Reiten lernen - aber richtig

Vampira

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16 Oktober 2005
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Österreich / Wien
Hallo!

Wie Ihr alle wisst, lernt man hierzulande oder auch anderswo das Reiten zuerst an der Longe (7 m lange Laufleine). Das ist in meinen Augen unsinnig. Um an der Longe gleich richtig sitzen (im Gleichgewicht) zu können, muss man den "Drehsitz" beherrschen. Und der macht auch schon etwas fortgeschrittenen Reitern schwer zu schaffen. Das in Wendungen berühmte "in der Hüfte einknicken" ist sozusagen an der Tagesordnung. Wie also soll da ein Anfänger, der vielleicht zum ersten Mal auf einem Pferd sitzt, richtig sitzen? Ein Ding der Unmöglichkeit! Schon in den ersten Reitstunden wird er/sie mit Befehlen bombardiert, deren Sinn er/sie nicht versteht. Und wie soll er/sie auf so viele Dinge gleichzeitig achten? Ist er/sie doch nur ängstlich damit beschäftigt das Gleichgewicht auf dem Pferd zu halten! Und kann daher anderen Anweisungen niemals zufriedenstellend Folge leisten!
Ich würde hier vorschlagen, den Anfängern das Reiten erstmal auf geraden Linien beizubringen. Zum Beispiel könnte der Reitlehrer/die Reitlehrerin vielleicht auf seinem/ihrem Pferd oder einem anderen neben dem Schulpferd herreiten. Natürlich versteht sich da von selbst, das dies erst Mal an einem Führzügel geschehen sollte. So hat der Lehrer das Schulpferd trotzdem unter Kontrolle. Erst wenn der Reitschüler in allen drei Gangarten einen festen aber in die Bewegung einfühlenden Sitz erworben hat, bekommt er Zügel in die Hand und wird vom Führzügel befreit. Das sollte ohnehin oberstes Gebot beim Reitenlernen sein. Sich in die "Bewegung einzufühlen". Sind wir uns doch einig. Wievielen Reitern gelingt das auch nach Jahren noch nicht so richtig. Weil sie die Bewegungen des Pferdes nie richtig zu erfühlen gelernt haben.
Die Bewegungen des Pferdes erfühlen - das A und O der Reiterei, um im richtigen Moment treibend einwirken zu können. Wie oft sieht man Pferde zum Beispiel im Trab davon laufen, wenn ihre Reiter versuchen anzugaloppieren. Und das nur, weil die treibende Hilfe im falschen Moment kommt? Achtet mal genau in den nächsten Reitstunden darauf! Aber vielleicht passiert es ja Euch selbst immer wieder. Und was macht der Reitlehrer/die Reitlehrerin? Schimpfen, schimpfen und nochmals schimpfen. Solche Lehrer haben diese Berufsbezeichnung wahrlich nicht verdient. Haben sie doch nie gelernt auf ihre Schüler einzugehen. Ihnen zu erklären wie es ist, das mit dem "Bewegung erfühlen" und wann die treibende Hilfe deshalb erfolgen soll. Reitschüler die in der Obhut solcher Lehrer stehen, sollten die Reitschule schnellstens wechseln! Auch ich selbst mußte mich jahrelang mit solchen Lehrern rumschlagen, die auf mich nicht eingegangen sind. Solche Reitlehrer können ihren Schülern das Reitenlernen ganz schnell vermiesen, sodass sie zu anderen Sportarten überwechseln. Aber bei mir war die Liebe zu Pferden so groß, das ich beim Reiten geblieben bin.

Nun ja, genug geschwafelt. Ich weiß, das da einige nicht meiner Meinung sein werden. Sie steht ihnen ja auch zu! Dies sollte nur ein kleiner Denkanstoß für all diejenigen sein, die beabsichtigen einmal den Beruf "Reitlehrer/in" zu ergreifen. Schulpferde wie auch Reitschüler werden es ihnen danken.
 
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Also Anfänger sollten zuerst das Pferd verstehen lernen. Als 2 die Kontrolle vom Boden haben. Und dann beginnen im Schritt zu reiten. Bis hierher vergeht meistens ein Zeitraum von 6-8 Monaten.
 
AW: Reiten lernen - aber richtig

ich finde longe schon eine relativ gute methode um reiten zu lernen. natürlich brauch der reitlehrer das richtige feingefühl und muss erst mal darauf achten, dass der reitschüler den richtigen sitz bekommt und sich einfach an den pferderücken gewöhnt, bevor er sie "rumkommandieren", ihnen reiten lernen, kann.
wie man longenunterricht gibt und ob er spaß macht hängt vom reitlehrer ab.
 
AW: Reiten lernen - aber richtig

Hallo,

Longearbeit, wenn sie richtig ausgeführt wird, ist für die ersten 2 bis 3 Reiteinheiten ein absolut gute "Mittel" um Reitanfängern Sicherheit zu geben. Ich unterrichte selber seit 20 Jahren und benutze gerade bei Leuten, die zuvor noch nie auf einem Pferd gesessen haben, die Longe - oder, ich setze sie aufs Pferd und nehme das Schulpferd als Handpferd mit. Das ist auch o.k. An der Longe sind die Hilfen des Reiters kontrollierbarer. Fällt eine neuerlernte Hilfe also zu heftig aus, habe ich als Longeführer das Pferd schnell wieder unter Kontrolle und kann Schaden vermeiden. Gute Reitlehrer oder Trainer korrigieren ihre Schüler auch beim "einknicken in der Hüfte"..... .das hat nichts mit gerade Linien reiten zu tun, sondern mit der Qualität, wie derjenige, der unterrichtet, rüberbringen kann, was mit Pferd und Reiter passiert, wenn sich die "gängigen" Sünden einschleichen.

Gruß
July
 
AW: Reiten lernen - aber richtig

Übrigens habe ich die Erfahrung gemacht, dass ca. 70 % der Reiter überhaupt kein Gefühl für das Pferd unter sich haben, sondern einfach reiten ohne vorher überhaupt Unterricht genommen zu haben und ohne sich Gedanken darüber zu machen, was sie dem Pferd durch ihre Unwissenheit unter Umständen an Schmerzen zufügen.

Ich gebe Dir recht, dass es verdammt schwierig ist gute, ausgebildete Reitlehrer zu finden. Denn wer sich alles inzwischen Trainer, Ausbilder, Guru nennt, ist nicht gerade ein Volk von Ausbildern, die irgendwann mal gelernt haben, wie die klassischen Grundsätze der Reiterei aussehen. Und nicht alles was klassich ist, ist schlecht.......

Wer einen motzenden, schimpfenden Reitlehrer hat, sollte sich einfach einen suchen, der "paßt". Und keinen überarbeiteten, genervten Menschen, der einfach keinen Bock mehr hat zum 10000 mal die gleiche Korrektur zu erklären.

July
 
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AW: Reiten lernen - aber richtig

Hallo!
Schon lustig, dass Vampira, seit dem sie dieses Statement verfasste, also seit Oktober 05 gar nicht mehr hier war :clown2:
Dessen ungeachtet ist das Thema immer aktuell.

Reitunterricht ist nämlich sehr wichtig, wenn er gut gemacht ist.
Gut gemacht heisst für mich:

Wesen und Bedürfnisse des Pferdes vermittelt bekommen
Die Sprache des Pferdes erlernen, auch mit praktischen Beispielen ( "schau, jetzt macht er ein Spielgesicht, gleich wird er übermütig davon tollen" oder " schau wie gut es ihr tut, wenn du sie grade hier striegelst. Du erkennst das daran, dass....)

Ausführlich und so oft wie nötig erklärt bekommen, wie man sitzen soll, wie man auftrenst oder Hufe auskratzt, all das auch ausgiebig üben dürfen.

Holzpferd! Das hält alles klaglos aus, bis Kraft und Beweglichkeit des Reiters entwickelt sind.

Im Schritt geführt werden und sich vollkommen sicher fühlen dürfen, als erstes lernen dürfen, sich in die Bewegung des Pferderückens mitnehmen zu lassen, und nur das.

An der Longe zunehmend die Anforderungen steigern und dabei hilfreiche und liebevolle, ermutigende Haltungskorrekturen bekommen. Wesentliches Merkmal eines guten Sitzes ist, wenn das Pferd sich gerne und weich unter dem Schüler bewegt :blume2:

Apropos Pferd: ein gutes Lehrpferd hat gesunde Beine, einen gesunden Rücken, eine solide Grundausbildung und wird sehr gut geführt. Haltung, Bewegung und Fütterung schaffen die besten Voraussetzungen dafür, dass es munter aber ausgeglichen ist und mit Freude seine Arbeit tut.

Wie sieht guter Reitunterricht denn für euch aus?
Muss man überhaupt Unterricht nehmen?

Lieber Gruß,
Eva
 
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