rätselhaftes Verhalten

Nautilus

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27 Juni 2016
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Hallo,
ich versuch hier einfach mal mein Glück - und hoffe auch ein paar schlaue Interprätationen und Tricks.
Seit ca. 3 Wochen bin ich Besitzterin eines deutschen Schäferhundes, welcher bereits 8 Jahre alt ist (kastriert).

Ich kenne Rocco seit Anfang Februar. Eine Nachbarin besaß den Hund und im Herbst ist das Herrchen vom Hund gestorben. Ab da an lag er Tag ein Tag aus im Haus und versuchte so die Zeit vergehen zu lassen. Die Witwe ist auch schon älter und konnte daher auch nicht mehr mit dem Hund spazieren gehen. Als ich von der Geschichte hörte machte ich mich jedes Wochenende - da ich zu diesem Zeitpunkt noch Studentin war - auf den Weg in die Heimat um ihm Auslauf, Freiheit und Freude zu schenken. Schon bei den ersten Begegnungen wurde mir klar, dass dieser Hund geprägt von seiner Vergangenheit ist/war. Er war überhaupt nicht an mir interessiert, die Rute hing schlaff nach unten, sehr dicht am Körper. Also der Hund war Unsicher, hatte Angst,..etc. Vielleicht ist jetzt noch der richtige Zeitpunkt über seine Beschwerden zu schreiben. seit über 4 jahren ist der Hund blind. Schäferhundkeratitis. Und da der Hund eben mehr Acessoir des Hauses war als ein Hund wurde diese auch nicht behandelt. Genauso quält sich der Hund schon jahrelang mit einem unteren Darmbruch (perennial hernie) und das häufchen machen ist immer eine anstrengende Prozedur. Das einzige was die Besitzer unternommen haben war eine spezielle Ernährung, damit alles leicht durch den Darm rutscht. Aber für mich ist das keine dauerhafte Lösung.
Und jetzt weiter zu der Kennenlern-Geschichte. Erst nach einigen Spaziergängen zeigte er von selbst Interesse an mir. Kurz darauf lies ich ihn auch das erste Mal von der Leine (ich lebe am Land - besser gesagt irgendwo am Waldrand). Das erste Verhalten das er mir da gezeigt hat war, hinter einem Busch verstecken um dort Häufchen zu machen. Daraus schloss ich, dass der Hund sich dabei schämt und seine Ruhe haben möchte. Und die bekommt er jetzt auch immer. Einen Vorfall gab es beim "Hier" rufen kurz bevor ich bei dem Haus der Besitzerin angekommen bin. Er ignorierte mein Rufen und wollte nach hause laufen. ich wiederholte den Befehl 3 mal, und die Tonlage wurde bei jedem mal schärfer. Als er dann einfach weit weg von mir stehen blieb, wollte ich zu ihm gehen, an der Kette schnappen und zu dem Platz mit ihm zurück zu kehren wo ich ihn gerufen habe. Als ich auf ihn zu ging und schon neben ihm war und nach der Kette griff, duckte sich der hund und begann zu wimmern. als er merkte dass ich ihn weder bestrafte noch festhielt lief er abermals davon. Ich schließe aus dieser Erfahrung dass er geschlagen wurde. Seit dem ist er immer sehr in der Nähe von mir beim spazieren gehen. Dadurch dass ich über 4 monate immer wieder viel mit ihm spazieren war fing er an mich zu mögen und er fing an sich irrsinnig zu freuen wenn ich ihn abholte, er lief im kreis, wedelte, wich nicht mehr von meiner seite, schleckte meine hand, wange etc ab,...gab laute von sich. gab mir seine pfote,... also er gab mir das Gefühl dass er mich mag und mir sehr dankbar ist. Mit der Zeit konnte ich auch der Besitzerin klar machen dass der Hund viel zu dick ist und dass sie ihn weniger füttern muss und auch die Krallen gekürzt gehören.
Ich machte mir auch einen Termin beim Tierarzt aus um ihn untersuchen zu lassen. Mittlerweile hat er eine lokale Cortison Behandung in den Augen bekommen und dazu Augentropfen um die Schäferhundkeratitis zu bekämpfen. Und es gibt große erfolge. er stoßt nirgends mehr dagegen und er liebt es kreuz und quer durch den wald zu spazieren. Momentan habe ich das Gefühl die Wirkung lässt nach, aber der dieswöchige TA-Besuch bringt da hoffentlich klarheit hinen. genauso wie derzeit überlegt wird inwiefern der Darmbruch operativ behoben werden könnte.
Des weiteren möchte ich erwähnen, dass dieser Hund mit falschen Papieren aus Ungarn gekommen ist und den Besitzern als ein Hund aus einem Wurf stammt den sie sich angesehen haben. Als der Hund zu ihnen kam war er bereits fast 1 jahr alt. danach kamen die Besitzer nicht mit ihm klar und ein Bekannter richtet den Hund ab. Dieser hat mir erzählt dass Rocco vor allem Angst hatte. Es folgten Jahre mit falscher Haltung und Umgang. Spazieren fahren mit dem Auto und der Hund läuft nach,...etc. Dorfbewohner beschrieben mir diesen Hund in jungen Jahren als unkontrollierbares Geschoß dass Katzten liebend gerne zwischen seinen Zähnen fühlte...
Und jetzt zu dem warum ich euch das alles erzähle, ich kann die Gesten dieses Hundes nicht deuten. er zeigt so wenig emotionen. sein schwanz wedeln ist höchsten ein paar mal langsam hin und her. auf andre Leute geht er kaum zu. ebenso ist sein blick recht leer und traurig. dennoch ist er total auf mich fixiert und folgt mir auf schritt und tritt. wenn ich mich runter knie zu ihm bewegt sich seine Rute etwas und er schlecht mir übers gesicht. das wars. und wenn ich ihm die Augentropfen gebe zieht er jedes mal die lefzen hoch ohne dabei weitere drohgebärden einzunehemen. für mich ist das mittlerweile normal und ich ignoriere es weil er mir auf sonst keineste Weise vermitteln will dass er jetzt böse wird. genauso hat er vor kurzem aus dem nichts, also ohne droh oder warngebärden einfach auf eine Pferdeschnauze hingeschnappt. ohne knurren, ohne lefzen anheben, ohne veränderung der Körperhaltung. Genauso ist die Beziehung zu meinen zwei Katzen sehr eigen. er wittert sie und ist dann sehr konzentriert aber so richtig zielstrebig geht er nicht auf sie zu und schnappt sie oder ähnliches. es bleibt einfach seit über wochen dabei dass er schnuppert. mittlerweile werden die katzen recht frech und es ist nicht selten dass die distanz zwischen katzen, hund und mir nur 2meter beträgt. Allerdings bin ich mir fast sicher dass er sie töten würde wenn sie direkten Kontakt hätten. was ich auch erwähnen möchte, ist wenn mein freund echt lieb zu ihm ist, viel streichelt und ihn ruft etc...er mag nicht wirklich. genauso bei andren leuten. da zeigt er sich so als würde dieser mensch gar nicht da stehen wo er steht und auch nichts rufen etc. sprich er tut so als wäre diese person luft. geht einfach vorbei. und teilweise hald wirklich vor den füßen aber schnuppert weder noch reagiert er auf etwas. das macht mir sorgen. Und auch für das was ich mich mit dem Hund beschäftige kommt relativ wenig zurück. ich habe dieses wochenende heraus gefunden dass er liebend gern schwimmen geht, oder stöcke aus dem wasser holt,..etc. aber so richtig glücklich ist er mir dabei auch immer nur wenige sekunden vorgekommen wo seine freude recht intensiv ist.
Oder eine andere Situation. als der hund endgültig zu mir gezogen ist (vorher war er immer tagsüber schon bei mir und am abend bei der besitzerin), besuchte ich 3 tage später die ehemalige besitzerin. also ich am haus vorbei ging drehte der hund nicht einmal den kopf zum haus wo er 7 jahre gelebt hatte. ich ging mit ihm also zurück und klingelte, drinnen angekommen, wich er mir nicht von der seite und ging nicht einmal auf die besitzerin zu. schließlich bestach sie ihn mit hundeleckerlies (wie sie es sonst auch ständig getan hatte). früher wenn ich ihn von meinen spaziergängen zurück gebracht hatte, ging er immer sofort schnur stracks zu seinem platzer und schlief. ohne die besitzerin zu begrüßen.
Ich kann mir durchaus vorstellen dass die besitzer früher es nie gefördert haben wenn sich der hund bei einem wiedersehen gefreut hat. wenn ich nach hause komme und er war ein paar stunden allein, freut er sich. geht zielstrebig zu mir, wedelt ein paar mal, schleckt mich ab und das wars auch schon wieder.

Liebe Tierfreunde, hat jemand eine Idee wie ich mit diesem Hund besser kommunizieren kann???
 

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Hallo!

Ich grüße dich und möchte dir nur mitteilen, das ich alles gelesen habe, aber gerade recht eingebunden bin um gezielt zu antworten!
Gerne schreibe ich dir später ausführlich
 
Servus !
Zuerst einmal ein herzliches Willkommen in unserem Forum.
Habe deine Geschichte gelesen und denke Sanfter Riese wird dir bestimmt einige Ratschläge
geben können.

Meine Meinung zum Verhalten von Rocco ist, da er ja in seinem vorigen Leben nichts kennen gelernt hat,
jetzt erst lernen muss, was das alles bedeutet. Auch ist nicht jeder Hund gleich freudig wenn er fremden
Menschen begegnet. Auch kommt noch seine Blindheit und Erkrankung dazu und er ist ja nicht mehr
der jüngste.

Schenke im viel Zuneigung und Liebe, aber überfordere ihn am Anfang nicht all zu sehr, lasse ihn von
sich aus auf dich/euch zukommen. Besuche bei der Besitzerin würde ich ebenfalls unterlassen, er soll
seine negativen Erlebnisse die er evtl. dort hatte, vergessen können.

Einfach Geduld haben und alles eher langsam angehen und der hübsche Bub wird es dir danken, denn
Schäferhunde sind sehr gelehrige Hunde.

Wünsche dir alles gute und einen dicken Knuddler an Rocco
 
Lieber Sanfter Riese, Danke für deine Antwort. Ich würde mich sehr freuen wenn du irgendwann mal Zeit findest zu antworten! Aber bitte keine Eile :) Gut Ding braucht Weil!
Lieber Nachti, auch an dich ein herzliches Dankeschön für die Antwort. Ich glaube, dass es wirklich gut ist wenn ich ihm genügend Zeit gebe, dass er sich richtig einlebt und mehr vertrauen gewinnen kann. Und da er ja doch schon weiß um sein Schnäuzchen ist (um nicht zu sagen dass er schon älter ist) sind Veränderungen auch vielleicht schwieriger zum Verarbeiten. Ich bemühe mich sehr ihm viel Liebe und Rückhalt zu geben - derzeit optimal weil ich derzeit noch zu Hause bin! Heute war ich wieder unterwegs mit ihm und er war echt ein Goldstück. Super Verhalten! Ich hab einfach nur Angst etwas falsch zu machen. Gestern hat mir eine Freundin gesagt, dass sie glaubt dass er es sehr genießt bei mir zu sein, da er wieder total an der Umwelt interessiert ist, wieder markiert, das Haus bewacht,...etc. Sie meint - auch das sind stille Zeichen in Richtung "mir gehts gut". Und ich glaub ich muss selber daran arbeiten, dass es okay ist wenn nicht jeder Hund stürmisch auf einen zurast und die Rute wie wild schlägt. ;) er zeigt es mir vielleicht auf eine andere Art. Oft kommt er einfach auf mich zu getrottet und gibt mir eine Pfote - so als Aufforderung, komm mach was mit mir. und ich versuch ihm da dann auch Gesellschaft zu geben und mit ihm zu spielen,..etc...
Auf jeden Fall wäre ich Dankbar falls ich bisher (was ich eben beschrieben habe) etwas falsch gemacht habe, es mir zu sagen. nur so weiß ich es und werde es nicht mehr machen.

lg und vielen lieben DANK!!!
 

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Liebe Nautilus,

Als erstes kann ich nur sagen: du machst nichts falsch!
Der alte Herr hat nur seine eigene Art dir Dankbarkeit zu zeigen!
Das Pfote auflegen würde ich zB als solches sehen, und weniger als spielaufforderung ;-)

Das was du machst ist unbeschreiblich toll!
Du gibst ihm nach all den Jahren ein neues Leben!
Und das ihn das teilweise überfordert kann ich verstehen
Lass ihm Zeit!
Lass ihn lernen zu genießen!
Erkundet Euer neues Leben , aber langsam!

Du vollbringst da im Moment ein kleines Wunder und die brauchen ihre Zeit.

Ich für meinen Teil würde das alte Zuhause vorerst meiden.
Er braucht es nicht und das zeigt er dir!

Geht einfach neue Wege, Euren weg!

Klar kann es immer wieder zu Rückfällen kommen etc.... Aber es wird mehr und mehr die gute Zeit sein

Ich hatte hier über 9 Jahre eine Hündin, die mich mit Ihrem " nicht normalen Verhalten " viel Umdenken lassen hat ;-)

Chamie hat nie gespielt!
Auch als Welpe nicht!
Spiel war für sie, andere Hunde zu dominieren!
Mit auf den Rücken werfen, Kehle beißen.... Und geknurre....
Da wo andere am hundeplatz den Hund mit Bälle holen belohnt haben, habe ich mich mit ihr über den Rasen gerollt und fangen gespielt....
Sie hat andere Menschen mit Verachtung bestraft. War sooooo scheu und ließ sich nur bedingt von fremden anfassen.
Und wenn dann doch, hieß es noch lange nicht, das es beim nächsten mal auch so ist * lach
Sie war soooooo eigen aber wunderbar!
Begrüßungen waren unterschiedlich.... Mal sprang sie wild an mir hoch, mal umgarnte sie mich wie eine Katze... Mal bellte sie, oder sie wedelte kurz im Liegen und schaute....

Was ich damit sagen mag ist, das es Unterschiede gibt von Hund zu Hund!
Es ist stark vom Charakter abhängig aber auch vom Wohlbefinden
Gerade diese in sich gekehrten sind extrem sensibel! Sie nehmen gerne Stimmungen von außen auf....

Mach einfach weiter wie bisher!
Vielleicht hilft dir anfangs ein Tagebuch wo du aufschreibst : sein Verhalten und äußere Einflüsse
Das ist zwar mühsam, aber hilft zu reflektieren!
Auch deine Stimmung kannst du eintragen!

Was mir zB immer aufgefallen ist, wenn ich kurz vor meiner Regel stand, war SIE hochsensibel!
Schaute vermehrt auf mich, kam öfter zu mir .... Und zeigte vermehrt beschützerinstinkte

Du kannst dem alten Herrn auch neue Kommandos lernen, welche eher auf Akustik hinauslaufen
Gebe ihm so die Chance dir zu gefallen und seine Bereitschaft zu zeigen!

Arbeite viel mit deiner Stimme und spreche ihn an bevor du ihn angreifst ....
Das baut Unsicherheiten ab und überfordert ihn weniger

Geh mit ihm gemeinsam schwimmen!
Also auch DU ins Wasser .... Habt gemeinsam Spaß Und genießt Euer Leben
 
Hallo Nautilus,

ich habe gerade dein Post gelesen und kann mich der Antwort von SanfterRiese nur anschließen - Du machst nichts falsch. Deiner Geschichte entnehme ich, der Hund hat bereits eine Beziehung zu Dir aufgebaut und Ihr kommuniziert. Sein neues Leben bei Dir wird ihn wahrscheinlich auch mit Dingen konfrontieren, die ihm neu sind, die er aus seinem Vorleben nicht kennt. Seine Vorprägung und seine Blindheit sind zwar nicht die besten Voraussetzungen neue "Fakten" anzunehmen und zu akzeptieren, aber er scheint Dir zu vertrauen und wenn du ihn geduldig mit allen "Inhalten" seiner neuen Welt kontrolliert konfrontierst, ohne Druck, ihm durch Deine Ruhe Sicherheit gibst, dann werdet ihr noch einige Jahre Freude haben.

Besten Gruß
 
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Das denke ich auch und dem kann ich mich noch anschliessen, da muss einfach viel mehr Vertrauen noch fgolgen, aber dennoch scheint einiges noch da zu sein davon und zu wachsen, dementsprechend muss man arbeiten arbeiten und arbeiten.
Aber ich denke ihr seid total auf dem richtigen Wege!
 
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