Habe ein Problem mit meinem Hund

AW: Habe ein Problem mit meinem Hund

Hi, Sicolino, :)

nochmal ich.
Mich erinnert diese "Sturheit" - die keine ist, sondern Anzeichen von etwas anderem - an einen gestörten Neufundländer, den sich ein Freund von mir aus dem Tierheim geholt hatte, und der hinterher als Pflegehund bei mir landete.

Das anfängliche Problem was mein Freund Karl mit ihm hatte, war, dass der Hund durch nichts, auch nur zu irgendwas zu motivieren war. Selbst beim Spazierengehen konnte Karl den Hund eigentlich nur hinter sich herschleppen.
Zwar fraß er, war aber ansonsten unbeteidigt, "bockig" wie Karl das nannte, bellte auch nicht, sagte keinen Pieps.
Ging in dem kleinen Häuschen in dem Karl mit seiner Freundin wohnte, dort auch ums Verrecken nicht die steile Treppe hoch und musste somit im kalten, zugigen Eingangsflur leben.

Das Verhalten änderte sich an dem Tag, als mein Freund ihn zum ersten Mal mit in meine damalige Werksatt mitbrachte, eigentlich nur, um ihn mir mal zu zeigen.
Meine damalige Werkstatt war zweistöckig, und da der Hund keine Treppen ging, musste er nach Besichtigung und Begrüßung in der unteren Halle bleiben, wo jetzt gerade nicht gesägt und geschliffen wurde - alle Leute waren oben beim Malen.
Naja, und nachdem er etwa eine halbe Stunde allein gewesen war, begann der Hund plötzlich zu bellen. Es war ein ganz merkwürdiges Bellen, was zunächst wie "eingerostet" klang, aber dann auch merkwürdig blieb: Es zeigte keinerlei Emotionen, es war ein lautes, monotones Wuff - Wuff - Wuff in ganz regelmäßigen Abständen, es wirkte völlig mechanisch. Als würde eine Uhr "bellen" oder ein Metronom.

Ich bin dann runtergegangen und fand auch bald die Ursache des Bellens:
Der Hund fixierte einen alten Fußball, den er unter einer Werkbank erspäht hatte. Na, den habe ich natürlich, ihm freundlich zuschwätzend, rausgeholt, und sobald ich damit stand, sprang der Hund mich an und biss mich in die Hand!
Das war kein schlimmer Biss, ein Kratzer halt. Der Ball fiel jedenfalls runter, der Hund sprang energisch hinterher.

Na - und das war der Beginn des Durchbruch's! Ich hätt ja schreien können! Ihn schimpfen können! - Ich tat's aber in dieser Situation - bis auf ein deutliches "Au" nicht.

Sobald er nun den Ball hatte, spielte er ihn mir mit den Pfoten auffordernd wieder zu. Wollte ich ihn aufnehmen, um ihn zu werfen, reagierte der Hund mit Schnappen.
So kam ich in dem Zusammenhang auf die einzig vernünftige Idee: Ich habe mit dem Hund Fußball gespielt. Und das ging wunderbar! Er verfolgte freudig den Ball und trieb ihn meinen Füßen wieder zu.

Und damit hatte ich den Köter ;) am Hals.

Durch dieses Spiel war er natürlich keineswegs in Ordnung, aber es hatte eine Tür zu seinem Inneren aufgestoßen.
Karl war völlig begeistert über die Veränderung seines Wuffs, und beschloss, die Nacht mal bei mir zu verbringen, ob sich vielleicht noch weitere Wunder täten.

So kam der Neufi zu mir nach Hause, und die Nacht war eine der nervigsten meines Lebens. Dieser Hund, der gerade das Bellen für sich wiedergefunden hatte - nachdem er eine unbekannte Zeit völlig still war - hat fast NUR gebellt. Monoton, laut, emotionslos - wie ein Automat.
Aber sein Bellen war wieder zielgerichtet. Ich hatte ihm beim Eintreten aus dem Küchenschrank Zwieback als Leckerlie gegeben, jetzt saß er nur noch vor dem Küchenschrank und fordete durch sein lautes Bellen: Noch mehr davon!
Und wenn man sich dem "Köter" verweigerte - weil, irgendwann muss es ja auch mal gut sein - ging er ins Wohnzimmer, klaute sich ein Kissen, begann darauf herumzukauen und dabei herzzerreissend zu weinen.
Das war, wie als würde er nach langer Stumpfheit "auftauen". In diesen Phasen war nach kurzer Zeit der umgebende Teppich und das jeweilige Kissen richtig nass.

Hermann hieß der Neufi. Karl konnte mit dem "aufgetauten" Neufi noch viel weniger anfangen als mit dem "stumpfen", und da Hermann auf mich jedenfalls deutlich mehr hörte als auf Karl, landete er nach einer weiteren Woche im zugigen Eingangsflur bei mir.

Der Hermann ist mit Sicherheit völlig anders als Dein Kenai - aber , was ich sagen will: Du brauchst das Zauberwort. Oder die Zaubersituation. Um ihm die Türabneigung und vielleicht noch andere Abneigungen zu nehmen.
Und dazu braucht es ein "Hineinfühlen" in den Hund.
Spür und fühle und beobachte und setze auch Grenzen. Aber spür und fühle zuerst.
Ködere ihn - probiere alles aus, was an Spielmöglichkeiten zur Verfügung steht - versuche ihn zu "kriegen". Und wenn Du sein Vertrauen hast, was auch darauf beruht, dass DU ihn verstehst, dann geht's weiter.

Liebe Grüße,
Geli:blume2:
 
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hallo
bin ganz happy, kenai geht seit gestern abend plötzlich völlig freiwillig in den aufzug. weiss eigentlich nicht warum, aber es klappt jetzt.:jump1:
er legt sich halt bei allem, was er nicht tun will sofort hin. weiss nicht, ob aus angst oder stress oder sturheit. er kommt auch nicht her, wenn er nicht will.
das mit dem aufzug war mir nur deswegen wichtig, weil meine mutter, die auch öfter mit dem hund gehen will, die stiegen nicht mehr so schafft.
auch wenn mal was sein sollte mit kenai (falls er die stiegen nicht mehr gehen könnte) da kann ich ihn nicht hochtragen.
bei der angst vor türen glaub ich spielt auch viel mit, dass kenai ja eingesperrt worden ist - vielleicht glaubt er, ich will ihn einsperren. oder er hat angst, dass ihm die tür rauffällt. blöderweise muss er bei türen, die man aufziehen muss, immer als erster durchgehen, weil ich ihm ja die tür aufhalten muss - da hat er sicher angst, ich lass ihn alleine.
aber jetzt sind meine mutter und ich erst mal froh, dass kenai den aufzug benutzt.
lg sicolino
 
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Das ist ja toll, ich freue mich sehr für euch :jump1: :jump1: :jump1:
hast dein hundi auch gaaaaaanz doll gelobt ?? Na bestimmt :kuss1:
So wird es Schritt für Schritt immer besser werden nur Geduld mußt du haben :kuss1:

Liebe Grüßchen von
Lenchen
 
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:blume2: :clown1:
ja wirklich - hab mich gar nicht mehr gefangen vor freude darüber. kenai ist glaub ich auch ganz stolz auf seine leistung. er schaut zumindest jedesmal so drein, wie ein sportler, der den marathon geschafft hat. mein jetzt nicht, dass er fertig ist, sondern dass er sich freut.
lg sicolino
 
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hallo angelika-marie!
drucke mir die seiten von 4 pfoten gerade aus. werde sie mir durchlesen - klingt interessant.
danke für den hinweis!
lg sicolino :blume1:
 
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huhu, super das es jetzt mit Deinem Hundi klappt ich freue mich für Dich! Die Seiten 4 Pfoten habe ich auch gleich abgespeichert ist richtig interesant!
Na, dann viel Glück Euch beiden !
 
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:clown2:
hallo
ja wirklich eine interessante seite! wäre nie darauf gekommen, dass das hinlegen und das wegschauen, wenn man was von ihm will, ein beschwichtigungssignal ist.
danke für den tipp
lg sicolino
 
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hallo :blume2:
nein ich habe schon verstanden. kann auch daran liegen, dass er eingesperrt war. wir wissen leider nicht, wie lange er hinter diesen gittern gesessen hat. und wie er in diesen zwinger reingeschafft wurde - vielleicht mit roher gewalt. daher kann diese angst vor türen auch kommen, glaub ich.
es ist nur manchmal frustrierend, wenn du alles machst und dein hund vertraut dir trotzdem noch nicht so ganz.
ich mein, dass mit dem aufzug klappt jetzt ohne probleme - kenai drängt sogar richtig rein in die kabine, aber trotzdem vertraut er mir noch immer nicht. ich weiss eh, ich bin zu ungeduldig mit ihm. muss vielleicht mehr an mir arbeiten als an kenai.
ich hab ihn aber trotzdem lieb und würde ihn ganz bestimmt nicht mehr hergeben.
lg sicolino
 
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Sicolino, na Vertrauen von heut auf morgen wird schwierig. Vertrauen baut sich auf - so wie hier ja schon geschrieben wurde, mit Liebe und Geduld. :) Und Ihr seid doch auch schon auf einem guten Weg! :)

Liebe Grüsse Marie
 
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Ich bin mir ganz sicher, ihr schafft das :kuss1:
Hab Geduld es dauert ein bischen aber es wird schon, ganz sicher :kuss1:

Liebe Grüßchen
Lenchen
 
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na, das ließt sich ja mal richtig gut! Da muß ich mir schnell die Zeit nehmen und ein paar Zeilen schreiben. Ich bin gerade mehr am lesen wie am schreiben aber hier freue ich mich mit Euch! Du bist doch nun schon für Deine Geduld mit dem Aufzug belohnt worden also auch auf dem besten Weg sein Vertrauen zu gewinnen! Ohne sein Vertrauen in Dich währe er nie in den Aufzug rein! Also der Weg ist der richtige und jetzt noch Geduld, Geduld, Geduld! Ihr beiden schafft das!
Ich freue mich wenn ein Hund mit schlechten Erfahrungen noch mal in einen Menschen so ein Vertrauen bekommt, da kannst Du froh sein und das andere wird jetzt so nach und nach kommen.
 
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:kuss1: :blume2:
hallo!
das ist wirklich lieb von Euch allen!!
fülle mich wirklich gut aufgehoben in diesem forum.
danke! diese worte bauen einen wieder auf.
lg sicolino
 
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