Amira – ein Geschichte zwischen leben dürfen und sterben müssen...

Sinaa

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10 April 2005
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Kelkheim
Wegen eines Welpen, den wir impfen lassen wollten, kamen wir in die Praxis. Da lag sie, traurig schauend, still und eingeschüchtert und mit starken Schmerzen in einem Körbchen unter dem Regal mit den Futtermitteln. Ihr Bauch war dick und rund, so dass wir annahmen, sie sei hoch trächtig. Ihre rechte Pfote war blutig mit tiefen Fleischwunden und ihr linkes Vorderbeinchen war äußerst schmerzempfindlich. Amira - wie wir sie später nannten - war in der vergangen Nacht von Touristen gebracht worden. Sie hatten beobachtet, wie die kecke unbedarfte Kleine am belebten Hafen von Santorini überfahren wurde. Keiner kümmerte sich um das überfahrene Tier, also brachten die Touristen sie zur Tierärztin nach Messaria. Da lag sie nun hilflos, verletzt und einsam. Frau Dr. Valvis sagte uns, sie wisse nicht ob etwas gebrochen sei oder ob sie innere Verletzungen habe, sie werde sie wohl einschläfern, denn sie gehöre niemanden der sich kümmern kann und ein Tierheim wo man sie hätte lassen können gab es ja nun auch nicht mehr auf “unserer“ Insel nachdem die Gemeinde es uns vergangenen Winter einfach platt gemacht hatte, ...also was könne sie anderes tun? Hier in der Praxis könne Sie sie nicht behalten. Sie wisse ohnehin nicht wie schwer sie verletzt sei und womöglich würde sie es sowieso nicht überleben. Wir kauerten uns zu Amira auf den Boden und streichelten sie. „Armes Mädchen.“ Ganz sachte bewegte sie ihre Schwanzspitze hin und her. Wir wussten, wenn wir sie hier lassen würden, würde sie den morgigen Tag nicht erleben. Aber wenn wir sie mitnehmen würden, müssten wir sie den ganzen Tag mit uns herum schleppen, im heißen Auto, auf unseren Tierschutzeinsätzen quer über die Insel. Nachts unerlaubter Weise ins Hotel schmuggeln wäre noch die geringste Sache, aber würde ihr kleiner verletzter Körper diese ganzen Strapazen mit uns überhaupt verkraften? Wir fragten noch mal nach, telefonierten herum, aber keiner erklärte sich bereit, die Kleine bei sich aufzunehmen. Leise Seufzer entwichen Amira bei jedem Atemzug und ihre Augen sahen uns sehnsüchtig und Hilfe suchend an. Und dieser dicke Bauch - sie sah aus, als würde sie sehr bald schon Junge bekommen. Wir fragten die Tierärztin, ob wir da richtig liegen mit unserem Verdacht und sie meinte, dass das gut möglich sei, aber der dicke Bauch durchaus auch vom Unfall kommen könne z.B. von inneren Verletzungen. Egal wie die Situation auch war, wir konnten doch unmöglich zulassen, dass diese kleine süße Hündin einfach aufgegeben und eingeschläfert würde - wenn wir sie mit uns mitnahmen, würde sie uns eventuell in den nächsten Stunden versterben und das Ganze wäre völlig umsonst und eher noch Quälerei gewesen, aber Amira hätte so immerhin eine Chance. Also nahmen wir sie mit uns mit. Wir fuhren äußerst sanft, aber dennoch, für einen frisch überfahrenen Hund war das alles andere als ein Zuckerschlecken. Ins Hotel zurück konnten wir tagsüber nicht. Bei Helligkeit hätten wir sie niemals mit hinein schmuggeln können. Also fuhren wir zu dem einzigen Strand mit Bäumen auf Santorini, nach Monolitos, und verbrachten dort im kühlen Schatten die folgenden Stunden. Amira überstand den Tag und die Nacht. Zaghaft nahm sie kleine Portionen Futter an. Es war Wochenende und so konnte vorerst nichts Weiteres gemacht werden. Aber zwei Tage später, am Montag, ließen wir sie röntgen. Es stellte sich heraus, dass sie einen komplizierten Bruch am rechten Vorderpfötchen direkt unterhalb des Gelenkes hatte. Ohne OP würde das Bein steif werden. Doch hier auf der Insel konnte man das nicht operieren, dazu hätte sie nach Athen gemusst. Eine Schwangerschaft konnte im Röntgenbild nicht nachgewiesen werden - Amiras Bauch war jedoch unverändert dick. Innere Verletzungen konnten immer noch nicht ausgeschlossen werden. Ihre Prognose war also nach wie vor kritisch. Inzwischen hatte sich wohl auch ein “Besitzer“ von der Kleinen gemeldet, aber der hatte kein Interesse ihr zu helfen. Er wolle sie nicht wieder haben, die Tierärztin solle damit machen was sie wolle, er würde dafür kein Geld ausgeben. Wieder stand im Raum die Kleine einzuschläfern - in der Praxis könne sie nicht bleiben, wir wären ja auch nur noch eine Woche da und es gäbe dann keinen Ort wo man sie lassen könne, also sei die Euthanasie die einzige vernünftige Lösung, es sei denn, wir würden Amira auf unserem Rückflug direkt mit nach Deutschland nehmen. Unser Entschluss stand fest… Sie bekam einen festen Stützverband, um ihr Beinchen so gut wie möglich zu schützen. Wir konnten ja nun nicht alle andere Tierschutzarbeit vergessen, es waren noch so viele Hunde auf der Insel, die Hilfe brauchten. Also mussten wir Amira vorsichtig und behutsam überall mit hinnehmen, wo wir im Einsatz waren. So vorsichtig wir dabei auch vorgingen, es war eine harte Zeit für Amira, eine ganze Woche mit diesen Verletzungen zu verbringen. Doch Amira war einfach nur lieb, freute sich über jede Zuwendung und ertrug all ihre Schmerzen ohne Murren. Auch ihr dicker Bauch wurde langsam weniger. Sie war tapfer und mutig… und im Grunde voller Lebensenergie. Dann kam endlich der Tag des Rückfluges. Amira flog in der Passagierkabine in einer kleinen Hundetasche mit uns zurück. In Deutschland war bereits alles für sie vorbereitet, ein OP-Termin bereits ausgemacht und unser Vereinsmitglied Kerstin Klepper holte Amira direkt vom Flughafen ab um sie nach Gießen in die Universitätsklinik zu fahren. Dort wurde Amira bereits am nächsten Tag operiert. Anschließend hatte die Kleine “Stuben-arrest“ – so wenig Bewegung wie möglich, alle drei Tage Verbandswechsel. Noch in diesem Zustand fand sich ein junges Paar, das sich in Amira verliebte und sie haben wollte. Der Kontrolltermin in Gießen verlief sehr positiv. Der Heilungsprozess war mehr als zufrieden stellend. Amira benutzte ihr verletztes Bein wieder völlig normal, und fing sogar wieder an zu spielen und zu springen. Ein paar Monate später wurde bei einer zweiten OP der Draht, der die Bruchstelle fixiert hatte, herausgenommen. Inzwischen heißt Amira Emma und lebt glücklich in ihrer neuen Familie. Amira ist wieder völlig gesund geworden. Es ist nicht die geringste Behinderung zurückgeblieben. Amira lebt ! Sie musste nicht sterben, da wir zum richtigen Zeitpunkt am richtigen Ort waren, um ihr zu helfen…

Quelle: http://www.tierschutzverein-santorini.de/schicksal.html
 
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Hallo Sinna!!!
Bin froh das ,das gut aus gegangen ist aber es ist zum :weinen3: wie manche Leute mit ihren Tieren umgehn da werd ich richtig :wut1:
Lg. Ingrid und yara :hamster:
 
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