Tiergedicht oder Spruch

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Die polyglotte Katze

Die Katze sitzt vorm Mauseloch,
in das die Maus vor kurzem kroch,
und denkt: "Da wart nicht lange ich,
die Maus, die fange ich!"

Die Maus jedoch spricht in dem Bau:
"Ich bin zwar klein, doch bin ich schlau!
Ich rühr mich nicht von hinnen,
ich bleibe drinnen!"
Da plötzlich hört sie - statt"miau"-
ein laut vernehmliches "wau-wau"
und lacht: "Die arme Katze,
der Hund, der hatse!

Jetzt muß sie aber schleunigst flitzen,
anstatt vor meinem Loch zu sitzen!"
Doch leider - nun, man ahnt`s bereits-
war das ein Irrtum ihrerseits,
denn als die Maus vors Loch hintritt -
es war nur ein ganz kleiner Schritt -
wird sie durch Katzenpfotenkraft
hinweg gerafft!---

Danach wäscht sich die Katz die Pfote
und spricht mit der ihr eignen Note:
"wie nützlich ist es dann und wann,
wenn man 'ne fremde Sprach kann...!"

(Heinz Erhardt)
 
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Wir sollten uns ein Beispiel an den Delphinen nehmen.Im Laufe der Evolution haben sie zwei für ihre Arterhaltung sehr wichtige Fähigkeiten entwickelt: Klugheit und Einigkeit.
(Jacques Cousteau)
 
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Die Eule und der Esel

Sieh! Seht mir doch das grobe Tier!
Was schleppt und keicht! da lob ich mir
doch meine klügre Art zu leben!
Esel
Möcht keinen Pfifferling drum geben!
Eule
Möchtst nicht? Das macht, du dummes Vieh,
dein grobes Hirn empfand noch nie
des edeln Müßigggangs Behagen;
hast nichts gelernt als Säcke tragen,
und weißt nur nicht, wie süß es tut,
zu trinken kleiner Vögel Blut
und sich mit ihrem Fleisch zu laben;
hast kein Gehirn, nur Eselsgaben!
Esel
Weiß wohl; mag auch kein' andere haben;
scheu aber auch das Tageslicht
wie's hoch begabte Eulchen nicht;
seh jedem frei ins Angesicht;
werd nur belacht von Narren und von Knaben.
Des bin ich froh; und - schönen Dank
für eure Gaben

Joachim Heinrich Campe
 
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Noch nie wurde in einem Baum ein
Katzenskelett gefunden; also schaffen sie es
wohl, von alleine wieder runterzukommen.
Amerikanisches Sprichwort
 
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Der Bettler und sein Hund


Drei Taler erlegen für meinen Hund!
So schlage das Wetter mich gleich in den Grund!
Was denken die Herrn von der Polizei?
Was soll nun wieder die Schinderei?
Ich bin ein alter, kranker Mann,
Der keinen Groschen verdienen kann;
Ich habe nicht Geld, ich habe nicht Brot,
Ich lebe ja nur von Hunger und Not.
Und wann ich erkrankt, und wann ich verarmt,
Wer hat sich da noch meiner erbarmt?
Wer hat, wann ich auf Gottes Welt
Allein mich fand, zu mir sich gesellt?
Wer hat mich geliebt, wann ich mich gehärmt?
Wer, wann ich fror, hat mich gewärmt?
Wer hat mit mir, wann ich hungrig gemurrt,
Getrost gehungert und nicht geknurrt?
Es geht zur Neige mit uns zwein;
Es muß, mein Tier, geschieden sein!
Du bist, wie ich, nun alt und krank;
Ich soll dich ersäufen, das ist der Dank!
Das ist der Dank, das ist der Lohn!
Dir geht´s wie manchem Erdensohn.
Zum Teufel! Ich war bei mancher Schlacht;
Den Henker habe ich noch nicht gemacht.
Das ist der Strick, das ist der Stein,
Das ist das Wasser, - es muß ja sein.
Komm her, du Köter, und sieh mich nicht an,
Noch nur ein Fußstoß, so ist es getan!"
Wie er in die Schlinge den Hals ihm gesteckt,
Hat wedelnd der Hund die Hand ihm geleckt;
Da zog er die Schlinge sogleich zurück
und warf sie schnell um sein eigen Genick.
Und tat einen Fluch, gar schauderhaft,
und raffte zusammen die letzte Kraft
Und stürzt´ in die Flut sich, die tönend stieg,
Im Kreise sich zog und über ihm schwieg.
Wohl sprang der Hund zur Rettung hinzu
Wohl heult´ er die Schiffer aus ihrer Ruh,
Wohl zog er sie windelnd und zerrend her;
Wie sie ihn fanden, da war er nicht mehr.
Er ward verscharret in stiller Stund,
Es folgt´ ihm winselnd nur der Hund;
Der hat, wo den Leib die Erde deckt,
Sich hingestreckt und ist da verreckt.
(Adalbert von Chamisso)
 
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Auf dem Baum da sitzt ein Specht.
Der Baum ist hoch, -
dem Specht ist schlecht.
 
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Weihnachten auch für Tiere

Die Weihnachtsgans für den festlichen Tisch,
das Huhn, die Ente, das Kälbchen der Fisch,
der Truthahn, das Lamm und das arme Schwein
erleben für´s Fest nur Folter und Pein.

Habt Ihr Menschen darüber je nachgedacht,
was die Tiere Entsetzliches mitgemacht
bevor sie auf Euren Tellern landen,
daß sie sich in Todesqualen wanden ?

Fürs`s FEST DER LIEBE - in engen Kisten
müssen Millionen Ihr "Leben" fristen,
Für`s FEST DER FREUDE - gequält und geschunden,
für`s FEST DES FRIEDENS - wer zählt Ihre Wunden ?

Doch das wollt Ihr nicht hören, geschweige denn sehen,
wollt lieber verdrängen und nichts verstehen.
Wie könnt Ihr Anspruch auf Frieden erheben,
wenn Ihr so umgeht mit anderen Leben ?

Während Ihr nun auf das Weihnachtsfest harrt
werden die Tiere zum Schlachten gekarrt.
Mit blutigen Striemen Ihr Leib übersät,
vergebens Ihr Blick jetzt zum Himmel fleht.

Wie ist das nur in Einklang zu bringen -
töten - und fröhliche Lieder singen ?
Oh du selige Weihnachtszeit ...
Für Menschen der Friede - Für Tiere das Leid !

Ihr wünscht Euch selber Gesundheit und Glück,
doch bei Tieren schreckt Ihr vor nichts zurück.
Hauptsache ist - der Braten wird schmecken,
egal wie auch immer die Tiere verrecken.

Bald werden in Kirchen Choräle dröhnen,
doch das Schrei´n der Geschöpfe kann es nicht übertönen !
"FREUT EUCH" - die heilige Nacht ist schon nah,
für die Tiere das Schlachtmesser "HALLELUJA"

geschrieben von (Herta Blihall)
 
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Viele Menschen wissen von ihren Hunden nicht viel mehr, als was sie gekostet haben.
 
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Aus dem Leben eines Morgenmuffel-Dosis

Ich wache auf, so kurz vor acht;
sprich: praktisch mitten in der Nacht.
Steig' aus dem Bett, bin recht verdrossen,
die Augen sind noch halb geschlossen.
"In die Küche", so mein Streben,
mit Frühstück lässt sich's leichter leben.
Ein Tässchen Kaffee, Milch, ein Brot,
das rückt die Welt wieder ins Lot.
Gedacht, getan, doch welch ein Graus-
die Wirklichkeit sieht anders aus:
ich beiss so in mein Brötchen 'rein
und, wie könnt's auch anders sein:
Auf dem Belag, oh wunderbar,
liegt obendrauf ein Katzenhaar.
Schlaftrunken noch, mit NULL Geschick,
hat man für so was keinen Blick.
Eh' man's versieht hat man's erlebt:
das Haar fest auf der Zunge klebt.
Ich taste also mit den Fingern,
in meinem Mund nach diesen Dingern.
Ich fisch', ich angle' ewig lang,
das Haar klebt fest, mir wird schon bang.
Das Haar ist immer noch zu fühlen,
mit Wasser will ich's runterspülen.
Ich trinke und, oh welch ein Wandel,
das Haar hängt an der rechten Mandel.
Es würgt, es kitzelt, zum Verdrießen,
Tränen mir ins Auge schießen.
Ich sitze da und seufze leise,
da geht es wieder auf die Reise:
Grad' war es noch auf meiner Zunge,
schwups - jetzt ist es in der Lunge.
Ich huste, röchle, pruste laut,
der Morgen, ja, der ist versaut...
Doch plötzlich, als ich tiefer schnauf',
kommt auch das Härchen wieder 'rauf...
... und legt sich, als sei nichts passiert,
am Gaumen fest - bin irritiert -
ich geb' schon auf, ohjeminee,
da kommt die rettende Idee:
Noch einmal fest ins Brötchen beißen,
das wird's schon mit hinunter reißen.
Gesagt, getan, und welch ein Hohn,
's ist weg, nach EINEM Bissen schon!
Jetzt kann ich an dem Schreibtisch sitzen,
zufrieden meinen Bleistift spitzen.
Schräg von hinten schleicht zu mir,
mein heißgeliebtes Katzentier.
Sie schmiegt sich an und schnurrt ganz toll,
daß ich sie bitte streicheln soll.
Nach Knuddeln steht ihr jetzt der Sinn,
sie dreht mir keck ihr Bäuchlein hin.
Kann es denn etwas Schöneres geben,
als mit so einem Tier zu leben?
Ich lächle froh und spür' ganz klar:
im Mund ein NEUES Katzenhaar ...
(Autor unbekannt)
 
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Kind und Katze

Wohl eigenen Gespielen hast du hier
Kind auserwählt in deinem Wiegenleben:
Die bunte Katze spielt mit deren Stäben
Alltäglich liegt ihr Tigerfell bei dir.

Schutzengel meines Kindes scheinst du mir,
In thierischer Gestalt ihm beigegeben,
Daß es erzittern nicht, noch möge beben
Vor dessen Glanz und dessen Strahlenzier.


Christian Wagner
 
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Der Reiter

Mein Freund an einem Sonntagmorgen
tat sich ein hübsches Rößlein borgen.
Mit frischem Hemd und frischem Mute,
on blanken Stiefeln, blankem Hute,
am Busen eine junge Rose.

Wie ein Adonis anzusehen.

Die Reiter machen viel Vergnügen,
wenn sie ihr stolzes Roß bestiegen.

Nun kommt da unter sanftem Knarren
ein milchbeladener Eselskarren.
Das Rößlein, welches sehr erschrocken,
fängt an zu trappeln und zu bocken.
Und, hopp, das war ein Satz, ein weiter!
Dort rennt das Roß, hier liegt der Reiter.
Entfernt von seinem hohen Sitze,
platt auf dem Bauch in einer Pfütze.

Die Reiter machen viel Vergnügen,
besonders wenn sie drunten liegen!



(Wilhelm Busch)
 
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Das kranke Kätzchen

Kätzchen ist krank,
macht ein trauriges Gesicht,
liegt auf der Bank
und rührt sich nicht.
Miau! Ich versteh,
die Maus war zu fett
Magenweh?
Dann musst du zu Bett.
Püppchen hör zu,
dem Kätzchen geht's schlecht.
Ist es dir recht;
Wir legen's zur Ruh
In dein Bettchen hinein,
decken's warm zu
und wiegen es ein.
Da schläft's eine Stunde,
verdaut seine Maus
und springt dann gesund
zum Bettchen hinaus.


Gustav Falke (1853-1916), deutscher Schriftsteller
 
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Die Katze

Komm an mein leibreiches Herz - schöne Katze -
Verbirg die Klauen der Tatze
Wenn mein Auge naht
Dem deinen gemischt aus Metall und Achat!
Wenn meine Finger mit Muse schmeicheln
Dem biegsamen Kopf und rücken
Und bebt meine Hand im entzücken
Dem funkenstiebenden Körper zu streicheln.
Dann seh ich im Geist eine Frau: Ihr Blick
Gleich deinem - freundlich Tier -
Trifft wie ein Pfeil und ist tief und hell.
Es schwimmt vom Fuß zum Genick
Ein feiner gefährlicher Odem dir
Ringsrum um das braune Fell.


Charles Baudelaire (1821-1867), französischer Dichter
 
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