Tiergeschichten

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Bunte Pferde

Es war ein kalter grauer Frühlingsmorgen als mitten in den Rocky Mountains, einem hohen Gebirge in Amerika ein Fohlen das Licht der Welt erblickte.
Seine Mutter eine wunderschöne graue Stute blickte es liebevoll an, leckte es trocken und gab ihn seinen Namen "Apache".
Seine Tanten standen um die beiden herum und bewunderten den kleinen Hengst, der die graue Erdfarbe seiner Mutter hatte.
Nach einigen mühevollen Versuchen gelang es ihm endlich auf seinen eigenen vier Beinen zu stehen und bei seiner Mutter den ersten Hunger zu stillen.
Es verging einige Zeit, das Fohlen wuchs heran, wurde ein starker und schöner Jährling.

Eines Tages sah er beim Trinken sein Spiegelbild im Wasser.
Er blickte sich um und sagte zu seiner Mutter: "Weißt du was.
Wenn ich mich so ansehe und die Farbe meines Fells, die wie schmutzige Erde aussieht gefalle ich mir gar nicht.
Ach könnte ich doch die Farbe der Sonne haben. Sie ist so wunderschön".
Als Apache am nächsten Tag erwachte und seine Glieder streckte sah er, dass der Gott Manitou seinen Wunsch erhört hatte und sein Fell leuchtete mit der Sonne um die Wette.

Apache war stolz auf sein neues Aussehen.
Er wanderte zwischen den anderen Pferden der Herde herum und zeigte jedem seine neue Farbe.
Seine Mutter schüttelte nur den Kopf und meinte "Apache sei nicht so eitel.
Ein gutes Pferd ist einfach und bescheiden, nur so kann es in der Wildnis überleben".
Doch Apache war das egal. Kurze Zeit später stand er nachts auf der Klippe und blickte in den Himmel.
Dieser war schwarz mit dem silberne Leuchten der Sterne und des Mondes.
Wieder dachte er: "Ach könne ich doch die Farbe der Nacht haben. Die Nacht ist einfach wunderschön".
Als er am nächsten Tag erwachte hatte ihm Manitou ein weiteres Mal seinen Wunsch gewährt.
Sein Fell glänzte rabenschwarz, die Mähne und der Schweif glänzten wie flüssiges Silber.
Er stolzierte überall herum und präsentierte den anderen Herdenmitgliedern sein neues Aussehen.
Das Jahr ging in den Sommer über und dann langsam und unmerklich in den Herbst.

Und wieder war Apache mit seiner Fellfarbe unzufrieden. Immer wieder betrachtete er das Herbstlaub mit seinen leuchtenden Farben und klagte seiner Mutter, dass er lieber ein leuchtendes Rot hätte als das dunkle Schwarz.
Und ein weiteres Mal erfüllte ihm Gott Manitou seinen Wunsch. Am nächsten Morgen erwachte der kleine Hengst mit einer Fellfarbe, welche an ein loderndes Feuer erinnerte.
Langsam verging auch der Herbst und es wurde Winter.

Schnee und Kälte machten die Berge unwirtlich und die Pferde mussten lange nach Futter suchen.
Teiche und Tümpel froren zu und der kalte, raue Wind machte der Herde mehr und mehr zu schaffen.
Doch Apache stakte durch den hohen Schnee und bewunderte die in der selten gewordenen Sonne glitzernden Eiszapfen und Eiskristalle. Er dachte bei sich: "Ach ist das wunderschön, hätte ich doch ein Fell wie Schnee und Eis, so weiß und glänzend".
Und auch dieses Mal erhörte ihn Gott Manitou und am nächsten Tag war Apache Fell weiß wie frisch gefallener Schnee.
So ging der Winter langsam dahin und endlich schien die Sonne wieder länger und kräftiger, der Schnee verschwand und die ersten zarten Gräser und Blumen wurden wieder sichtbar.

Die Not der Pferdeherde hatte ein Ende. Nur Apache war wieder un-zufrieden. "Dieses Weiß ist furchtbar.
Immer muß ich aufpassen, dass ich nicht schmutzig werde, furchtbar.
Ach hätte ich doch wieder die Farbe der Sonne oder die Farbe des Feuers, das wäre schön".
Seine Mutter sah ihn verzweifelt an und sagte: "Apache, du versündigst dich.
Gott Manitou wird das nicht gefallen. Er hat dir bis jetzt alle deine Wünsche erfüllt aber..."
Doch Apache meinte: "Wenn er sie mir bis jetzt erfüllt hat, dann soll er sie mir auch gefälligst weiter erfüllen.
Ich bin der schönste Hengst, der jemals durch diese Berge streifte!". Und noch einmal erfüllte Gott Manitou den Wunsch des Hengstes nach einer neuen Fellfarbe.
Apache erwachte munter am nächsten Morgen, stand auf und erstarrte.
Sein neues Fell leuchtete in allen Farben der Natur, weiß, schwarz, braun, golden.
Die gesamte Herde umstand ihn, wie damals zu seiner Geburt, betrachtete ihn erstaunt und seine Mutter sagte zu ihm "Apache, ich hoffe dass du jetzt endlich zufrieden bist.

Gott Manitou hat dir nun das letzte Mal sämtliche Farbtöne der Natur auf dein Fell gepinselt.
Er wird dir nun keinen Wunsch mehr erfüllen.
Da ist jetzt deine endgültige Farbe".
So entstanden die bunten Pferde, welche du bis heute auf den Weiden der Rocky Mountains grasen sehen kannst.


Autor: Andrea Lang
 
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Balou der kleine Teufel!
Mehrere Jahre ritt ich in unserem Reitstall ein Pony mit dem Namen Balou. [
Dieses kleine Pony hatte schon einige gute Tricks auf Lager.
Im Sommer, wenn wir auf der Wiese waren, war es das wohl bravste Pony im Stall - so sollte man meinen.
Doch im Winter, wenn er nicht regelmäßig nach draußen konnte - naja, die Geschichte erzähl ich jetzt.
Es war vor drei Jahren, Mitte November und endlich konnte ich auch meinem Patenonkel mal zeigen, was ich alles dazugelernt hatte.
Wir kamen in der Reitschule an - ich ging mit meiner Putzkiste zu Balou, der mich schon freudig begrüßte.
Ganz BRAV stand er in seiner Box und ließ sich von mir putzen.
Mein Vater und mein Onkel saßen zwischenzeitig bei einem Kaffee in der Reitstube und sahen sich den laufenden Reitbetrieb an. Nun es war kurz vor 18:00 Uhr - ich sattelte Balou und ging mit ihm in die Reithalle.
Es sollte eine für mich unvergessliche Stunde werden!!!
Am Anfang verlief alles normal.
Wir, eine Gruppe von etwa 10 Reitschülern, gingen mit unseren Ponys im Schritt, um diese etwas aufzuwärmen.
Es war nichts außergewöhnliches an meinem Pony zu erkennen. Auch im Trab klappte anfangs noch alles super.
So kam dann, was wohl kommen musste.
Wir sollten angaloppieren!!!
Balou hatte wohl nur auf diesen Moment gewartet.
Aus dem Schritt riss er plötzlich seinen Kopf nach unten, wobei er gleichzeitig hinten hoch ging.
Wie von einem Katapult wurde ich nach vorne aus dem Sattel befördert.
Ich rutschte über den Hals und landete nach einem Beinahe-Salto auf meinen Füßen - allerdings vor Balou.
Da ich die Zügel noch in der Hand hatte, stand mein kleiner Teufel Balou neben mir, als könnte er kein Wässerchen trüben.
Naja, jetzt schien wohl alles wieder klar zu sein - ich saß wieder auf und startete den nächsten Versuch anzugallopieren.
Ohne Probleme kam Balou meinen Hilfen nach und alles schien wieder in Ordnung zu sein.
Nach mehreren Galopp-, Schritt- und Trabphasen kam nun kurz vor Ende der Reitstunde der Einzelgalopp.
Hierbei reitet jeder Reitschüler alleine, einmal auf den Zirkel und einmal die ganze Bahn im Galopp. Nachdem etwa die Hälfte der Reitschüler ihre Aufgabe bewältigt hatte, kam ich nun dran. Balou, so meinte ich, hatte sich wohl beruhigt - doch ich sollte eines Besseren belehrt werden.
Als ich Balou zum Galopp antrieb, fing dieser mal wieder seine Spielchen an.
Er riss den Kopf zwischen die Beine, ging hinten hoch und buckelte so stark, dass ich mich zum zweitenmal in einer Reitstunde neben dem Pony befand. Ich saß aber diesmal etwas verdutzt auf dem Hallenboden.
Balou unterdessen buckelte durch die ganze Halle und spielte mit mir Nachlaufen.
Es dauerte gute 5 Minuten um diesen kleinen Teufel wieder einzufangen.
Nachdem dies nun geschafft war, stieg ich wieder auf und brachte die Reitstunde zu Ende.
Nachdem ich Balou dann abgesattelt hatte und er wieder in der Box stand, kam er mit seinem Kopf und stieß mich an, als wollte er sagen: Na, heut hab ich mich wohl durchgesetzt, heut bin ich der Sieger!
Er bekam, obwohl ich anfangs schon recht wütend war, da mein Vater und Patenonkel das ja alles gesehen hatten, wie immer seine kleine Belohnung.
Ich ging also in die Reitstube und wartete auf den Kommentar der Beiden.
Mein Patenonkel sagte nur: Na, für Sankt Martin kann man dein Pony aber nicht gebrauchen.
Es würde nicht so gut kommen, wenn dieser während des Umzuges Fluguntericht nimmt!
Ein allgemeines Lachen in der Reitstube beendete diese für mich unvergessliche Reitstunde.
Seit diesem Tag bin ich Balou noch sehr oft geritten.
Er hat zwischendurch auch mal wieder gebuckelt und versucht, sich seines Reiters zu entledigen.
Doch nach dieser Stunde hatte ich mich voll darauf eingestellt und jedesmal war ich der Sieger.
Heute noch, wo ich nicht mehr (wegen meiner Körpergröße) auf Balou reite, ist er einer meiner Lieblinge in unserer Reitschule.
(Autor: Jessy)
 
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Die Wahrheit über Rotkäppchen:
(Das Luder mit dem roten Käppi)
Um die Oma zu besuchen,
Im Korb ne Flasche Wein und Kuchen,
Ging Rotkäppchen durch den finstren Wald.
Natürlich kam der Wolf dann bald.

Er hat schon länger nichts gegessen
Und wollt das arme Ding nun fressen.
'Na gut' sprach sie, 'wenn das so ist
Und du mich doch am Ende frißt,
Dann ist es eben einerlei!
Doch hätt ich gern drei Wünsche frei.

Der Wolf, der wollte nicht so sein
Und ließ sich auf den Handel ein.
'Der erste Wunsch,' so sagt sie ihm,
'ich wär so gern mit dir intim!'

Der Wolf sprach: 'Das ist kein Problem!
Das ist mir äußerst angenehm!'
Und nahm das Mädchen richtig ran,
Denn schließlich war der Wolf ein Mann.

'Der zweite Wunsch,' sprach sie verstohlen,
'kannst Du das nochmals wiederholen?!'
Wenn seine Knie auch schon ganz weich,
Sprach er jedoch: 'Das hab n wir gleich!'

Doch langsam wurd es ihm zur Qual:
Rotkäppchen wollt ein drittes Mal!
Und als er auf dem Mädchen parkt,
Ereilt den Wolf der Herzinfarkt.

Grad zog sie sich ihr Höschen an,
Da kam vorbei der Jägersmann.
Er sieht des Wolfes Mißgeschick
Und sagt mit vorwurfsvollem Blick:

'Rotkäppchen, sag mal, also bitte!!
Das war diese Woche schon der Dritte!'
 
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:D:D:D Wo hast Du den denn her, der war richtig gut.
So kann man die Geschicht von Rotkäppchen auch erzählen.:D
 
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Dankeschön Molly+Speedy :blume2:

Aber leider gehen sie mir schön langsam aus.:D
 
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Der kranke Löwe
Der Löwe, sagt man, war krank; da gingen sie alle, ihn in seinen Leiden zu besuchen;
der Schakal aber ging nicht hin, weil die Spuren der Leute, die hingingen, um ihn zu besuchen,
nicht wieder zurückkehrten.
Da wurde er von der Hyäne bei dem Löwen verklagt. Obschon ich gekommen bin, dich zu besuchen, will doch der Schakal nicht kommen, dich in deinen Leiden zu besuchen.
Da schickte der Löwe die Hyäne, um den Schakal zu fangen.
Das tat sie und brachte ihn vor den Löwen.
Der Löwe fragte den Schakal: Warum kamst du denn nicht, nach mir zu sehen?
Der Schakal gab zur Antwort: Bitte, lieber Onkel; als ich hörte, dass du so schwer krank seiest, ging ich zum Zauberdoktor,
um Rat zu holen und ihn zu fragen, was für eine Arznei meinem Onkel von seinen Schmerzen helfen würde.
Der Doktor aber sagte so zu mir: Geh und sage deinem Onkel, er möge die Hyäne ergreifen, ihr das Fell abziehen,
und, wenn es noch warm wäre, es anlegen; dann werde es besser werden.
Die Hyäne ist so nichtsnutzig, dass sie sich gar nicht um die Leiden meines Onkels kümmert.
Der Löwe folgte diesem Rat, ergriff die Hyäne, zog ihr, während sie aus Leibeskräften heulte, das Fell über die Ohren und legte es an.

(Europe>>Südosteuropa<<Jugoslavien)
 
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Der Wolf (Teil 1)

Noch nie war in den französischen Bergen ein so unheimlich kalter und langer Winter gewesen.
Seit Wochen stand die Luft klar, spröde und kalt.
Bei Tage lagen die großen, schiefen Schneefelder mattweiß und trostlos unter dem grellblauen Himmel,
nachts ging klar und klein der Mond über sie hinweg, ein grimmiger Frostmond von gelbem Glanz,
dessen starkes Licht auf dem Schnee blau und dumpf wurde und wie der leibhaftige
Frost aussah.
Die Menschen mieden alle Wege und namentlich die Höhen, sie saßen träge und schimpfend in den Dorfhütten,
deren rote Fenster nachts neben dem blauen Mondlicht rauchig trüb erschienen und bald erloschen.
Das war eine schwere Zeit für die Tiere der Gegend.
Die kleineren erfroren in Mengen, auch Vögel erlagen dem Frost, und die hageren Leichname fielen den Habichten und Wölfen zur Beute.
Aber auch diese litten furchtbar an Frost und Hunger.
Es lebten nur wenige Wolfsfamilien dort, und die Not trieb sie zu engerem Verband.
Tagsüber gingen sie einzeln aus.
Da und dort strich einer über den Schnee, mager, hungrig und wachsam, lautlos und scheu wie ein Gespenst.
Sein schmaler Schatten glitt neben ihm über die Schneefläche.
Spürend reckte er die spitze Schnauze in den Wind und ließ zuweilen ein trockenes, gequältes Geheul vernehmen.
Abends aber zogen sie vollzählig aus und drängten sich mit heiserem Geheul um die Dörfer.
Dort waren Vieh und Geflügel wohlverwahrt und hinter festen Fensterläden lagen Flinten angelegt.
Nur selten fiel eine kleine Beute, etwa ein Hund, ihnen zu, und zwei aus der Schar waren schon erschossen worden.
Der Frost hielt immer noch an.
Oft lagen die Wölfe still und brütend beisammen, einer am anderen sich wärmend, und lauschten beklommen in die tote Öde hinaus, bis einer,
von den grausamen Qualen des Hungers gefoltert, plötzlich mit schauerlichem Gebrüll aufsprang.
Dann wandten alle anderen ihm die Schnauze zu, zitterten und brachen miteinander
In ein furchtbares, drohendes und klagendes Heulen aus.
Endlich entschloss sich der kleinere Teil der Schar zu wandern.
Früh am Tage verließen sie ihre Löcher, sammelten sich und schnoberten erregt und angstvoll in die frostklare Luft.
Dann trabten sie rasch und gleichmäßig davon.
Die Zurückgebliebenen sahen ihnen mit weiten, glasigen Augen nach, trabten ein paar Dutzend Schritte hinterher, blieben unschlüssig und ratlos stehen und kehrten
langsam in ihre leeren Höhlen zurück.
Die Auswanderer trennten sich am Mittag voneinander.
Drei von ihnen wandten sich östlich dem Schweizer Jura zu, die anderen zogen südlich weiter.
(Autor Unbekannt)
 
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Der Wolf (Teil 2)

Die drei waren schöne, starke Tiere, aber entsetzlich abgemagert.
Der eingezogene, helle Bauch war schmal wie ein Riemen, auf der Brust standen die Rippen jämmerlich heraus, die Mäuler waren trocken und die Augen weit und verzweifelt.
Zu dreien kamen sie weit in den Jura hinein, erbeuteten am zweiten Tage einen Hammel,
am dritten einen Hund und ein Füllen und wurden von allen Seiten
her wütend vom Landvolk verfolgt.
In der Gegend , welche reich an Dörfern und Städtchen ist, verbreiteten sich Schrecken und Scheu vor den ungewohnten Eindringlingen.
Die Postschlitten wurden bewaffnet, ohne Schießgewehr ging niemand von einem
Dorf zum anderen. In der fremden Gegend , nach so guter Beute, fühlten sich die drei Tiere zugleich scheu und wohl,
sie wurden tollkühner als je zu Hause und brachen am hellen Tag in den Stall eines Meierhofes.
Gebrüll von Kühen, Geknatter splitternder Holzschranken, Hufegetrampel und heißer, lechzender Atem erfüllten den engen, warmen Raum.
Aber diesmal kamen Menschen dazwischen.
Es war ein Preis auf die Wölfe gesetzt, das verdoppelte den Mut der Bauern.
Und sie erlegten zwei von ihnen, dem einen ging ein Flintenschuss durch den Hals, der andere wurde mit einem Beil erschlagen.
Der dritte entkam und rannte so lange, bis er halbtot auf den Schnee fiel.
Er war der jüngste und schönste von den Wölfen, ein stolzes Tier von mächtiger Kraft und gelenken Formen. Lange blieb er keuchend liegen.
Blutigrote Kreise wirbelten vor seinen Augen, und zuweilen stieß er ein pfeifendes, schmerzliches Stöhnen aus.
Ein Beilwurf hatte ihm den Rücken verletzt.
Doch erholte er sich und konnte sich wieder erheben.
Erst jetzt sah er, wie weit er gelaufen war.
Nirgends waren Menschen oder Häuser zu sehen.
Dicht vor ihm lag ein verschneiter mächtiger Berg.
Es war der Chasseral.
Er beschloss, ihn zu umgehen. Da der Durst ihn quälte, fraß er kleine Bissen von der gefrorenen, harten Kruste der Schneefläche.
Jenseits des Berges traf er sogleich auf ein Dorf.

(Autor Unbekannt)
 
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Der Wolf (Teil 3)

Es ging gegen Abend.
Er wartete in einem dichten Tannenforst.
Dann schlich er vorsichtig um die Gartenzäune,
dem Geruch warmer Ställe folgend.
Niemand war auf der Straße.
Scheu und lüstern blinzelte er zwischen den Häusern hindurch.
Da fiel ein Schuss.
Er warf den Kopf in die Höhe und griff zum Laufen aus, als schon ein zweiter Schuss knallte.
Er war getroffen.
Sein weißlicher Unterleib war an der Seite mit Blut befleckt, das in dicken Tropfen zäh herabträufelte.
Dennoch gelang es ihm, mit großen Sätzen zu entkommen und den jenseitigen Bergwald zu erreichen.
Dort wartete er horchend einen Augenblick und hörte von zwei Seiten Stimmen und Schritte .
Angstvoll blickte er am Berg empor.
Er war steil, bewaldet und mühselig zu besteigen.
Doch im blieb keine Wahl.
Mit keuchendem Atem klomm er die steile Bergwand hinan, während unten ein Gewirre von Flüchen,
Befehlen und Laternenlichtern sich den Berg entlang zog.
Zitternd kletterte der verwundete Wolf durch den halbdunklen Tannenwald, während aus seiner Seite langsam das braune Blut hinabrann.
Die Kälte hatte nachgelassen.
Der westliche Himmel war dunstig und schien Schneefall zu versprechen.
Endlich hatte der Erschöpfte die Höhe erreicht.
Er stand nun auf einem leicht geneigten, großen Schneefelde nahe bei Mont Crosin, hoch über dem Dorfe, dem er entronnen.
Hunger fühlte er nicht, aber einen trüben, klammernden Schmerz von den Wunden.
Ein leises, krankes Gebell kam aus seinem hängenden Maul, sein Herz schlug schwer und schmerzhaft und fühlte die Hand des Todes wie eine unsäglich schwere Last auf sich drücken.
Eine einzeln stehende, breitästige Tanne lockte ihn;
dort setzte er sich nieder und starrte trübe in die graue Schneenacht.
Eine halbe Stunde verging.
Nun fiel ein mattrotes Licht auf den Schnee, sonderbar und weich.
Der Wolf erhob sich stöhnend und wandte den schönen Kopf dem Licht entgegen.
Es war der Mond, der im Südost riesig und blutrot sich erhob und langsam am trüben Himmel höher stieg.
Seit vielen Wochen war er nie so rot und groß gewesen.
Traurig hing der Blick des sterbenden Tieres an der matten Mondscheibe,
und wieder röchelte ein schwaches Heulen schmerzlich und tonlos in die Nacht.
Da kamen Lichter und Schritte nach.
Bauern in dicken Mänteln, Jäger und junge Burschen in Pelzmützen und mit plumpen Gamaschen stapfen durch den Schnee.
Gejauchze erscholl.
Man hatte den verendenden Wolf entdeckt, zwei Schüsse wurden auf ihn abgedrückt, beide fehlten.
Dann sahen sie, dass er schon im Sterben lag, und fielen mit Stöcken und Knütteln über ihn her.
Er fühlte es nicht mehr.
Mit zerbrochenen Gliedern schleppten sie ihn nach St. Immer hinab. Sie lachten,
prahlten, sie freuten sich auf Schnaps und Kaffee, sie sangen, sie fluchten.
Keiner sah die Schönheit des verschneiten Forstes, noch den Glanz der Hochebene, noch den roten Mond,
der über dem Chasseral hing und dessen schwaches Licht in ihren Flintenläufen,
in den Schneekristallen und in den gebrochenen Augen des erschlagenen Wolfes sich brach.
(Autor Unbekannt)
 
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Der treue Hofhund Rolf

[FONT=Comic Sans MS, Arial]Kürzlich wanderten meine Gedanken zurück in die Zeit der letzten Kriegsjahre, als ich damals Soldat war.[/FONT]
[FONT=Comic Sans MS, Arial]Mein Bruder Karl war nicht eingezogen worden, weil er eine Verletzung an seiner Hand hatte, und so blieb er zu Hause in Ostpreußen, um unsere kleine Landwirtschaft weiter zu führen.
Neben einigem Vieh hatten wir auch einen Hund, unsern Rolf.
Nicht reinrassig, aber er war ein guter, treuer Hund. - Wenn meine anderen Brüder und ich Urlaub bekamen und nach Hause gefahren sind, hatte er jeden von uns stets freudig wiedererkannt.
Wenn mein Bruder Karl mit dem Pferdewagen zur Arbeit auf dem Felde fuhr, lief unser Rolf den ganzen Weg unter dem Wagen mit, um bei meinem Bruder sein zu können.
Wollte mein Bruder in die Kreisstadt, um Besorgungen zu machen, musste der Hund zu Hause angebunden werden, um zu verhindern, dass er ihm den weiten Weg nachgelaufen wäre.
1943 wurde auch mein Bruder Karl zum Militär eingezogen, aber unser Rolf konnte natürlich nicht mit ihm gehen und musste sich damit abfinden. So verging die Zeit, als plötzlich nach etwa einem Jahr unser Hund aus unerklärlichen Gründen zu heulen anfing.
Es war ein jämmerlich klagendes Heulen, das überall im Dorf zu hören war und nicht enden wollte.
Nach ein paar Tagen kam unser Dorfgendarm zu uns und fragte meine Mutter, ob er den Hund nicht erschießen solle, um dem Geheul ein Ende zu machen. Aber natürlich durfte er unseren treuen Hund nicht töten, und Rolf heulte weiter.
Mit einem Mal jedoch hatte Rolf dann sein Heulen eingestellt, und wir hatten scherzhaft gemeint, dass der Hund wohl die Worte des Gendarmen verstanden haben könnte, und nun aus Vorsicht lieber still sei.
Ein paar Tage später bekam meine Mutter dann die Benachrichtigung, dass ihr Sohn Karl im Kampf für das Vaterland gefallen sei! -Und unser Hund Rolf blieb von da an stumm und hatte nicht mehr geheult!
Der Krieg ging zu Ende, und meine Mutter, der die Flucht in den Westen nicht gelungen war, lebte zunächst einige Jahre in einem Altersheim.
Schließlich bekam sie die Genehmigung auszureisen und wohnte dann bei mir und meiner Familie. Da haben wir uns einmal über das seltsame Verhalten unseres Hundes Rolf unterhalten, und meine Mutter sagte:
"Der Rolf wusste, dass Karl gefallen war und hatte um ihn getrauert!"
Der Hund Rolf blieb übrigens nach der (missglückten) Flucht meiner Großmutter und ihrer Tochter auf dem Hof zurück (sie kamen nur einige Ortschaften weit wegen Deichselbruchs am Fuhrwerk). Der polnische Landarbeiter, der für meine Großmutter gearbeitet hatte, nahm den Hund zu sich nach Hause.
Als ein paar Jahre später meine Tante in diesen Ort kam, um ihren ehemaligen Helfer zu besuchen, wurde sie von dem Hund Rolf erkannt und freudig begrüßt.
Er konnte sich gar nicht mehr beruhigen vor Wiedersehensfreude, brach schließlich zusammen und war tot.
Autor: Lorin [/FONT]
 
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Der Gespensterschimmel

Als sich jemand nach dem Sinn des Kreuzbildes in der Lochgasse in Vaduz erkundigte, verwies man den Fragesteller auf die von Eugen Nipp aufgezeichnete Sage vom Lochgaß-Schimmel. Denn erst als das Kreuzbild aufgerichtet wurde, verschwand das unheimliche Gespensterroß, das nächtelang die Menschen durch sein Gewieher und Getrabe erschreckt und um den Schlaf gebracht hatte. Die Eingeweihten wußten nämlich wohl, daß der Schimmel niemand anders war als ein in die Fänge des Teufels geratener Bauer, der zu seinen Lebzeiten ein hartherziger, habgieriger, geiziger Mensch gewesen war, der sein Hab und Gut auf unredliche Weise zu mehren suchte, indem er stahl, was ihm zwischen die Finger geriet. Nicht einmal die Pferde waren vor ihm sicher, so erzählt die Sage, und er fand dafür ennet dem Rhein genug Abnehmer, die nicht nach der Herkunft der Pferde fragten.
Dieser sündige Trieb jagte ihn sogar an Weihnachten hinaus auf die dunklen Pfade; er wechselte über den Rhein hinüber, wo man ihn nicht so gut kannte, und hoffte in der heiligen Nacht, wenn die Menschen in der Kirche waren, gute Beute zu machen. Er täuschte sich auch nicht, denn als er an einer Kirche vorbeikam, aus der die Weihnachtslieder und Orgeltöne drangen, erspähte er einen prachtvollen Schimmel, der bei der Kirchentür an einem Haken angebunden war. Vielleicht, daß er einem Kirchgänger gehörte, vielleicht... Der diebische Bauer band den Schimmel los, setzte sich eiligst in den Sattel und nahm die Zügel in die Hand. Er schnalzte mit der Zunge, das Pferd wieherte und jagte dann mit dem Bauern über den Rhein zurück ins liechtensteinische Land. Aber er frohlockte nicht lange über den geglückten Diebstahl. Das Pferd sauste dahin, als wäre es vom Teufel getrieben. Eine unheimliche Angst bemächtigte sich des Reiters, der verzweifelt den Hals des Pferdes umklammert hielt, glaubte er doch jeden Augenblick herunterzustürzen. Er atmete erst erleichtert auf, als der Schimmel in die altvertrauten schlafenden Straßen von Vaduz einbog und in mächtigen Sprüngen die Lochgasse hinaufgaloppierte, wie wenn er seinen Weg kennte. Schon wollte sich der Dieb im Sattel wieder zurechtsetzen, da stand das Pferd plötzlich bockstill, so daß der Reiter in hohem Bogen über den Hals des Pferdes so unglücklich auf die Straße flog, daß er sich das Genick brach. Aber Entsetzliches mußten seine sterbenden Augen erblicken, als sich der Schimmel in einen hohnlachenden wiehernden Teufel verwandelte.
Es war zwar keiner dabei, der diese Verwandlung gesehen hätte, aber der Sage mußte man doch glauben. Denn seither mußte der Bauer als Schimmel die Lochgasse hinauf- und hinunterreiten, und erst das aufgestellte Kreuzbild verbannte das Gespensterpferd aus der Gasse und aus dem Gedächtnis der Leute.

Quelle: Dino Larese, Liechtensteiner Sagen, Basel 1970, S. 73
 
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DAS TOTE PFERD
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Ungefähr eine Stunde von Celle, rechtsab von der Chaussee und schräg gegenüber dem Dorfe Altencelle, liegt an der Fuhse, einem Nebenflusse der Aller, das Dörfchen Burg, so benannt, weil hier früher die Burg oder das Schloß der Herzöge von Celle gestanden, -
und ist die alte Stadt Celle so groß gewesen, daß die zwischen Altencelle und Burg liegenden Acker- und Heidfläche ganz mit Häusern ausgefüllt war.
Von der alten Burg ist aber jetzt weiter nichts zu sehen, als der Graben und einige Überbleibsel des mit Gras bewachsenen Walles.
Von diesem Walle geht nun die Sage, daß sich allda in mondscheinhellen Nächten eine weiße Jungfrau sehen läßt, die geht händeringend auf und ab, sagt aber kein Wort, und nur denjenigen, der auf sie zugeht, winkt sie zu sich heran;
es hat jedoch noch niemand den Muth gehabt, mit ihr zu gehen, obgleich man allgemein glaubt, daß man durch sie in den Besitz eines großen Schatzes gelangen könne, von dessen Hebung ihre Erlössung abhängig sei.
Ein alter Schäfer erzählt auch, daß er eines Mittags auf dem Walle ein todtes Pferd habe liegen sehen, dessen Hufe von eitel Gold gewesen.
Er sei aber voller Furcht an dem Pferde vorbeigegangen, habe sich jedoch nach einiger Zeit eines Besseren besonnen und sei nach der Stele zurückgekehrt,
wo leider nun nichts mehr von dem Pferde zu sehen gewesen, und habe er so die wohlverdiente Strafe für seine unnütze Furcht empfangen, denn wenn er gleich auf das pferd irgend einen ihm gehörenden Gegenstand,
etwa seinen Hut oder sein Messer geworfen, dann hätte der ganze Cadaver sich in püures Gold verwandelt, und er sei ein steinreicher Mann geworden.


Quelle: Will-Erich Peukert: Niedersächsische Sagen V. Göttingen 1968, S.364-365.
 
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Delfin "Moko" führte zwei gestrandete Zwergpottwale über einen Kanal ins offene Meer, nachdem diese gestrandet waren und offenbar die Orientierung verloren hatten.

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Diese Rettungsaktion hätte Flipper alle Ehre gemacht: In Neuseeland bewahrte ein Delfin zwei Wale vor dem Tod.
Die beiden Zwergpottwale, eine Mutter und ihr Kalb, strandeten in Mahia Beach, rund 500 Kilometer nordöstlich von Wellington.
Mehrere Aktivisten versuchten eine Stunde lang, den Tieren den Weg zurück ins Meer zu weisen - vergeblich.

Die Wale strandeten immer wieder auf einer Sandbank.
Mitarbeiter der Umweltbehörde befürchteten schon, die Tiere einschläfern zu müssen, um ihnen einen qualvollen Tod zu ersparen.
"Sie verloren immer wieder die Orientierung und strandeten erneut", sagte Malcolm Smith von der Umweltbehörde.
"Sie konnten offensichtlich den Weg zurück ins Meer nicht finden."

Doch dann kam der Delfin, von den Anrainern liebevoll "Moko" genannt. Er schwamm zu den Walen und führte sie 200 Meter parallel vom Strand zu einem Kanal, der ins offene Meer führte.

"Moko kam herangeschossen und drängte sich zwischen uns und die Wale", sagte eine andere Augenzeugin.
Offenbar hörte Moko die Hilferufe der Wale.
Der Große Tümmler ist in der Region dafür bekannt, dass er gerne in der Nähe des Strandes mit Menschen schwimmt.
Auch nach seiner Rettungsaktion kehrte Moko zurück und spielte mit seinen Bewunderern.
(APA)
 
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Der schwarze Pudel auf Monzabun
[Monzabon]

Eine Frau hatte im Sommer auf Monzabun Enzianwurzeln gegraben und wollte im Spätherbst nochmals auf die Alpe, um ein vergessenes Werkzeug zu holen. Als sie die verschlossene Hüttentüre öffnete, da stand von der Pritsche ein großer schwarzer Hund auf. Weil ein wirklicher Hund nirgends in die Hütte hätte eindringen können, so fürchtete sich das Weib und sprang ohne das Werkzeug heim.
Ein andermal ging ein Mann im Spätherbst auf Monzabun. Als er die Hüttentür auftat, erhob sich von der Pritsche ein großer schwarzer Pudel und sprang dem erschrockenen Manne zwischen den Beinen durch und zur Türe hinaus. Der Mann war den ganzen Winter krank.
Mehrere Hirten aßen einmal in dieser Hütte ein Rahmmus. Den Rest stellte ein Hirte „für den Pudel" in die Ecke, wie der Spötter lachend bemerkte. Als die Hirten wieder zurückkamen, hatte der Pudel das Mus nicht gegessen, aber der Mann wurde noch am selben Abend schwer krank und genas erst nach Monaten. Der Pudel kommt häufig über den Monzabuner Viehtriebweg herab ins Zörsertal zu den Stützen. Von dort läuft er talab bis zur Wieselbruck, wo er aufs andere Ufer des Baches geht.
Josef Anton Walch und Franz Huber haben vor etwa 20 Jahren diesen Pudel auch nachts auf genanntem Wege gesehen. Sie wollten ihn vertreiben, aber er stellte sich zur Wehr und schien immer größer zu werden.


Quelle: Im Sagenwald, Neue Sagen aus Vorarlberg, Richard Beitl, 1953, Nr. 415, S. 233f
 
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