Pferdehaltung

grambi

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28 Februar 2007
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bei Freiburg im Breisgau auf einem Bauernhof
Nachdem wir über die verschiedenen Einstreuarten beim Thema der allgemeinen Pferdehaltung angekommen sind, nun dies hier als eigenes Thema.
Ich denke den wirklichen Pferdefreunden liegt eine artgerechte Pferdehaltung am Herzen, fragt sich nur, was tatsächlich "artgerecht" ist. Laut Tierschutzgesetz dürfen den Tieren keine unnötigen Qualen auferlegt werden etc., also kann sich fast jeder Pferdehalter herausreden, sein Pferd würde artgerecht gehalten werden.:confused:
Den meisten Pferden, die unter modernsten Bedingungen artgerecht gehalten werden, geht es ja zum Glück wenigstens nicht so richtig schlecht. Doch ob sie tatsächlich "glücklich" sind???

Meine Ausbildung zur Pferdewirtin, meine anschließende Gesellenzeit sowie die Meisterprüfung absolvierte ich auf einem Reiterhof mit etwa 160 Pferden. Am besten ging es Jungpferden und Zuchtstuten. Die wurden wirklich artgerecht in Herden gehalten, im Sommer Tag und Nacht auf der Weide. Im Winter waren dann die Jungpferde in großen Laufställen untergebracht, ich denke, eine doch sehr gute Haltung.
Anders sah es bei den eingestellten, meist Pensionspferden, aus. Sie waren alle in sehr geräumigen Boxen, bei guter Luft, Einstreu und Futter, und auch mit zumindest Sichtkontakt zum Nachbarn untergebracht. Im Winter kamen die meisten nur zum Reiten aus der Box. Im Sommer durften einige der Tiere zusätzlich (oder anstelle des Reitens) in die Führanlage oder für wenige Stunden alleine oder zu zweit auf eine Koppel oder Padock.

Natürlich habe ich in dieser Zeit und auf diesem Hof sehr viel gelernt. Und die Haltung ist wahrscheinlich bei der Größe der Anlage kaum besser zu meistern.
Doch mein Traum sah anders aus.
Heute bin ich diesem Traum der artgerechten Pferdehaltung schon ein Stückchen näher. :)
Auf unserem Hof Teilen sich momentan etwa 12 Pensionspferde und 7 eigene Stallungen, Weiden und das Personal.
Die Boxen sind groß, hell und luftig, und vor allem nur sehr wenig in Benutzung :) , da alle Pferde so viel wie möglich mit den Artgenossen draußen sind. Und das nicht nur im Sommer auf der Weide, sondern auch im Winter und bei schlechtem Wetter auf einer Ganzjahresweide. Während im Winter und bei wirklich schlechtem Wetter auch mal im Übergang oder Sommer die Pferde abends in den Stall kommen und morgens raus, steht während der übrigen Zeit nur ein winziger Rest von etwa 3 Pferden im Stall (leider), da die Besitzer noch immer etwas skeptisch sind, ob die Pferde nachts nicht doch lieber ihr "Bett" haben. Die anderen kommen täglich nur zu den Kraftfuttermalzeiten in den Stall und bekommen alles andere Futter auf der großen Ganzjahresweide.

So in etwa sieht mein Traum vom Pferdsein aus.

Allerdings sehen das nicht alle Pferdebesitzer und Reiter genauso. Vielen sind die Pferde bei uns einfach zu viel draussen. Manche meinen, wenn das Pferd den ganzen Tag draussen stehen muss, dann kann es nicht mehr geritten werden...

Unsere Pferde lassen sich sehr wohl reiten, auch wenn sie im Sommer Tag und Nacht draussen sind. Sie sind ausgeglichen und leistungsbereit. Das gleiche bestätigen uns auch unsere Einsteller, fast ausschliesslich Freizeitreiter, die zufrieden sind und dies immerhin auch von ihren Vierbeinern behaupten :jump1:

Natürlich gestehe ich jedem ein, sein Pferd auch in Stallhaltung, vielleicht ja wenigstens mit Padock oder stundenweisem Auslauf, zu halten. Und selbstverständlich verstehe ich auch, wenn ein Turnierpferd, was täglich hart gearbeitet wird, im Winter geschoren und bis zu den Ohren eingedeckt im warmen Stall steht.

Aber wäre ich solch ein Pferd - ich wäre bestimmt nicht glücklich!

Katrin
 
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AW: Pferdehaltung

Hallo,
es ist schon schlimm wieviele Pferde leiden auf Grund schlechter Haltung. Unser Pony steht in einem Offenstall im Herdenverband. Die Tiere können das ganze Jahr über mehrere Weiden, Sandplätze und Steinböden benutzen, es sind fast alles Barfußgänger. Durch die unterschiedlichen Bodenbeläge nutzen die Hufe sehr natürlich ab. Futter und Wasser sind weit auseinander um dem Bewegungsdrang der Pferde gerecht zu werden. Für schlechtes Wetter stehen den Pferden Stallzelte zur Verfügung. Ich finde die Haltung bei uns ist schon toll, trotzdem können wir Menschen den Pferden niemals 100% Gerecht werden.
Ich denke auch Deine Art der Haltung ist durchaus vertretbar.
Liebe Grüße
 
AW: Pferdehaltung

Hallo,
meine Pferde sind fast immer draußen, außer, es ist wirklich Sauwetter angesagt z.B. Dauerregen. Wir haben jede Menge Weideland, was natürlich auch jede Menge Arbeit bedeutet, denn einfach rausstellen, so wie die meisten Leute das machen, geht nicht. Weidepflege ist fast genauso aufwendig wie Stallhaltung. Wir haben auf den Weiden Baumkreise, d.h. natürlich Unterstände. Die Bäume sind so angepflanzt worden, dass sie einen Kreis bilden und im Sommer ein dichtes Dach aus Blattwerk tragen. Außerdem haben wir Winterweiden und einen Paddock, auf dem Unterstände stehen.

Ich denke, dass in diesen Massenbetrieben eine artgerechte Haltung nicht möglich ist, weil einfach die Weidefläche fehlt und, weil ganz viele pseudo- Profiereiter immer noch glauben, dass ihre Pferde sich draußen verausgaben.

Alles Quatsch. Warum haben denn Pferde die in Boxenhaltung leben nur noch eine Lebenserwartung von 8 Jahren? Weil die Stallhaltung sie krank macht. Ich halte meine Pferde seit Jahrzehnten im Offenstall bzw. Weidehaltung und stalle maximal nachts auf. Diese Haltung hat sich bewährt, wir haben sehr selten den Tierarzt am Stall, die Pferde sind ausgeglichen und leistungsstark, wir haben keinen Husten, Schnupfen und auch keine Verletzungen, weil die Weiden pferdegerecht eingezäunt sind. Auch wenn die Jungpferde ihre wilden Spiele spielen, passiert nichts. Koppen, Weben oder andere unerwünschte Verhaltensweisen, gibts bei unseren Pferden auch nicht. Ich würde mir auch wünschen, dass alle Pferdehalter endlich dahingehend denken, dass es ihren Pferden gut geht und nicht umgekehrt. Denn viele Leute scheuen sich einfach davor, ein matschverkrustetes Pferd zu säubern - da ist es einfacher, ein sauberes Pferd aus der Box zu holen....... auch, wenn das Pferd darunter leidet.

In der neuen Cavallo ist ein Bericht über einen Reitstall in Manhattan. Sowas abartiges habe ich noch nie gelesen. Da stehen die Pferde auf 5 Etagen, wenn man ausreiten will, muß man sich erstmal durch die Stadt quälen um dann auf einem 2,5 km langen Reitweg seine Runde zu drehen. Da frage ich mich: Wann sehen die Pferde, die dort stehen, eigentlich mal Tageslicht und war eines dieser Pferde jemals auf einer Weide????? Wie bescheuert muß man sein um sich dort ein Pferd zu mieten? Sorry, aber da ist mir echt die Hutschnur hochgegangen.... die Pferde werden im Kellergeschoß in einer Mini- Reithalle geritten und das von 6.30 h bis 22.00 h täglich. Den Pferden kann es
bei diesem neonbeleuchteten Leben schon fast recht sein, in eine dunkle, miefige Halle zu kommen um überhaupt mal zu erleben, was Bewegung ist.
Hoffentlich wird in Deutschland die Knasthaltung von Pferden irgendwann mal verboten.

Gruß
July
 
AW: Pferdehaltung

Noch eines: Ich arbeite für den Tierschutz - freiberuflich, bin also nicht fest dort angestellt - und sehe Tag für Tag, in welchem Zustand Pferde bei uns auf dem Gnadenhof ankommen bzw. von uns aus "verteilt" werden. Es kommen aber auch gesunde Pferde an, denen irgendwelche Krankheiten angedichtet werden.... damit man sie ohne schlechtes Gewissen abgeben kann. Alle Pferde weren aufgenommen bzw. in Pflegestellen gebracht. Was mich allerdings maßlos ärgert und was immer wieder vorkommt, ist, dass Tierschützer ihre Pfleglinge nicht weitervermitteln oder zu horrenden Preisen. 1 Beispiel: Eine Freundin von mir wollte ein richtig altes Pferd, ab 25 Jahre alt, bei sich aufnehmen, als Beisteller um dem Pferd noch ein paar schöne Jahre zu bereiten. Also, fanden wir das passende Pony, 30jährig, Arthrose, einfach alt und klapperig. Dieses Pferd befand sich auf einem Tierschutzhof. Es wurde abgeklärt, dass das Pony abgeholt werden kann. Am Tag des Transports rief meine Freundin nochmal an um zu fragen, wieviel Geld sie als Schutzgebühr mitbringen solle - wir sind von ca. 200 Euro ausgegangen. Die lakonische ANtwort der Tierschützer war: 450 (!!!) Euro! Ha! Ich habe meiner Freundin geraten, abzusagen. Denn das ist eine Unverschämtheit. Wenn einem Tier ein wirklich guter Platz geboten wird, wo es dem Tier an nichts fehlt, sollte auch der Tierschutz "ein Herz für Menschen" haben und sagen: "Nimm das PFerd mit, versorge es gut, dass ist unsere einzige Bedingung". Und es werden Tag für Tag mehr Pferde auf die Schutzhöfe verteilt. Im Grunde genommen "blockieren" diese Pferde, die vermittelt werden könnten, die Plätze für Pferde die in Not sind. Dass mußte ich heute mal hier loswerden, weil die ganze Geschichte am letzten Wochenende passierte und ich mich total augeregt habe. Ich habe selber zwei Tierschutz-Ponys bei mir im Stall, weil die schwierig sind und teilweise die Mitarbeiter auf dem Schutzhof angegriffen haben, weil die, so schade wie es ist, meistens als Tierpfleger ausgebildet sind - d.h. Erfahrungen mit Hunden und Katzen gesammelt haben, aber nicht mit "Nutztieren". So sind dann diese beiden "Exemplare" menschlichen Unvermögens bei uns gelandet. Ich würde beide jederzeit an den passenden Besitzer vermitteln - ohne Gebühr. Hauptsache die Umgebung und Chemie stimmt.

Durch fehlerhafte Haltung und Unkenntnis geraten etliche Pferde in Not. Dass sollte sich jeder überlegen, der sich ein eigenes Pferd zulegt. Wenn die Grundlagen nicht stimmen, wenn zu wenig Kenntnisse über Pferdehaltung vorliegen, lieber die Finger vom eigenen Pferd lassen und eine Reitbeteiligung suchen. Und dann, nach ein paar Jahren - und ein paar Wintern (!) - kann man nochmal überlegen, wie es mit einem eigenen Pferd aussieht. Die Naivität der Leute ist manchmal erschreckend. Ein Pferd ist kein Hamster, dass ist vielen nicht bewußt.

Gruß nochmal
July
 
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Hey Ihr!

Wir haben eine 5 ha große Koppel, dort stehen momentan 9 Pferde/Ponys drauf. Die Koppel sind über einen Gang mit dem Wasser, Offenstall und Futterplatz verbunden. Die 6 Koppeln werden ca 2-3 wöchentlich gewechselt. Im Winter ist nur die trockenste Koppel offen, damit die Grasnarbe möglichst wenig leidet. Der Offenstall hat die Maße 4x12 m, 3 Paddocks (10x7m) und eine Box (4x4m) stehen für den Krankheitsfall zur Verfügung. Im Sommer füttern wir nur Mineralfutter und haben einen Salzleckstein, im Winter Rübenschnitzel, Hafer, Gerste, Mineralfutter als Kraftfutter und Heulage als Rauhfutter.
Was haltet ihr davon?
Ich fühle mich dort sehr wohl, habe nach einigen Ställen mit positiven und negativen Erlebnissen festgestellt, das ich einen Stall in Eigenregie machen möchte. Mir ist wichtig, das meine Pferde immer draussen sind. Sie sollen sich viel bewegen können und immer etwas fressen können (Rauhfutter/Gras) damit ihr Magen kein Geschwür bekommt. Es kommt vor, das ich nicht reiten kann weil das Wetter zu schlecht ist, doch das ist mir es wert das ich gesunde und ausgeglichene Pferde hab.
Bin immer für Anregungen offen und freue mich, wenn mir Dinge gesagt werden, die vielleicht einfach noch nicht bedenkt hab.

Mondenschein
 
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