dieses anerkannte Fachwissen als Ausgangsbasis zurückgreifen, als Richtwerte/Faustzahlen, um damit das „Beutetier“ für unsere Hunde, so optimal wie möglich nachzuahmen/selbst zu zubereiten. Was nicht bedeuten, soll, dass man sich an irgendwelche Bücher/Richtwerte/Faustzahlen/oder sonstige Dogmen stur heil halten soll, oder gar alles einfach 1:1 auf den/deinen Hund übernehmen sollte (siehe oben, das wäre auf keinen Fall, eine individuelle Ernährung des Hundes).
Grundsätzlich etwas langfristig einfach 1:1 auf den individuellen Hund zu übernehmen/anzuwenden ist meine Meinung, falsch und es sich, dem Halter, zu einfach gemacht/suggeriert. So kann es langfristig nicht funktionieren, denn JEDER Hund ist ein Individuum. Das merkt der Halter spätestens bei auftretenden gesundheitlichen Problemen. Das Wissen um dieses Individuum Hund, muss auf jeden Fall in die jeweilige frische Fütterung mit einfließen. Die individuelle, frische, gesunde und artgerechte Fütterung hört sich komplizierter an, als es ist, weil wir das natürliche Gefühl für eine gesunde Ernährung des Hundes verloren haben, warum auch immer.
Dies zu erkennen und den Wunsch zu verspüren, seinen Hund, dieses einmalige Individuum mit frischen Lebensmitteln artgerecht und gesund zu ernähren, ist der Anfang. Alles weiter kommt mit der eigenen Routine und mit dem stetig wachsenden Wissen über die frische Ernährung des Hundes. Mit etwas Übung und den richtigen Gesprächspartner, die wir hier im Forum gern für Euch sein wollen, ist es ein Kinderspiel, seinen Hund so natürlich wie möglich zu ernähren. Auch und besonders bei Krankheiten.
Meine Erfahrungen/Meine Meinung:
Die Belohung für das harte Arbeiten um das Wissen über die Hundeernährung, ist der gesunde (oder wieder relativ gesünderer Hund, wenn er vorher krank war oder noch ist). Ja, sogar ein wesentlich glücklicher Hund, der Freude am Fressen hat und kaum erwarten kann, das er sein frisches Futter bekommt.
Die Gesundheit, das Aussehen des Hundes, alles ändert/entwickelt sich unglaublich schnell zum positiven.
Ich kann von meinen Hunden behaupten (die beide krank sind), dass auch die Lebensfreude/Energie durch die richtige Frischfütterung sich extrem verbessert hat, im Gegensatz zu den Zeiten, wo ich Industriefutter gefüttert habe.
Das ist kein Wunder, das ist ganz natürlich, wenn sich bewußt ernährt wird. In frischen hochwertigen Lebensmitteln, wenn möglichst Bio-Qualität, steckt eine Menge an natürlicher Bioenergie, natürlichen Vitamine, Mineralien, Spurenelementen, etc., die dem Hund nun zur Verfügung stehen. Frische gesunde, hochwertige Lebensmittel kann kein Industrieprodukt dieser Welt ersetzen. Keine künstliche Vitaminen, denauturierte Produkte, etc., die die Industrie in ihren Fertigprodukten anbieten, kann weder im Human noch im Tierbereich die frischen, natürlichen, hochwertigen Lebensmittel ersetzen. Die Basis eines gesundes Lebens definiert sich u.a. an dem, was ich diesem hoch komplexen System „Körper - Organismus“ langfristig zuführe.
Dieses „normale, sehr alte und selbstverständliche Wissen“ um eine artgerechte Ernährung des Hundes, welches leider immer mehr abhanden kommt, aber schon von vielen Generationen vor uns und VOR der Fertigfutterindustrie, praktiziert wurde, sollte in einer optimierten und individuellen Form wieder selbstverständlicher Alltag in der Hundfütterung werden. Wir sollten es nicht zulassen, das die Fertigfutterindustrie fast ausschließlich über die Ernährung unserer Hunde bestimmt und wir unseren Hunden nur noch „braune Kügelchen“ füttern. Aber auch die einfach übernommene Gegenrichtung, die Dogmen einer pauschalen, alles ROH-Fütterung, kann leicht in einer einseitigen falschen Richtung laufen, wenn nicht Vernunft und Wissen die Oberhand behält.
______
Quellen:
Meyer, Helmut und Zentek, Jürgen: Ernährung des Hundes, Grundlagen-Fütterung-Diätetik, Parey Verlag Stuttgart, 5. Auflage, 2005
Wikipedia, Die freie Enzyklopädie http://de.wikipedia.org/wiki/Evolution (Aufgerufen 05.11.2007 15.11)
Wikipedia, Die freie Enzyklopädie http://de.wikipedia.org/wiki/Domestizierung (Aufgerufen 05.11.2007 15.34)
Copyright (C) Gertrud (Boxermaus)
Februar 2008