Tiergeschichten

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Die Legende des fliegenden Pferdes


Fliegende Pferde gehören nicht unserer Zeit, sondern ausschließlich uralten, mithologischen Zeiten. Und tatsächlich hat niemand in den letzten zwei Jahrtausenden von einem mit Flügeln versehenen Pferd gehört.
Deswegen, wenn ich die Geschichte von Sebastian und seinem fliegenden Pferde erzähle, bin ich mir völlig im klaren, daß es sich um etwas Unglaubliches handelt und daß mir die meisten Leute ins Gesicht lachen werden. Um so besser, weil Hintergrund der Geschichte nicht Norwegen, Schottland oder irgendein anderes von Hexen bevölkertes Land ist, sondern einfach unsre flache Poebene.
Schon gut, bildet euch ein ganz kleines Dorf ein. Dort läuft das Leben seit immer seine gewohnte, unveränderbare Bahn. Jeden Tag verrichten die Bauern ihre üblichen Landarbeiten, trinken ein Glas Wein mehr als nötig, erreichen dann ganz erschöpft ihre Heime und gehen frühzeitig ins Bett, weil die Arbeit am nächsten Tag noch härter wird als am vorangegangenen. Für Phantasien gibt's dort absolut keinen Raum.
In diesem Dorf wurde meine Mutti geboren. Ein kleiner Fleck mitten in einer endlosen Ebene, Fliegen und Mücken überall, kaum ein paar Dutzend elende Häuser,es gibt keine Möglichkeit ein Stückchen Privacy zu bewahren, dort wissen alle von allen.

Und jemand im Dorf wußte, daß Sebastian drei Pferde hatte. Besser gesagt, kannten die Dörfler nur zwei von den drei vermutlichen Pferden Sebastians.Es waren die zwei Pferde, die er für seine Landarbeiten benutzte. Das dritte Pferd blieb ein Rätsel, denn niemand hatte es bisher gesehen. Keine Ahnung, welcher Rasse es gehörte, man wußte sogar nicht, ob das Tier wirklich existierte.
Tatsächlich gab's im Bauernhof Sebastians einen geräumigen Stall, wo die beiden bekannten Pferde hockten und der Stall war jemandem zugänglich. Zum zweiten Stall, wo das dritte Pferd vermutlich lebte, hatte man kein Eintrittserlaubnis. Der Raum hatte nur eine kleine Tür, die stetig gesperrt war, und keine Fenster. Und wahrscheinlich hatte Sebastian seine guten Gründe, das Geheimnis über das Pferd zu bewahren.
Sebastian war ein Mann weniger Worte, ganz im Gegenteil, er konnte stundenlang da sitzen, ohne einen einzigen Ton vor sich zu geben. Mit einer Ausnahme : wenn er zu viel getrunken hatte, was, unter uns gesagt, ziemlich oft passierte.
Damals war's am Anfang der Massenmotorisierung, jemand versuchte in den Grenzen seiner Möglichkeiten sich ein Auto oder wenigstens ein Moped zu beschaffen. Sebastian war streng dagegen, er betonte immer wieder, Pferde seien seit je das einzige Lokomotionsmittel der Menschen gewesen und dabei solle es bleiben. Er hatte also kein Auto und auch kein Moped. Was die Legende des fliegenden Pferdes in Gang setzte, war eigentlich etwas ganz fade. Da erklärten in der Osteria des Dorfes ein paar Jungen, die ein ganz neues Auto kürzlich gekauft hatten, sie beabsichtigten am folgenden Tag einen Fluß, der etwa 30 Km vom Dorf entfernt war, zu erreichen. Da sprang Sebastian auf einen Tisch und erklärte, er wäre mit seinem fliegenden Pferd den Jungen vorangegangen. Sebastians Erklärung rief bei den anwesenden Leuten großes Erstaunen hervor.
Am nächsten Morgen - es war ein Sonntag - fuhren die Jungen mit dem Auto und Sebastian mit seinem Pferd vom Hauptplatz des Dorfes los. Und als die Jungen mit dem Auto den Fluß erreichten, war Sebastian mit seinem Pferd schon da, er hatte auf sie eine gute Viertelstunde gewartet. Natürlich untersuchten die verblüfften Jungen Sebastians Pferd gründlich, konnten aber an ihm nichts Besonderes bemerken. Es stand jedenfalls fest, daß beim Tier keine Flügeln vorhanden waren.

Nachfolgend blieb Sebastians Pferd lange der Sicht der Dörfler fremd. Es war wahrscheinlich in seinen geheimen, unzugänglichen Stall zurückgekehrt, keiner wußte was von ihm. Bis auf zwei Jahren.
Da hatten zum Spaß zwei Kinder eine 20 Mt hohe Zypresse erklettert, konnten aber jetzt nicht mehr runter. Die Feuerwehr hatte den ganzen Tag versucht, die beiden in Rettung zu bringen, doch ohne Erfolg. Als die Nacht einbrach, wurde der Rettungsversuch abgebrochen. Steht fest, daß die beiden Kinder am nächsten Morgen heil und gesund ihre Eltern wiedersehen konnten. Sie sprachen zwar von einem fliegenden Pferd, das sie mitten in der Nacht gerettet hätte, doch niemand glaubte ihnen ein Wort, dazu wurden sie zu einem Psychiater geschickt, der zu keinem Schluß kam.

Doch von einer Tatsache wurden die Dörfler besonders beeindruckt: Sebastian war einen Augenblick an einem gewissen Ort zu sehen und wenige Minuten später an einem verschiedene Kilometer entfernten. Und das war praktisch unmöglich, weil er kein Auto und auch kein Moped besaß, das wußten alle Leute. Die Tatsache kam nur vor, wenn er sich in Gesellschaft des verdächtigen Pferdes befand und sonst nicht. Übrigens hatte bis dann kein Mensch Sebastian gesehen, indem er im Sattel des Pferdes durch den Himmel vorbeiflitzte.
Endlich wurde das Tier auf Antrag der Behörden einer gründlichen, tierärztlichen Untersuchung unterzogen. Im Bericht des Tierarztes war zu lesen, daß es sich um ein mittelgroßes Pferd handelte, welches vier Füße, einen Schwanz und einen Kopf hatte. Nein, von mutmaßlichen Flügeln konnte mit bestem Willen keine Spur gefunden werden. So blieb die Frage ungelöst.

Nach und nach wurde die Sache jenseits der Grenzen des kleinen Dorfes bekannt. Fast jeden Tag kamen Journalisten, Fernsehenoperateure, einfache Leute, die ihre Neugierde befriedigen wollten zum Ort, und stellten Sebastian Fragen und wieder Fragen. Der Besitzer des vermutlich fliegenden Pferdes blieb beim Allgemeinen, antwortete weder ja noch nein, verlangte aber für jede Antwort, wenn sie noch auch sei, eine Geldsumme, die immer größer wurde, je mehr die Neugierigen zunahmen. So wurde schließlich aus Sebastian ein reicher Mann.

Sebastian lebte zwar lange, vermutlich bis 90 Jahren, trotz seines Reichtums kaufte er sich kein Auto und kein Moped. Er blieb bei seinen Pferden, mußte sich ein paar neue Pferde kaufen, weil die alten zu Landarbeiten benutzten inzwischen gestorben waren. Vom fliegenden Pferd war lange nicht mehr die Rede.
Als Sebastian endlich starb, wurde die Tür des Stalles, in dem das fliegende Pferd lebte, niedergerissen. Dennoch war im Stall vom berühmten Pferd keine Spur zu finden.
Kurz nach Sebastians Begräbnis waren jedoch ein paar Dutzend Dörfler bereit bei ihrer Ehre zu beschwören, sie hätten ein fliegendes Pferd am Himmel gesehen. Sebastian hielt sich fest im Sattel und beide flogen wie im Traum gegen die untergehende Sonne.


Quelle:(von Giancarlo De Paoli Cocagri)
 
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Herrchen
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ich belle nicht um Dich zu ärgern, sondern um Dich zu warnen wenn jemand Fremdes in Hauses Nähe ist,
ich habe Angst, daß der Fremde Gefahr für Dich sein könnte. Du kannst mich jedes Mal schlagen so oft Du willst,
ich werde Dich immer wieder warnen.

Ich werde mich immer wieder freuen wenn Du nach einem langen Arbeitstag nach Hause kommst, ich werde Dich immer und immer wieder herzlich willkommen heißen auch wenn Du mich jedes Mal schlägst und böse mit mir bist.

Ich werde immer und immer wieder zu Deinen Füßen liegen, auch wenn Du jedes Mal schimpfst und mich trittst,
Herrchen ich liebe Deine Nähe. Immer wieder werde ich wenn ich kann Deine Hand lecken, auch wenn Du mich dann schlägst, ich weiß nicht wie ich Dir sonst zeigen soll, wie sehr ich Dich liebe.


Würde ich Deine Sprache beherrschen Herrchen, dann würde ich Dir sagen, daß die einzigste Erfüllung meines Lebens ist, Dir treu zu dienen und Dich zu lieben so sehr ich nur kann. Ich habe doch keine andere Wahl, denn ich habe doch nur Dich.

Ach geliebtes Herrchen, das Leben könnte auch für mich so schön sein.


(Gedanken eines nicht verstandenen Hundes).
 
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Die Katze und die Bauern

Im Dorf lief immer eine Katze rum, die den ganzen Tag nichts anderes zu tun hatte, als nur zu schreien. Die Dorfbewohner ärgerten sich und versuchten herauszubekommen, wem die Katze gehört. Jeder sprach mit jedem, aber niemand wollte etwas mit der Katze zu tun haben.
Da man aber sicher war, dass die Katze jemanden gehört, weil sie abends immer mit einem lauten Pfiff gerufen wurde, der durch das ganze Dorf schrillte.
Eines Tages setzte man sich ins Wirtshaus und überlegte sich einen Plan. Irgendwie wollte und musste man dem Treiben der Katze ein Ende bereiten. Der ausgebrütete Plan sah vor, dass an den zentralen Punkten Wachen aufgestellt werden sollen und wenn der Pfiff wieder ertönte, wollte man zuschlagen.
Abends nahmen fünf Männer, der Schreiner, der Schmied, der Bauer vom östlichen Dorfrand, der Wirt und der Bauer mit den meisten Kühen im Dorf, an den vorher festgelegten Punkten ihre Plätze ein und warteten auf die Dinge, die nun kommen sollten.
Als spät abends immer noch alles still war und auch die Kälte in die Sachen drang, traf einer nach den anderen der Wachmänner in der Wirtsstube ein. Sie unterhielten sich über ihren Ärger, der durch den getrunkenen Alkohol noch angeheizt wurde. Keiner konnte verstehen, warum es heute anders war und die Katze nicht durch einen Pfiff gerufen wurde.
Am nächsten Tag wollten sie das Spiel wiederholen. Die Wahl der heutigen Wachmänner wurde wieder im Wirtshaus getroffen. Diesmal ging außer dem Bauer mit den meisten Kühen, dem Wirt und dem Schreiner noch der Bauer am südlichen Ende und der Bauer am westlichen Ende des Dorfes auf Wache.
Aber auch diesen Abend blieb alles ruhig. Man konnte zwar die Katze hören, der Bauer vom südlichen Ende des Dorfes will die Katze auch gesehen haben, aber der Pfiff nach der Katze war wieder nicht zu hören. Das Tier gab ihnen Rätsel auf.
Die Tage gingen so dahin. Jeden Abend bezog man die Wachplätze und hoffte, dass man der Katze und den Urheber der Pfiffe stellen konnte. Die anderen Dorfbewohner verbrachten fast die ganzen Nächte im Wirtshaus und redeten sich wütend und dachten sich die schlimmsten Strafen für die Katze und deren Besitzer aus. Der Wirt stellte jeden Abend einen neuen Umsatzrekord auf, weil bedingt durch die langen Nächte und die immer grösser werdende Wut, die Dorfbewohner alles tranken, was das Lager hergab.
Quelle: katze-kurzgeschichten
 
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Die Katze

Vor langer, langer Zeit, in einem fernen Land, wo der Nordstern tiefer steht, wo die Tage heiss und die Nächte kalt sind, da lebte eine Katze, die war trächtig.
Vor langer Zeit waren ihre Vorfahren mit den Menschen aus dem Süden in dieses Land gekommen. Aber davon wusste sie nichts und es hätte sie auch nicht interessiert. Sie wohnte nicht bei den Menschen, sondern streifte frei durch das Land. Eine Maus oder anders Getier fand sie meistens. Jetzt war sie in die Stadt gekommen, da sie fühlte, dass sie bald gebären würde. In letzter Zeit waren viele Menschen in der Stadt und die Gasthäuser der Menschen waren voll, so dass auch viele Mäuse in der Stadt waren die sich an den Abfällen der Menschen gütlich taten. Für die Katze war daher der Tisch reichlich gedeckt. Zwar hatte sie eine Scheu vor den Menschen und kam keinem zu nahe, aber manchmal konnte sie doch ein Stück Fleisch stibitzen. An jenem Tag begann es bereits dunkel zu werden und die Häuser der Menschen waren voll. Wie sie nun um eine Ecke bog, sah sie ein Menschenpaar, das einen heftigen Wortwechsel mit einem weiteren Menschen führte. Sofort sah und roch die Katze, dass die Frau schwanger war. Aber nach der Katzen Art kümmerte sie der Menschen Geschäfte nicht. Es war bereits dunkel, als sie das Paar noch einmal von weitem durch die Strassen ziehen sah. Nun galt es, einen sicheren Platz für ihr Nest zu finden. In der Stadt war das unmöglich.
Also lief sie zum Stadtrand, da kannte sie eine Hütte. Zwar waren oft andere Tiere darin, aber die hatten ihr noch nie etwas getan. So lief die Katze zu der Hütte und suchte sich im Heu ein sicheres Versteck. Die anderen Tiere beachteten sie nicht, sie gehörten den Menschen und sie kannten die Katze. Es dauerte auch nicht lange und die Katze gebar drei Junge, zwei Kätzchen und ein Katerchen. Sie biss die Nabelschnur durch und leckte sie trocken. Dann säugte sie die jungen Kätzchen zum ersten mal. Als sie sich ganz eng an ihre Jungen schmiegte um sie warm zu halten, gab es an der Tür ein lautes Gepolter. Die Tür ging auf und zwei Menschen kamen herein. Es war das Paar, dass sie heute schon zweimal gesehen hatte. Die Katze erschrak. Sie konnte ihre Jungen nicht im Stich lassen und jetzt war es unmöglich, ein neues Versteck zu suchen.
Die Frau konnte kaum noch laufen und hatte offensichtlich starke Wehen.
Der Mann stütze sie. Sie legte sich auf einen Haufen Heu. Die Katze roch, dass die Frau jetzt gebären würde. Die anderen Tiere schauten den Geschehen interessiert zu. Und tatsächlich gebar sie nach einiger Zeit ein Kind. Sie wickelten es in Tücher, die sie bei sich hatten und legten es zum Schutz in eine Futterkrippe. Die ganze Zeit hatte sich die Katze still verhalten und alles nur aus ihrem Versteck beobachtet. Nachdem etwas Ruhe eingekehrt war, widmete sich die Katze wieder ihren Jungen. Einige Zeit war vergangen, als die Tür zur Hütte wieder geöffnet wurde. Die Frau und der Mann erschraken erst, denn mehrere Männer kamen herein. Aber die Männer redeten nur mit den beiden Menschen. Was dann geschah, begriff die Katze nicht. Die Männer nahmen vor der Futterkrippe Aufstellung und knieten auf den Boden. Dann sprachen sie für die Katze unverständliche Worte in der Menschensprache. Nach einiger Zeit gingen sie wieder. Ruhe kehrte nun ein. Die Menschen schliefen im Heu. Jetzt wurde die Katze doch neugierig, auch wollte sie wissen, ob von dem Geschehen irgendeine Gefahr für ihre Jungen ausginge. Also schlich sie ganz vorsichtig durch das Heu zu den Menschen. Auch in die Futterkrippe schaute sie. Da lag dieses Menschenkind und schlief. Nun scheute die Katze eigentlich die Menschen, aber als sie dieses Kind sah, war alles ganz anders. Irgendetwas ging von dem Kind aus, das Vertrauen in der Katze weckte. Sie schnupperte an dem Kind. Dann fing sie an zu schnurren und ihm vorsichtig über das Gesicht zu lecken. Erst als das Kind unruhig wurde, sprang sie aus der Krippe und schlich wieder zu ihren Jungen. Das Kind fing an zu weinen und die Frau wachte auf und stillte es. So verging die Zeit.
Ab und zu verschwand der Mann und kehrte nach einiger Zeit mit Essen zurück. Eigentlich ist es die Art der Katzen, nach einiger Zeit nach einem neuen Versteck für die Jungen zu suchen, aber diesmal war es anders. Sie fühlte, dass dies der sicherste Ort war, den es gab. Nach einigen Tagen gab es draussen vor der Hütte einige Aufregung. Es gab ein Gedränge und mehrere Männer kamen in die Hütte. Die waren ganz anders, als die Menschen, die sie bisher kennnenngelernt hatte. Sie waren auf eine Art gekleidet, welche die Katze noch nie gesehen hatte Auch sie knieten vor der Futterkrippe mit dem Kind und sagten unverständliche Worte und sie liessen seltsame Dinge zurück, als sie gingen. Da war etwas, dass in der Nase der Katze nicht gut roch, und anderes, das glitzerte, so dass sie gerne damit gespielt hätte. Es vergingen wieder einige Tage.
Dann passierte etwas seltsames. Ein Licht war da und etwas nie gekanntes erfüllte den Raum. Aber seltsamerweise hatte die Katze keine Angst. Aus dem Licht kam eine Stimme in der Sprache der Menschen.
Als das Licht wieder verschwunden war, waren die beiden Menschen in heller Aufregung. Sie packten zusammen, was sie hatten, die Frau nahm das Kind und sie verschwanden aus der Hütte. Jetzt war es auch an der Zeit für die Katze, umzuziehen. Sie wollte sich gerade aufmachen um ein neues Versteck zu suchen, als vor der Hütte Lärm erklang. Einige Menschen drängten sich herein und die Katze spürte sofort, dass diese übel gesinnt waren. Sie suchen in allen Winkeln der Hütte, aber sie fanden wohl nicht, was sie suchten. Die ganze Zeit hatte sich die Katze mit ihren Jungen immer tiefer ins Heu zurückgezogen. Als die Menschen laut rufend wieder weg waren brachte sie ihre Jungen in ein anderes Versteck. Schnell wuchsen die Kleinen heran und die Katze brachte ihnen alles bei, was man als Katze wissen muss. Und als die Zeit gekommen war, gingen sie ihre eigenen Wege. Die Katze aber streifte weiter durch das Land und obwohl sie immer noch vorsichtig war, hatte sie doch ihre Scheu vor den Menschen verloren. Viel Zeit war vergangen, als sie auf einem ihrer Streifzüge einem Mann begegnete, von dem sie glaubte, ihn zu kennen. Aber ja, der roch so wie das Kind damals in der Hütte, nur war er jetzt erwachsen. Diesen Mann sah sie noch öfter auf ihrer Wanderung durch das Land. Und irgendwie hatte sie ein grosses Vertrauen zu ihm. Aber sie ging weiter ihren Katzengeschäften nach. So lebte die Katze noch viele Jahre, länger als jede Katze vor ihr. Und sie war 35 Jahre alt, als sie unter einem Gebüsch einschlief. Als sie erwachte, war es heller Tag und es war warm.
Sie streckte sich und schaute sich um. Um sie herum standen unzählige Tiere, von jeder Art. Zuvorderst ein grosser Kater, der den Kopf vor ihr neigte. Alle anderen Tiere taten es ihm gleich. Das verstand die Katze nicht. Da öffnete sich eine Gasse in der Menge der Tiere und ein Mensch kam auf sie zu. Sie erkannte ihn sofort. Das war der Mann, dessen Geburt sie miterlebt hatte. Aber wie sah der denn aus?
Ganz blutig und mit vielen Wunden am Körper, an den Händen und den Füssen. Die Katze fragte sich wer ihn wohl so zugerichtet habe. Sie war bereit, jeden anzugreifen, der dem Mann zu nahe kam. Der aber bückte sich und nahm die Katze in seine Hände. Sie fühlte sich bei ihm so wohl, wie sie es noch nie erlebt hatte. Dann ging er mit ihr durch die Menge der Tiere. Jetzt sah sie erst wo sie war: Ein weites Land mit grünen Wiesen, wie sie es noch nie zuvor gesehen hatte. Von fern hörte man die Brandung des Meeres. Der Mann trug die Katze immer weiter durch das Land, bis sie an Hügel kamen, die mit Wald bewachsen waren. Am Waldrand stand einer, der leuchtete in einem wunderbaren Licht. Als sie an ihm vorbeikamen verneigte sich der Leuchtende vor ihnen. Und weiter gingen sie durch den Wald bis sie wieder ans Meer kamen. Da ging ein in allen Farben schimmernder Weg in den Himmel. Die Katze kam aus dem Staunen nicht mehr heraus. Und so trug der Mann die Katze auf diese Brücke, die leuchtete wie ein Regenbogen, in den Himmel und mitten ins Licht hinein.
 
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KLUGE schweigen in gefährlichen Zeiten.
Einst rief der Löwe das Schaf zu sich und fragte es, ob er aus dem Maul rieche.
"Ja", sagte das Schaf.
Weil es so töricht war, biß der Löwe ihm den Kopf ab. Dann rief er den Wolf und stellte ihm die gleiche Frage.
"Nein", antwortete der Wolf. Weil der Löwe Schmeichelei nicht leiden konnte, riß er den Wolf in Stücke.
Schließlich rief er den Fuchs und fragte ihn.
"Ich muß gestehen", entgegnete der Fuchs, "ich bin so erkältet, daß ich gar nichts riechen kann."

J. S.

Aus: "ANSICHTEN UND EINSICHTEN", in einer älteren Ausgabe von Reader's Digest.
 
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Harte Rede tut auch dem Tiere weh

Ein Landmann hatte ein Kälbchen mit viel Sorgfalt und Liebe großgezogen, bis es zu einem überaus großen, starken Stier herangewachsen war. Keiner der umwohnenden Bauern hatte ein ähnlich tüchtiges Tier im Stalle, und der Landmann war dessen nicht wenig Stolz.
Eines Tages rühmte er sich, sein Stier sei imstande, fünfzig schwerbeladene Wagen von der Stelle zu bewegen. Und als seine Freunde das bezweifelten, schlug er ihnen eine Wette um tausend Goldstücke vor.
Am Tag der Erfüllung belud er die fünfzig Wagen mit Steinen und Kies und band sie mit Riemen aneinander. Dann badete er seinen Stier, gab ihm reichlich Futter und spannte ihn vor den vordersten Wagen. Er selbst ergriff eine Geißel, schwang sie dem Stier um die Ohren und schrie: "Vorwärts, du Schelm; hü, du Fauler!" Der Stier aber dachte: "Wie spricht mein Herr zu mir? Noch nie gab er mir so böse Worte!" Und er stellte seine vier Füße unbeweglich hin wie Säulen und rührte sich nicht von der Stelle. Da lachten die Freunde den Landmann aus, und er hatte die Wette verloren.
Als er kummervoll neben dem Stier heimschritt, sprach dieser: "O Herr, habe ich dir jemals einen Schaden zugefügt? Habe ich nicht deinen Besitz vermehrt, und war ich nicht fleißig und gehorsam? Warum gibst du mir nun heute so harte Worte und schwingst die Geißel über mir? Wette morgen noch einmal und sei gütig mit mir wie sonst, so wirst du deine Freude erleben!"
Und als am anderen Tage der Bauer den Stier wiederum vor die fünfzig Wagen gespannt hatte, da legte er ihm einen Kranz von Blumen um die Hörner und rief ihm zu: "Hü! mein Freund; zieh, Lieber!"
Da bewegte der Stier die fünfzig Wagen mit einem Ruck und brachte den hintersten Wagen dorthin, wo der vorderste gestanden war.
So gewann der Bauer seine tausend Goldstücke zurück und die Anhänglichkeit eines guten Tieres.


Diese INDISCHE FABEL habe ich in einem alten Lesebuch für Hauptschulen gefunden, "Das gute Wort".
In Indien haben Rinder einen ganz besonderen Status und gelten als heilige Tiere.

[WIKIPEDIA]Heilige Kuh[/WIKIPEDIA]




Grüße von FirstDay.
 
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Hallo Tierfreunde,

wieder eine Fabel, diesmal aus Korea.

Der Affe als Schiedsrichter

Ein Hund und ein Fuchs erblickten gleichzeitig eine schöne große Wurst, die jemand verloren hatte. Nachdem sie eine Weile unentschieden darum gekämpft hatten, kamen sie überein, mit der Beute zum klugen Affen zu gehen. Dessen Schiedsspruch sollte gültig sein.
Der Affe hörte die beiden Streitenden aufmerksam an. Dann fällte er mit gerunzelter Stirn das Urteil: "Die Sachlage ist klar. Jedem von euch gehört genau die halbe Wurst!" Damit zerbrach der Affe die Wurst und legte die beiden Teile auf eine Waage. Das eine Stück war schwerer. Also biß er hier einen guten Happen ab. Nun wog er die Stücke von neuem. Da senkte sich die andere Schale! Happ - schnapp, kürzte er auch diesen Teil.
Wiederum prüfte er das Gleichgewicht, und nun mußte wieder die erste Hälfte ihr Opfer bringen. So mühte sich der Affe weiterhin, jedem sein Recht zu schaffen. Die Enden wurden immer kleiner und die Augen von Hund und Fuchs immer größer. Schließlich war der Rest hier und dort verschlungen.
Mit eingeklemmten Ruten schlichen Hund und Fuchs in verbissener Wut davon. In gehöriger Entfernung fielen sie übereinander her und zausten sich.

Besser ein klein Unrecht gelitten,
als darüber vor Gericht gestritten.
(Volksgut)​

Aus: "Das gute Wort", Lesebuch für österreichische Hauptschulen, 1964
 
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