AW: Welche exotische Tiere kann man in der Wohnung halten?
Huhu Alle, Hallo Suedwind,
ich habe Deinen Beitrag mit den Fotos auch gelesen - obwohl ich normalerweise nur bei Hunden gucke- und fand, dass der kleine Kerl aussergewöhnlich heiter und putzmunter aussah, wie er da auf Tochter, auf und am Bett herumturnte!
Ich habe da keinerlei negative Gefühle gehabt, denn ich finde, dass Reptilien wie gerade Bartagame, trockenheitsliebende Schildkröten, auch andere trockenheitsliebende Echsen, durchaus wunderbar in der Wohnung herumkrauchen können, auch, geschützt gegen Fressfeinde, in warmen, heißen Sommern, im Garten und auf der Terrasse/Balkon.
Genau dadurch gewinnen sie doch ein Stück interessanten Lebensraum für sich zurück, der ihnen durch die Hälterung in Terrarien verschlossen bleibt!
Gleichzeitig, beim Laufen in der Wohnung, auf dem dazugehörigen Balkon, finden sie ein Stück Kommunikation mit dem Menschen, der ihnen, wenn es gut läuft, ersatzweise als Kommunikationsgefährte ihrer eigenen Art dient.
Obwohl man den Reptilien gemeinhin nur ein Reptiliengehirn zuschreibt, halte ich sie doch für so intelligent, dass sie schnell spüren, wie sehr sie in ihren Terrarien Lebens- und Reizarm verkümmern. Bartagame mögen sich dem Menschen vertrauensvoll anschließen, und wenn ich jetzt sage, dass auch Schildkröten dies tun, mag mich mancher auslachen.
Aber stinknormale Landschildkröten haben eine eigene Sprache, sie knacken trocken oben im Hals, plinkern dabei mit den Augen, und unterstützen ihre Meinung mit ruckartigen Auf- und Abbewegungen des Kopfes.
Ein Mensch kann mit ihnen reden!
Wenn ich heute mal mit den Enkeln meiner Freundinnen im Zoo bin, und eine Riesenschildkröte höflich "anknacke", antwortet die immer noch genauso, wie die Schildkröten, die ich seit meiner Kindheit hatte. Sie knackt zurück, plinkert mit beiden Augen. Plinkere ich mit links, plinkert sie auch mit links, plinkere ich mit rechts, plinkert sie auch mit rechts, alles begleitet von ruckartigem Auf- Und Abbewegen des Kopfes, was ich dann auch tue, da es zum "Gespräch" dazugehört. Natürlich weiß ich nicht, was sie im Einzelfall sagen! - Aber es ist eine Art Kommunikation, die bei ihnen durchaus Wohlbefinden auszulösen scheint.
Als ich 26 war, wurde die letzte meiner Schildkröten ( eine griechische, ca. 18 Jahre alt) auf den Kanarischen Inseln ( wir hatten dort ein Haus) in ihrem Freigehege von einem großen Greifvogel geholt, da hatte ich arglos zu wenig Vorsorge getroffen, sie vor solchen Feinden zu schützen, denn in deutschen Großstädten, oder auch in London, wohin sie auch mit mir übersiedelten, war dieses Risiko gering.
Aber jedenfalls habe ich meine letzten zwei Schildkröten so gehalten, wie Du Deinen Bartagamen! Sie liefen, nachdem ich aus meinem Elternhaus ausgezogen war, frei in der Wohnung herum, bekamen morgens ihr Futter auf einem größeren Brett, das ich auf einen frühen Sonnenfleck in der Wohnung gelegt hatte, und dort käckelten sie dankenswerter Weise auch, und nicht auf meinen gelben Teppichboden. Von hieraus hatten sie im Sommer Zugang zum Südbalkon, der ein Klettergebirge aus Sandstein für sie bereit hielt, mitsamt unten gelegener Höhle, falls es ihnen zu heiß wurde.
Oder in anderen Wohnungen hatten sie Zugang zu eingegrenzten Bezirken des Gartens. Dafür überwanden sie auch Gartentürtreppenstufen, runter und rauf, wie in der Wohnung in London, wobei ihnen genau dieses Klettern ungeheuren Spaß machte.
Nachts schliefen sie in extra für sie gebauten Schildkrötenhäusern in der Wohnung, die sie allabendlich aufsuchten. Das waren selbstgebaute Pappmascheedinger, die Steine und Höhlen imitierten, und die sich im Wohnraum sogar noch gut machten. Darin kratzten sie sich allabendlich "Pseudogänge", bis sie einschliefen.
Also, man kann mit Reptilien eine Wohnung teilen, und ich denke, auch
Bartagame gehören dazu.
Ich bin mit meinen letzten zwei Schildis zwar nicht Autogefahren und baden gegangen, aber ich nahm sie doch mit: Neben Deutschland, London und der kleinen Insel La Palma, lebten sie eine Zeitlang in Uganda. Wobei Uganda am schwierigsten war: Zeitweilig viel zu feucht für sie, hielten sich fast nur noch im Haus auf, wo sie auf den trockenen Steinböden, mitsamt ihren Schildkrötenhäusern, wiederum ein gutes Auskommen fanden, und gerne auf Kleinviecher wie die weißen, geflügelten Ameisen lauerten, die ihnen die Geckos angebissen von der Zimmerdecke runterwarfen, weil die so viele davon gar nicht fressen konnten. Blöderweise gab es keinen Winter, und kein deutliches Absinken der Außentemperaturen, aber ich wusste mir zu helfen, indem ich sie in den kalt temperierten Keller schaffte.
Ach so, die vorletzte Schildi, eine russische Landschildkröte, ist in Deutschland fortgekommen: Irgendwie gelang es ihr, den Zaun ihrer Umfriedung im Klettergelände im Garten zu untergraben.
Der italienische Besitzer des gegenüberliegenden Kiosks teilte mir nur mit, ja, er habe sie gesehen, sie sei Richtung Innenstadt gelaufen. Dann habe ein Auto angehalten und die Schildkröte mitgenommen.
Da war Merkur-Meteor sicherlich schon 16 Lenze.
Habe ich sie nun gut gehalten? Habe ich sie schlecht gehalten?
In wirklich freier Wildbahn wären sie sicherlich älter geworden!
Aber wo ist die Wildbahn heute noch wirklich frei???
Ich glaube jedenfalls, dass eine trockenheitsliebende Echse, die aus ihrem Terrarium herauskommt, mehr Lebensqualität hat, als eine, die darin bleibt.
Ich kann mir sogar auch vorstellen, mit einem Bartagamen Sommers Autozufahren. Warum nicht? Wenn er es kennt, bei guten Temperaturen so ausgeführt zu werden, kann es doch durchaus interessant für ihn sein?
Aber wie machst Du das mit dem Badengehen, Suedwind? - Nimmst Du ihn dann an die Leine??? - Oder bleibt er von sich aus in Euerer Nähe?
Einen lieben Gruß,
Geli :blume2: