So, hier bin ich nun wieder und werde versuchen, mein Posting in einem
klareren, aber wahrscheinlich darum nicht weniger ernsten, Licht erscheinen
zu lassen.
Zuerst muss ich allerdings zu meiner Schande gestehen, den Autor des Zitates
vergessen zu haben, ich habe es nur sinngemäß zitiert, nicht wortwörtlich.
Ich habe es unlängst gelesen, glaube, es ist von Schopenhauer (übrigens ein
deklarierter Tierfreund), kann es aber nicht mit hundertprozentiger
Gewissheit sagen. Und mir fiel eben dieser Satz ein, als ich zum ersten Mal
die fressnapf-foren durchstöbert habe. Dass ich bei den Katzen geschrieben
habe, hat keinen tieferen Sinn, außer dem, dass ich selbst zwei Kater habe
und mich darum hier umgesehen habe und nicht bei den Nagetieren, Fischen
oder Hunden.
Ich war beim Durchlesen diverser Beiträge und beim Wühlen in den Archiven
dieses Wochenende dann doch etwas verwundert darüber, wie viel Zeit die
Leute damit verbringen sich darüber zu unterhalten, welche Streusorte nun
die beste ist, ob man roh füttern soll, oder welcher online-shop zu
empfehlen ist.
Leute, die nicht in den Urlaub gehen, weil ihre Katzen ja dann daheim auf
sie warten müssen, oder daran denken, die Ausbildung abzubrechen, wenn
Madame Katze daheim zickt. Daran kann ich eine für mich ungesunde Fixierung
auf das Haustier ablesen, denn würde der Lebensgefährte/Mann, der hier gerne
als Nebengeräusche tituliert wird, ähnlich zickig benehmen, wenn man gerade
nicht daheim ist, dann würde man ihm schlichtweg sagen: ich komme doch
wieder, kein Grund Panik zu schieben.
Es gibt eine Einsamkeit, die man empfinden kann, wenn man mitten im größten
Trubel ist, umgeben von Freunden, der Familie und diversen Haustieren. Ich
glaube, das Empfinden von Einsamkeit ist nicht an ein Alter gebunden, ich
kann mich erinnern, sie das erste Mal bewusst mit ca. 15 Jahren wahrgenommen
zu haben. Und ja, ich finde es keine Schande, einsam zu sein, bzw. sich so
zu fühlen. Mir geht es ebenfalls so und ich denke mal, die meisten von euch
kennen dieses Gefühl ebenfalls.
Die Frage ist nur: was macht man daraus? Stellt man sich dieser Empfindung,
fragt sich, ob sie aus irgendeinem Mangel heraus entsteht, oder etwas mit
dem persönlichen Umfeld zu tun hat, oder verdrängt man sie, meidet dieses
höchst unerfreuliche Gefühl und sucht Ablenkung. Bei Menschen, die sich zig
Haustiere halten und noch acht bis zehn Stunden täglich halten, bleibt
automatisch keine freie Zeit, um sich Gedanken über das eigene Leben zu
machen, denn da ist vorprogrammiert, dass keine freie Minute bleibt.
Ich finde, es wird hier eindeutig übertrieben, den Stellenwert den hier
manche Haustiere haben, empfinde ich als merkwürdig und das obwohl ich zwei
Kater habe, die ich mag, um die ich mich kümmere, denen ich Zeit widme und
die mich manchmal zum Wahnsinn treiben
Aber wenn sie mal nicht fressen, dann lasse ich sie eben hungern, sie sind
weder mager noch neurotisch davon geworden. Wenn ich im Urlaub bin, rufe ich
nicht täglich an, um zu erfahren, ob die beiden meine Abwesenheit auch
überleben, denn ich weiss: wenn was ist, ruft der Sitter mich an, hat ja
meine Telefonnummer.
Fast liebenswert finde ich es schon, wenn man hier so Sachen postet wie>
ich habe bereits fünf Katzen, alle sagen ich bin verrückt, was denkt
ihr darüber (auch nur sinngemäß zitiert, nicht wortwörtlich). Dies
in einem Forum zu fragen, wo nur Katzenhalter sind und man sicher gehen
kann, dass man Bestärkungen in den eigenen Ansichten und Lebensweisen
findet, ist in etwa so sinnvoll, wie wenn Männer, die all ihre Freizeit und
Leidenschaft in eine Sportart investieren und nicht bemerken, wie sehr ihr
soziales Umfeld darunter leidet, bzw., dass sie nahestehenden Menschen
dadurch vernachlässigen, zu ihren Sportkumpels gehen und fragen >
ist das eigentlich noch normal, was ich da mache.
Hier ist überall derselbe Effekt anzutreffen: man wird bestärkt im eigenen
Fehlverhalten und fühlt sich dann eine zeitlang wieder im Recht.
Wenn Freunde bzw. Ehemänner gegen die dritte/vierte/fünfte/sechste Katze
protestieren, werden sie fast als Unmenschen dargestellt, dabei waltet in
ihnen einfach die Vernunft.
Hier sind Leute anzutreffen, die ohne mit der Wimper zu zucken, ihren Tieren
mehr an Zeit, Toleranz und Nachsicht zukommen lassen, als ihren Partnern.
Immerhin werden mehr Ehen geschieden, als Tiere im Tierheim landen.
Die Erwartungshaltungen die allmählich im Umgang mit unseren geliebten
Katzen/Hunden etc. entstehen, können von diesen fast nie vollständig erfüllt
werden. Wenn ich schon all das Geschreibe vonwegen Dankbarkeit etc. lese, da
stellt es mir alle Haare auf. Das sind menschliche Kategorien, in denen kein
Tier denkt.
Tiere werden mitunter so dargestellt, als ob man sie nur zu sich holen
müsste, schon sinkt der Blutdruck und die Psyche wird auch gesund. Komisch,
erst vorgestern stieg mein Blutdruck in bestimmt ungesunde Höhen, als mein
Kater Gremlin um fünf Uhr morgens einen Aktivitätsanfall bekam und damit
alle weckte, die noch schlafen wollten. Und als ich vor vier Jahren eine
Krise hatte, konnten mir meine Kater nicht helfen, im Gegenteil, manchmal
empfand ich ihre Ansprüche an mich als zusätzliche Belastung, aber mein
Freund konnte mir sehr wohl, auch durch Kritik, Anregungen
geben, wie ein Ausweg aus der Krise zu finden ist. Und natürlich hat er mir
auch einiges abgenommen, denn damals erschien mir fast jede Tätigkeit als
unerträgliche Mühsal.
Zudem leben eigentlich alle Tierfreunde, die Fleischfresser als Haustiere
halten, den Widerspruch schlechthin: einerseits lieben sie zwar ihre
Haustiere, andererseits ist ja in all dem Whiskas/Aldi/CN/(etcetc)-Futter
Fleisch von Tieren und die sind im Grunde nicht weniger schützens- und
liebenswert als unsere Katzen, Hunde, Hamster... Ja, ich lebe diesen
Widerspruch ebenfalls, weil ich mich für Ratten oder Hasen als Haustiere nie
begeistern konnte. Selbst bin ich zwar Vegetarier, aber meine Kater mögen
nun mal Pute lieber, als Karotte. Aber wir müssen uns schon
vergegenwärtigen, dass es im Grunde abartig ist: gerne würden wir zwar
unseren geliebten Minkis, Bellos und wie sie alle heißen mögen im Himmel
begegnen, aber doch bestimmt nicht den vielen Kühen und Schweinen, die für
unsere Art zu leben einen schrecklichen Tod sterben mussten.
Kommen die Nutztiere also in einen anderen Himmel?
Ich glaube, viele wenden sich von den Menschen ab den Tieren zu. Konrad
Lorenz sprach in diesem Zusammenhang mal von sozialer Sodomie,
wenn man all die Zeit, die man Menschen zukommen lassen könnte, lieber auf
seine Tiere verwendet.
Und es stellt sich die Frage: tut man ihnen wirklich etwas Gutes damit?
Lg, Nika