Was dem Menschen gefällt und schmeckt, ist noch lange nicht gesund für den Hund!

Marie

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Hallo Ihr Lieben!

Im letzten Jahr ist ein interessanter Artikel erschienen über Hundeernährung und da wir jetzt schon öfters über Ernährung (Kochen/Barfen, Giftig/Ungiftig) gesprochen haben, stelle ich mal diesen Artikel ein. :)

Was dem Menschen gefällt und schmeckt, ist noch lange nicht gesund für den Hund!

von Dr. med. vet. Annette Liesegang, Vetsuisse-Fakultät Universität Zürich, Institut für Tierernährung (Veröffentlicht im Schweizer Hundemagazin 3/2005)

Ostern liegt gerade hinter uns, der angeknabberte Hase aus Schokolade steht wohl noch im Osterkorb, umringt von leckeren Schokoladeneiern. Der eine oder andere Hund hat sicherlich als Belohnung für seine Treue ein Stück Osterhase bekommen. Er gehört zur Familie und soll an diesen schönen Tagen nicht übergangen werden! Aber Achtung – gerade Schokolade eignet sich nicht für Hunde und ist je nach Menge sogar tödlich. Zum Verwöhnen und Belohnen teht uns inzwischen eine grosse Auswahl von "hundegerechten Leckerli" zur Verfügung.

Einerseits ist Schokolade sehr ungesund für die Zähne der Hunde (Kariesbildung) und andererseits enthält Schokolade "Theobromin", einen Wirkstoff, der für den Menschen mehr oder weniger ungefährlich ist, für Hunde aber unter Umständen tödlich. Theobromin stimuliert den Kreislauf und das Nervensystem. Es kommt in grossen Mengen v. a. in Zartbitter- und Bitterschokolade sowie Kochschokolade vor. Bei der Gabe von 0,7 g dieser Schokolade/kg Körpergewicht (also gerade mal 14 g bei einem 20-kg-Hund) können bereits hohe Mengen von Theobromin im Blut wiedergefunden werden, und schon 20 g Kochschokolade je kg Körpergewicht können tödlich wirken! Für einen 10-kg-Hund wären also bereits 200 g (= eine Tafel) Kochschokolade giftig. Vorsicht ist auch geboten, wenn man dem Hund immer wieder kleine Mengen von Schokolade verfüttert. Hunde scheiden das Theobromin nur sehr langsam aus, d. h. bei wiederholter Fütterung von Schokolade kommt es zu einer Anreicherung von Theobromin im Blut was wiederum zu Vergiftungserscheinungen führen kann. Also Vorsicht: Auch ein kleines Stück Schokolade jeden Tag kann gefährlich sein.

Wie erkenne ich nun diese Vergiftungserscheinungen?

Hunde, die grössere Mengen von Schokolade bekommen haben oder sich gar Schokolade geklaut haben, zeigen ca. 4 bis 12 Stunden nach der Aufnahme erste Krankheitsanzeichen wie Erbrechen oder Durchfall. Dann folgen Zittern, Herzrasen, Koma, Anfälle, Lähmungen in der Hinterhand, Muskelkrämpfe und im schlimmsten Fall Tod durch Herzversagen.

Was sollte man also tun, wenn der Hund Schokolade erwischt hat?

In diesem Fall sollten Sie umgehend Ihren Tierarzt aufsuchen. Dieser kann den Hund entweder erbrechen lassen, oder er kann den Magen spülen. Folglich gehört Schokolade auf keinen Fall auf den Menüplan des Hundes! Wenn Sie Ihren Hund verwöhnen wollen, dann gibt es viele Möglichkeiten. Wie wäre es denn z. B. einmal mit einem schönen, der Grösse des Hundes angepassten, Knochen, oder einem "Schweinsöhrli" oder, oder, oder. Auch Hundedrops oder andere Leckereien für den Hund, die heutzutage käuflich sind, werden Ihren Vierbeiner sicher erfreuen und sind zudem viel gesünder für ihn. Hundeschokolade riecht zwar wie echte Schokolade und sieht so aus, ist aber etwas ganz anderes! Sie enthält im Allgemeinen v. a. Molkereierzeugnisse, Öle und pflanzliche Fette, Getreide, Aromastoffe und z. T. wenig enttheobrominisiertes Kakaopulver.

Das Mass aller Dinge

Schokolade ist aber nicht das einzige für den Hund gefährliche Lebensmittel, dazu zählen beispielsweise auch Früchte, Milch, rohes Ei, Salzgebäck, Zwiebeln, Glacé und Butter. Diese Leckereien gehören, wenn überhaupt, nur in kleinen Mengen auf den Menüplan Ihres Vierbeiners. Warum? Dafür gibt es mehrere Gründe:

Früchte: Die Probleme liegen v. a. in den Kernen oder Steinen von Früchten, die gewisse Mengen an Blausäure enthalten. Wird die Blausäure im Organismus des Hundes freigesetzt, dann wird die Zellatmung blockiert und der Organismus geschädigt. Symptome wie Reizungen der Schleimhäute im Atem- und Verdauungstrakt und Atemnot sind typisch. Schliesslich kann eine solche Vergiftung zum Tod führen.
Milch: Milch gilt zwar als gute Kalziumquelle, doch wegen des hohen Gehaltes an Milchzucker ist Milch nicht gut verträglich. Milchzucker wird im Dünndarm von ausgewachsenen Hunden nicht vollständig zerlegt, sodass es nach übermässiger Aufnahme zu Fehlgärungen im Dickdarm kommen kann, begleitet von Durchfall oder weichem Kot. Milchprodukte, die gegoren sind, also Quark, Joghurt und Käse stellen kein Problem dar und sind unter Umständen eine geeignete Eiweissquelle.
Butter: Butter enthält in grossen Mengen kurzkettige Fettsäuren. Diese sind beim Hund dafür bekannt, dass sie abführend wirken, aber auch zu Erbrechen führen können.
Glacé: Auch Glacé enthält Milch und bringt wieder die gleichen Probleme wie Milch mit sich. Hunde reagieren oft mit Durchfall. Alternativ könnte man an heissen Tagen auch mal einen Eiswürfel aus Wasser anbieten.
Rohes Ei: Das Eiklar hat einen sehr hohen Anteil an hochwertigem Eiweiss, aber in rohem Zustand enthält es Stoffe, welche die Verdauung von Eiweiss stark einschränken. Des weiteren enthält es ein Protein, welches Biotin bindet, wodurch dieses für Haut und Fell so wichtige Vitamin für den Organismus nicht verfügbar ist. Durch Kochen werden diese störenden Stoffe unschädlich gemacht. Nebenbei muss man bei rohen Eiern leider auch an das
Salmonellenrisiko denken.
Salzgebäck: Durch den hohen Gehalt an Salz muss hier vor allem bei Hunden mit Herzerkrankungen daran gedacht werden, dass es sehr schädlich für Ihren Vierbeiner sein kann. Es führt zu einer erhöhten Flüssigkeitsansammlung im Körper, da durch die verminderte Herzleistung die Flüssigkeit nicht ausgeschieden werden kann. Bei gesunden Tieren muss immer genügend Wasser zur Verfügung stehen, damit diese die übermässigen
Mengen an Salz wieder ausscheiden können.
Zwiebeln: Zwiebeln im Übermass (>5g/kg Körpergewicht pro Tag) sind schädlich, da ein schwefelhaltiger Inhaltsstoff (Allylpropyldisulfid) die Hülle der roten Blutkörperchen angreift und so eine Zerstörung dieser bewirkt, was zu einer Verminderung der roten Blutkörperchen, also zu einer so genannten Blutarmut führen kann.

Selber kochen für den Hund?

Viele menschliche Nahrungsmittel enthalten, wie oben beschrieben, zum Teil von Natur aus Schadstoffe für den Hund, so dass bei einseitiger Verwendung oder ungenügender Zubereitung Schäden auftreten können. Man könnte noch viele solche Beispiele anbringen. Wenn man selber kochen möchte, ist es daher ratsam, sich bei Fachleuten zu erkundigen, was für Hunde verträglich ist. Ihr Tierarzt oder Ihre Tierärztin ist hier die richtige Ansprechperson oder verweist Sie an die entsprechenden Stellen. Es sollte IMMER bedacht werden, dass bei der Fütterung von Hunden die physiologischen Bedürfnisse des Hundes gedeckt werden müssen und NICHT die psychologischen Bedürfnisse des Besitzers. Spezielle menschliche Ernährungsformen wie Vegetarismus, Trennkost oder kochsalzfreie Ernährung sind für den Hund nicht artgerecht.
Auch die biologisch artgerechte Rohfütterung (BARF) birgt bei unerfahrenen Hundebesitzern ihre Tücken. Gerade tierische Nahrungsmittel sind nicht immer hygienisch einwandfrei und sollten daher erhitzt werden, damit krankmachende Keime zerstört werden. Es bedarf einiger Erfahrung für den korrekten Umgang mit ungekochten "Fleischwaren", Ungekochte pflanzliche Nahrungsmittel dagegen sind nur schwer verdaulich und zu viel rohe Stärke (z. B. aus rohen Kartoffeln) kann zu Durchfall führen. Zusätzlich enthalten rohe Kartoffeln v. a. die grünen Stellen Solanin, ein Alkaloid, welches zu Erbrechen, Reizungen der Schleimhäute bis zu Schädigungen des zentralen Nervensystems führen kann. Grüne Erbsen und Bohnen müssen auf jeden Fall gekocht werden, da sie Schadstoffe (Saponine, Tannine, Lektine, Glucoside, Alkaloide) enthalten, die zu Durchfall, Allergien, Schädigungen der Leber oder Zersörung der roten Blutkörperchen sowie Störungen des zentralen Nervensystems führen können. In gekochtem Zustand haben diese jedoch eine gute Verdaulichkeit, dennoch sollte der Anteil in der Gesamtration 10 % nicht übersteigen, da bei zu hohem Anteil der Kot weich wird und die Hunde zu Blähungen neigen.

Menschliche Bedürfnisse und hündischer Bedarf


Noch ein Wort zum Vitamin C: In der Lebensmittelindustrie und auch in der Hundefutterproduktion wird es häufig als Konservierungsmittel verwendet. Die
Ascorbinsäure, wie das Vitamin C auch genannt wird, ist für den Hund (im Gegensatz zum Menschen) jedoch kein notwendiges Vitamin. Es kann in ausreichenden Mengen in der Leber und Niere von Hunden gebildet werden. Im Allgemeinen ist daher keine Zufuhr über das Futter notwendig. Allerdings könnte bei einzelnen Tieren, bei denen die Eigenproduktion nicht oder nicht mehr ausreicht, der Bedarf vorübergehend stark (z. B. während des Wachstums für den Knochenaufbau, Wundheilung, Infektionen) oder dauerhaft erhöht sein (z.B. Lebererkrankungen). Dann ist eine entsprechende Substitution (Ergänzung) eventuell sinnvoll. Dennoch sollte hier auf jeden Fall mit dem Tierarzt beraten werden, wie hoch die Dosen sein sollten. Humanpräparate sollten nicht ohne Rücksprache mit dem Tierarzt verabreicht werden. Medikamente, die für die Menschen bestimmt sind, haben nichts im Hundemagen verloren. Zum Teil sind diese Medikamente sogar sehr schädlich. Hier gilt wiederum: Lassen Sie sich von Ihrem Tierarzt beraten.

Quelle: http://www.tierer.unizh.ch/te_pages/aktuelles.html

Liebe Grüsse Marie
 
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Hallo Marie und alle Anderen !
Das ist ein sehr interessanter Artikel.
Danke Marie :kuss1:
Liebe Grüße
Siri
 
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Hallo zusammen.
Es sind Ferien und ich kann mich auch endlich mal wieder im Forum einbringen.
Da hast du wirklich einen interessanten Artikel gefunden. Vielen Dank dafür.

Das mit der Schokolade habe ich schon gewusst
Aber das hier war mir neu:

Rohes Ei: Das Eiklar hat einen sehr hohen Anteil an hochwertigem Eiweiss, aber in rohem Zustand enthält es Stoffe, welche die Verdauung von Eiweiss stark einschränken. Des weiteren enthält es ein Protein, welches Biotin bindet, wodurch dieses für Haut und Fell so wichtige Vitamin für den Organismus nicht verfügbar ist. Durch Kochen werden diese störenden Stoffe unschädlich gemacht. Nebenbei muss man bei rohen Eiern leider auch an das
Salmonellenrisiko denken.

Zum Glück bekommt Lilly ja kein Ei (weder roh noch gekocht)...
Aber wie ist denn das jetzt mit den Salmonellen.
Ich dachte (oder habe gelesen), dass der Hundedarm so kurz ist, dass den Salmonellen gar keine Zeit bleibt, Schaden anzurichten...
Weiss jemand näheres?

Liebe Grüße und einen guten Rutsch
 
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