Mein Hund ist blind und so gut wie taub

bildermacher

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Dornbirn
Hallo allerseits,
Ich bin neu hier und habe ein paar "Problemchen" mit meiner Jenny Münsterländermischling, 15 Jahre alt).
Im Oktober l.J. las ich einen Artikel in der vol.at, dass ein Einsiedler in Bregenz gestorben wäre und sein Hund eine neue Bleibe suchen würde. Er war bereits 10 Tage tot, bis er gefunden wurde, Jenny total abgemagert. Also beschloss ich, sie aufzunehmen. Die Tierärztin attestierte beidseitigen Grauen Star, fast vollständige Taubheit, ein Tumor am Schwanz, die Hinterläufe ziemlich kraftlos.
Nun gut, sie ist ja inzwischen auch schon 15.
Es ist meine 1. Hündin; ich hatte 20 Jahre Katzen. Selbst bin ich 58 Jahre und in Pension und verbringe meine Zeit mit Malerei. Natürlich möchte sie, dass ich den ganzen Tag mit ihr spazieren gehe, so wie sie es gewohnt war, doch ich habe auch noch andere Dinge zu tun, was sie offenbar zu verstehen nicht in der Lage ist (halt eine eigenwillige Alte Dame)... Jenny war mit ihrem Herrchen Tag und Nacht zusammen und durfte machen, was sie wollte. Die beiden ernährten sich meist aus Mistkübeln. Sie ist total anhänglich und ich kann fast keinen Schritt ohne sie machen, ohne dass sie mir folgt (auch zu Hause). Inzwischen ist sie stubenrein.
So, jetzt zu meinem Problem: Ich kann sie praktisch nicht alleine lassen, wenn ich Erledigungen habe, muss ich sie anhängen und sobald ich ausser Riechweite bin, schlägt sie an und hört nicht mehr auf. Kommt wahrscheinlich von ihrer eingeschränkten Sinneswahrnehmung, welche sich dann mit Angstreaktion ausdrückt. Das Paradoxe ist aber, wenn ich sie morgens und abends alleine rauslasse (untertags gehen wir zusammen), kommt sie in etwa einer halben Stunde zurück und wartet vor der Tür, bis ich sie wieder reinlasse.
Befehle sind zwecklos, die hat sie nie gekannt. Ich spreche also eine normale Sprache mit ihr und die scheint sie zu verstehen.
Wir wohnen in der Nähe von Dornbirn auf dem Lande und da kann ich sie ohne Leine rumlaufen lassen.
Mein Problem ist, dass ich praktisch ausserhalb des Hauses keinen Schritt ohne sie tun kann und Hundesitter sind rar und auch zu denen hat sie kein Vertrauen und ist sehr unruhig. Ihr Gebell beim Einkaufen, etc. ist schon Standard. Leckerchen verschmäht sie, denn die hat sie vorher nicht gekannt und mussten auch nicht zu diesem Zwecke eingesetzt werden. Zu Hause lassen möchte ich sie in dieser Zeit alleine auch nicht, denn ich weiss nicht, wie sie reagiert, wenn ich weg bin und mit den Nachbarn möchte ich´s auch nicht vertun.
Weiss vielleich jemand, wie ich diesem Problem begegnen könnte?
LG
Armin
 
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AW: Mein Hund ist blind und so gut wie taub

Guten Morgen und herzlich Willkommen bei uns!

Erst mal möchte ich sagen, das ich es klasse finde, das Du der alten Dame ein neues Zuhause gegeben hast!!! :)

Zu Deinen / Euren Problemen... ich denke es ist schwer, der alten Dame alles weitere beizubringen, es geht, das weiß ich, aber es dauert!

Gerade weil sie zuvor so sehr von ihrem Herrli abhängig war.

Für sie ists eine massive Umstellung, dazu noch taub und fast blind!
Sie braucht DICH um zu hören... sie braucht DICH um zu sehen...!
Das verschmelzen zu einem Team, zu einer Einheit braucht Zeit, Geduld und ich denke, das professionelle Hilfe nicht schaden würde!

Wie wäre es, wenn Du Dich mit den Ausbildern von " Partner Hunden " zusammen rufst?! http://www.hundewelt.at/magazin/mensch-hund-verhaeltnis/Partner-Hunde.html

Handzeichen, Körpersprache etc... sind gerade für deine alte Hündin sehr wichtig zur Komunikation! Die Ausbilder dort sind zwar mit der anderen Seite, also des Menschen vertraut, können aber ganz sicher Tips geben!

Dann lerne den Hund zu lesen.... der Hund " sendet " Calming Signals http://www.menschundtier.com/html/hundeverhalten_calming_signals.htm

um sich mit Artgenossen, aber auch mit dem Menschen zu verständigen...

Das sie nicht alleine bleiben mag, ist verständlich... sie brauchte es nie! Und wäre jetzt in ihrem " Zustand " verloren!
So wie du sagst, sie hat einfach Angst... ihr Herrli ist verstorben, sie hat nun nur Dich.... was ist wenn du gehst... wirst du jemals wieder zurück kommen...? Da reichen Minuten, um den Hund aus dem Konzept zu bringen!

Ich denke, Hundeschule... icht um irgendeine Prüfung zu machen, sondern um sich auszutauschen... Hundeprofi.... und das lesen der alten Dame, kann Euch echt helfen!

Für diesen Weg wünsche ich Euch ganz viel Kraft, viel Ausdauer und Spaß*lächel

:blume2:
 
AW: Mein Hund ist blind und so gut wie taub

Erst mal vielen Dank für die Tips,
vor allem den link mit den CS finde ich sehr gut. Ich werde ihn noch ein paar Mal lesen müssen, damit ich mir das Wichtigste merke.
Dazu gibts noch ein paar andere CS, die mir auffielen:
In den letzten Tagen schnappt sie den Fressnapf, den ich normalerweise in der Küche platziert habe und trägt ihn in ihr Körberl im Wohnzimmer, wo sie dann ihre Mahlzeit verspeist....
Oder, wir gegen spazieren (an der Leine), plötzlich hält sie inne, spreizt ihre Beine (sie wehrt sich strikt gegen ein Weitergehen) und beschnuppert eine ganz bestimmte Markierung...
Wenn ich im Schlafzimmer mal auf dem Bett ausruhe, kommt sie alle paar Minuten, um zu inspizieren, ob ich noch da bin (dasselbe im WC, oder Badezimmer, wenn ich die Türe nicht zumache....
Beim Liegen in ihrem Körberl brummt sie des Öfteren (nicht zu verwechseln mit Knurren)....
Wenn sie selbst markiert, dann nur an ganz bestimmten Orten; erst schnuppert sie, dann scharrt sie ein paar Mal an einer Stelle am Boden, auf die sie dann ihr Lackerl setzt (das aber wohldosiert, damit sie für den Rest des Spaziergang noch einiges übrig hat....

Zum 2. link (den habe ich noch nicht in aller Gänze gelesen), möchte ich feststellen, dass sich bei unserer Beziehung die Rollen vertauscht haben (Blindenhund - blinder Hund). Sie versucht auch, die Rolle der Domina zu spielen, d.h. Sie möchte das Herrl sein und ich sollte mich mit dem Gscherl begnügen (wenn sie sich z. B. demonstrativ auf meinem Polstersessel niederlässt und mich auf ein untergeordnete Möbelstück verweisen will. Natürlich kann ich ihr nicht alles durchgehen lassen, denn bestimmte Mensch-Tier-Rangordnungen sollten m.Mn. schon eingehalten werden, sonst bin ich ihr Sklave(was nicht Sinn und Zweck der Übung sein sollte). Dieses Verhalten hat sie aus ihrer Vergangenheit, wo sie tun und lassen konnte, was sie wollte (sie lebten übrigens in einer selbstgebastelten Hütte mitten im Wald).

Wir wohnen leider am anderen Ende von Österreich und eine Fahrt nach Wien ist nun derzeit mal nicht drin, obwohl es sicherlich nützlich und aufschlussreich wäre, diese Institution zu besuchen und in Anspruch zu nehmen.

Ich meld mich wieder
LG
Armin
 
AW: Mein Hund ist blind und so gut wie taub

Hallo Armin!

Es freut mich das Du schon einiges lesenswertes gefunden hast!

Turid Rugaas hat das ganze noch mal niedergeschrieben*grins
Ich selber konnte sehr viel lernen aus dem Buch....

http://www.amazon.de/Calming-Signals-Die-Beschwichtigungssignale-Hunde/dp/3936188017

Das die alte Dame nun versucht, ihr altes Verhalten weiter zu leben, ist mehr wie verständlich, denn genau DAS vermittelt ihr noch Sicherheit!
Auch dadurch, das sie versucht, DICH da mit einzubauen*lächel... bitte neues Herrli... mach wie mein altes*grins

Aber, da machst du es genau richtig, du sagst ihr halt, wo der Hase lang läuft und da muss sie sich anpassen... auch wenn es ihr schwerfällt!

Vielleicht musst ja net direkt auf Wien fahren, sondern setzt dich mal telefonisch mit den Ausbildern von Partner Hund zusammen... ich kann mir vorstellen, das die einige hilfreiche Tips haben.

Wg ihrem draußen Verhalten... sie hat ja nur mehr ihren Geruchssinn, der top funktioniert... klar das sie diesen nun vermehrt einsetzt, gerade weil sie neu ist*lächel

Und mit dem alter kommen ja auch die Macken*grins
Was aber völlig ok ist

Alles liebe:blume2:
 
AW: Mein Hund ist blind und so gut wie taub

Hallo lieber Bildermacher-Armin,

ein ganz herzliches :b82: auch von mir.

Ich finde es unglaublich herzerwärmend, dass Du diesem armen Hund seine letzte Zeit hier auf Erden so schön wie möglich machen willst. Solche Menschen findet man nicht alle Tage!

Es ist schon verständlich, dass Deine Jenny sich schwer tut, ihr ganzes Leben ist sozusagen aus den Fugen geraten. Wenn ein Hund in ihrem Alter ein neues Leben mit einem neuen Herrchen beginnen muss, wird es wahrscheinlich sehr schwierig sein, sie z.B. ans Alleinsein zu gewöhnen. Noch dazu, wo sie ja noch nie allein gelassen wurde. Durch ihre Behinderungen wird alles natürlich noch schwieriger.

Vielleicht könntest Du für den Anfang versuchen, sie nur ganz kurz allein zu lassen und nach einer Minute wieder zurückzukommen. Die Zeit Deiner Abwesenheit könntest Du dann langsam, ganz langsam ausdehnen. Die Hoffnung besteht, dass sie irgendwann erkennt, dass Du ohnehin wiederkommst.

Eine Möglichkeit wäre vielleicht auch, für sie eine sogenannte Box einzurichten, also einen geschützten Platz (eine Art Höhle), wo sie sich sicher und geborgen fühlt. Dort könntest Du sie hinschicken, wenn Du ins Bad gehst. Auch hier müsstest Du die Zeiten langsam steigern.

Diese Maßnahmen funktionieren sicher nicht von heute auf morgen. Was Du brauchst, ist jedenfalls haufenweise Geduld.

Es ist schon ein Unterschied, ob Du weggehst oder ob sie weggeht, letzteres wird sie wahrscheinlich gewöhnt sein. Und sie weiß ja dann auch, wo Du zu finden bist. :):):)

Ich wünsche Dir alles Gute mit Deiner Jenny und viel Freude mit ihr - auch wenn es manchmal anstrengend ist,

ElliB:blume1:
 
AW: Mein Hund ist blind und so gut wie taub

Hallo Armin, :)

leider wirst Du Jenny vermutlich nicht innerhalb von kurzer Zeit sicher allein zu Haus lassen können. Das braucht relativ lange, wie sich Deine Worte anhören, und wie Elli schon schrieb: immer nur in ganz winzigen Etappen üben!
Aber fürs Einkaufen habe ich eine Idee. Ich habe keine Ahnung ob sie funktioniert - mich leitet da gerade nur mein Gefühl- trotzdem würde ich folgendes versuchen:
Nimm eine kleine Decke aus Jenny's Korb mit und leg die Hündin an der ( möglichst ruhigen) Anbindestelle darauf ab. Dann hat sie etwas was ihr vertraut ist und nach IHR riecht. Du kannst auch noch etwas dazulegen, was streng nach DIR riecht, einen alten Socken zum Beispiel, in den Du einen Knoten gemacht hast. Beides wandert nach jedem Einkauf wieder in ihren Korb, so dass der Geruch immer erhalten bleibt.

Der Socken kriegt deshalb einen Knoten, damit sie ihn vom Tastgefühl her erkennt. Mit dem Socken kannst Du auch Zuhause mit ihr spielen, ihn ihr ins Maul legen, etwas daran zerren.... guck mal, ob sie daran Spaß findet.
Jedenfalls wird er ihr dann noch vertrauter, und der Knoten hat einen weiteren Vorteil: Du kannst den Socken gelegentlich immer mal durch einen neueren getragenen Knoten-Socken austauschen, ohne dass für Jenny der Unterschied groß ins Gewicht fällt.
So. Damit ist sie schon mal vor dem Laden von ihrer gänzlichen Einsamkeit weg. Aber auch hier gilt: am besten, Du fängst mit einer Minute an, die Du fortbleibst. Das kannst Du natürlich nicht beim Einkaufen machen, aber vielleicht kannst Du es bei Spaziergängen zum Laden immer mal wieder üben?


Dann sollte es, trotz ihre Alters, auch ein ganz bestimmtes Kommando geben, was Du IMMER verwendest, weil sie allein bleiben soll, selbst wenn Du daheim nur den Müll rausbringst.
Hier haben wir aber das Problem mit einer Hündin, die alt ist, die kaum noch sieht und kaum noch hören kann.
Es gibt ja nur drei Möglichkeiten, über die man auf einen Hund zugreifen kann:

1. Über das Hören der menschlichen Stimme,

2. über das Aussenden von Körpersignalen (was einem Hund oft viel lieber ist, weil es seiner eigenen Körpersprache entgegenkommt, was aber SEHEN können voraussetzt)

3. und über das Fühlen von Berührungen.

Im Falle dieser Hündin ist es deshalb sinnvoll, alle drei Möglichkeiten zu bedenken, und vielleicht landen wir hier, je älter sie wird, ausschließlich bei der letzten.

Fangen wir mit dem einfachsten Alleinbleiben-Kommando an. Es geht über das Hören.
Bei uns ist das: "Mach Platz - Eigenname! Du wartest!"
Die Auflösung beim Wiederkommen ist: "Ja fein hast du gewartet - Eigenname !" Bei uns gibt es dann einen dicken Willkommensschmuser - und anfangs gab es auch ein Leckerchen.

Deine Jenny, Arnim, wird nun nicht Platz machen, weil sie es nicht kennt, dann fängst Du einfach nur an mit: "Du wartest, Jenny!"
Beim Wiederkommen löst Du ihre innere Spannung mit immer den selben Worten auf ( Ja, feiiiin hast Du gewartet, Jenny!) , Du bist extrem begeistert, sie wird gestreichelt und geknuddelt.

Du wirst laut und deutlich sprechen müssen, weil Jenny ja schlecht hören kann. Falls das Hören gar nicht funktioniert, kannst Du zum Kommando "Du wartest!" ( was Du allein für Dich selbst dringend aussprechen musst, denn Dein Unterbewusstsein muss es ja wollen) ) ersatzweise auch immer eine bestimmte Körpergeste von Dir nehmen, zum Beispiel die Hand waagegrecht in der Luft halten und herunterdrücken, sinngemäß für: "Hier bleibst du!"
Das wäre jetzt die zweite Möglichkeit, über Körpersprache etwas auszudrücken.

Falls Jenny das gar nicht mehr sehen kann, kommt die dritte Möglichkeit: Nimm immer dieselbe Körperberührung, Armin. Zum Beispiel Du streichelst sie, drückst sie mit dem Popo in den Sitz und sagst - wenn auch nur für Dich! - laut dabei: "Du wartest, Jenny!".

Das hat auch folgenden Vorteil: das Warten vor Läden vor funktioniert besser, wenn es mit Sitzen oder noch besser mit Niederlegen verbunden ist.

Deshalb, falls Dein Hund noch etwas hört, kannst Du im Haus schon mal versuchen, sie an die Worte Sitz und Platz zu gewöhnen, und das geht so: Immer wenn sie von sich aus sitzt ( zwar gerade nicht auf Deinem Lieblingssessel, sondern irgendwo), lobst Du sie in höchsten Tönen mit: "Ja, feiiiin machst du Sitz!" Oder wenn sie sich von sich aus hinlegt mit: "Ja, feiiiin machst du Platz!"

Wenn sie das nicht mehr hören, und Handgesten auch nicht mehr sehen kann,
nimmst Du stattdessen die liebevolle Berührung.
Mit viel Geduld kannst Du sie mit bestimmten Berührungen auch auf das Sitzen oder Liegen konditionieren.

Mit Sicherheit wird Jenny auch Leckerchen nehmen, sofern Du nur das richtige erwischt. Ich würde in diesem Fall kleingeschnittene Fleischwurst oder Blutwurst oder ein Stückerl Schinken empfehlen.

Wenn sie - sofern sie noch genug hören kann - ein paar Tage lang mitbekommen hat, wie "feiiiin" sie sitzt oder Platz macht, nimmst Du Dir eine wunderbar raschelnde Tüte ( probier vorher aus, ob sie das noch hören kann) und ein Stückerl Blutwurst. Du knisterst sie mit der Tüte an, dass Du ganz ihre Aufmerksamkeit hast, in der anderen Hand, aber zu hoch, dass sie sie erwischt, hast Du die gut riechende Blutwurst. Nun sagst Du ihr: "Sitz, Jenny!" Sie wird es vielleicht nicht machen, aber Du legst die Tüte weg, und mit der nun freien Hand drückst Du ihren Popo in den Sitz. Daraufhin bekommt sie Lob und Blutwurst. Auch wenn sie nicht wirklich saß, bekommt sie das. Der Ansatz reicht schon. Das kannst Du dann an den nächsten Tagen übend vertiefen. Nicht öfter als dreimal hintereinander, stundenlange Pausen vor dem erneuten Üben.

Wenn sie gar nicht mehr hören und sehen kann, musst Du das alles über Berührungen machen. Jenny wird früher oder später mitkriegen, dass eine bestimmte Körperhaltung von ihr eine bestimmte Zärtlichkeit von Dir auslöst, die dann von einem Leckerchen gefolgt wird.
Das ist alles natürlich viel schwieriger als bei einem gesunden Hund, aber es ist eine Möglichkeit des Darangehens.

Wenn sie eine klitzekleine innere Einsicht hat, dass durch eine bestimmte Berührung von Dir, abgerufenes Sitzen = Warten = Leckerlie ist, fällt das Warten vor dem Laden auf der eigenen Decke mit Deinem vertrauensvoll duftendem Socken schon viel leichter.

Ich würd das versuchen.

Krieg auch mal raus, welche mundartlichen Worte Dein Vorbesitzer mit ihr gesprochen haben könnte. Probier mal aus, ob sie auf den einen oder anderen Satz reagieren kann - wenn sie ihn denn hört.

Lieben Gruß,
Geli :blume2:
 
AW: Mein Hund ist blind und so gut wie taub

Vielen Dank Euch allen, die uns helfen wollten,
doch ich glaube, Jenny hat diese Problematik erkannt, als ich sie hier beschreib und stürzte sich vor einen LKW.
Ich ging mit ihr spazieren, sie war übertrieben unfolgsam und als wir kurz vor der mit Autos befahrenen Straße waren und ich sie rufen wollte, zu mir zu kommen, schlug sie den Weg zur Straße ein. Der gleichzeitig anwesende LKW nahm ihr daraufhin ihren Hals in Angriff. Sie musste Gott sei Dank nicht leiden.
Ich denke, sie hat meine Problematik gespürt, als ich heute hier meine Zeilen verfasste und hat daraus die Konsequenzen gezogen.
Sie versuchte etwa ein halbes Jahr, mich zu iihrem geliebten Herrli, bzw. Freund zu gestalten, der alles dafür tat, um sie glücklich zu machen, doch waren seine und meine Welt zu verschieden, um dies verwirklichen zu können.
Sie wünschte sich ihre Schüssel in ihre Wohngegend (das Wohnzimmer), ich erlaubte ihr den Küchenplatz. Das heisst, ich respektierte ihre Wünsche nicht in ausreichendem Maße.
Allerdings stellt sich hier die Frage, wie sehr man auf die Vorstellungen eines Tieres eingehen muss, um selbst nicht ins Hintertreffen zu geraten. Herr und Gscher sollten sich auf einen bestmöglichen Kompromiss einigen, damit keiner von beiden darunter leiden muss. Nur, die Kompromissbereitschaft nimmt rapide ab, je länger man einer geliebten, bzw gewohnten Situation ausgesetzt ist und man sich daher auf allfällige "Ersatzsituationen" nicht mehr einlassen möchte.
Ich nahm sie an als zukünftige Freundin, doch schien es, sie wollte ein klein wenig mehr. So weit wollte und konnte ich nicht gehen, da meine Lebensinteressen auch noch mit anderen Inhalten bestehen, die sie nicht akzeptieren wollte.
Es ist mir daher eine grosse Lehre, langjährig gepägte Tiere umzuerziehen, bzw. verändern zu wollen. Die Freiheit, das zu tun zu können, was sie Zeit ihres Lebens wollte, das konnte ich ihr nicht bieten, denn die Lebensumstände und -einstellungen waren zu verschieden.
Nun, vielleicht ist sie jetzt mit ihrem geliebten Herrli wieder vereint. Was allerdingd Sinn für mich ergibt, ist die Tatsache, dass Beziehungen, egal ob Mensch-Mensch oder Mensch-Tier nicht nur auf Mitleid basieren sollten, sondern auf Gegenseitigkrit. Gewohnheiten sind diesbezüglich ein grosses Hindernis.
Die gute Nachricht:
Mein Kater, der mir vor ca. 1 Jahr abhanden kam (das waren widrige Umstände im Haus, welches ich damals bewohnte....Besitzer und so...), der lebt noch, wie ich anschliessend an dieses unsägliche Ereignis gehört habe und ich werde alles tun, um ihn wieder zu finden (Inzwischen weiss ich, wo er sich herumtreibt, was mir vorher verborgen war). Fortsetzung folgt....
 
AW: Mein Hund ist blind und so gut wie taub

Dieser tödliche Unfall ist ein typischer Hunde-Anfängerfehler, Armin.

Vielleicht hast Du gedacht, Jenny durch Rufen und Worte erreichen zu können - aber ihr Hören war ja eh eingeschränkt. Vielleicht war sie auch vorher nicht genügend ausgelastet, so dass die Lust am Laufen sie auf die Straße trieb. Ich hab bezüglich des Unfalls keine Ahnung, aber Hunde sind nunmal keine Katzen.
Ich hatte vor meinen Hunden auch immer nur Katzen und musste mich zu den Hunden seeehr umstellen: Anders als Katzen brauchen die klare Kommandos, was das Problem mit DEINEM Sessel und dem Füttern in der Küche gelöst haben könnte. Und in der Nähe einer befahrenen Straße gehören sie an die Leine, da muss der Hundehalter für sein Tier vorweg denken.

Also, wenn man selbst innerlich klar ist, was man will, machen die das auch.

Aber Du warst Dir nicht recht klar. Du hast den Hund als eine Art selbstständige Katze mit Katzenlaunen aufgenommen. Katzen sind mäklerisch, sie können sich bei Dir über den Inhalt ihres Fressnapfes, seinen Standort, und auch über das Wetter draußen beschweren.
Einem Hund sagst Du dazu dreimal, das ist jetzt so okay, und gut ist. Er wird die Meinung seines Herrchens annehmen und billigen.
Hunden tut ein klarer Standpunkt gut, und sie brauchen ihn auch. Du hast der alten Hundedame aus Unerfahrenheit mehr Freiheit über ihr und Dein Leben zugestanden, als ihr und Dir gut tat.

Gleichzeitig fehlte Dir das Wissen, ihre typischen Verhaltensweisen zu begreifen. Warst halt immer auf selbstständige Katzen bezogen, die man durchaus allein lassen kann.

bildermacher schrieb:
Allerdings stellt sich hier die Frage, wie sehr man auf die Vorstellungen eines Tieres eingehen muss, um selbst nicht ins Hintertreffen zu geraten.

Ich denk mal, das wollte sie gar nicht, sie wollte nur ein "hundemäßiges" Umgehen. Ein Hund mit solchen Macken ist ein Notfall, der schon noch ein gutes Händchen braucht. Der Halter sollte die Bedürfnisse des Hundes kennen und sich auch abgrenzen können.


Dir tut der Verlust jedenfalls nicht leid, erleichtert Dich eher, und 15 ist ja auch ein schönes Alter. Es kann durchaus sein, dass Jenny aus angespanntem Frust gegen den Laster lief. Ich hab sowas auch wiederum mit Katzen erlebt. Als ich mein erstes Kind bekommen hatte, hielt der Gatte unsere Katzen von mir, der Wöchnerin, nebst Baby fern - prompt stürzten zwei vom dritten Stock aus dem Fenster. Gottseidank überlebten sie mit kleineren Brüchen.
Aber es ist schon so, dass Hunde wie Katzen spüren, wenn sie nicht ihren Bedürfnissen gemäß behandelt werden, und sich dann die Unfallgefahr häuft.
Wenn das Missverständnis sehr groß ist, rennt der Hund halt vor ein Auto.

Dir wünsche ich, Bildermacher, dass Du bei den Katzen bleibst, oder, falls sich nochmal ein Hund in Dein Leben schleicht, Du Dich innerlich mehr "verhundlichen" kannst. ;)

Lieben Gruß,
Geli
 
AW: Mein Hund ist blind und so gut wie taub

Lieber Armin,

zu dem Unfall will ich mich nicht äußern - das Unglück ist geschehen, man kann die Dinge nicht mehr ändern. Und vielleicht ist es ja für alle Teile das Beste, wenn die arme Jenny jetzt Ruhe hat. Du hast ihr jedenfalls ihre letzten Monate hier auf Erden so schön gemacht, wie es Dir eben möglich war. Und Du hast ihr das Tierheim erspart! :kuss1: Ich finde es nach wie vor toll von Dir, dass Du diesen Hund bei Dir aufgenommen hast, auch wenn Du keine Ahnung von den künftigen Schwierigkeiten hattest. Dass ein so alter und noch dazu sehr behinderter Hund seine festen Gewohnheiten nicht so leicht aufgeben konnte, ist einem Katzenmenschen natürlich fremd. Hunde und Katzen - da liegen Welten dazwischen. Geli hat das sehr schön erklärt.

Mitleid ist natürlich keine ideale Basis für eine Beziehung von Mensch zu Mensch. Aber wenn man aus Mitleid so eine arme Kreatur rettet, kann daraus sehr wohl etwas Schönes und Liebevolles entstehen. Ich glaube nach wie vor, dass Jenny Dich auf ihre Art geliebt hat, sonst wäre sie nicht gar so anhänglich gewesen. Gebraucht hat sie Dich auf alle Fälle.

Jedenfalls wünsche ich Dir viel Glück bei der Suche nach Deinem Katerchen!

Alles Liebe,
ElliB
 
AW: Mein Hund ist blind und so gut wie taub

Danke, ElliB,
ich glaube, Du scheinst mich zu verstehen. Als ich Jenny bekam, wusste ich noch nichts von ihren Behinderungen. Die offenbarten sich erst beim Tierarztbesuch, da allerdings hatte ich schon die Verantwortung übernommen und ich musste versuchen, ihrer gerecht zu werden.
Dieser kleine Lebensabschnitt zeigt mir wiederum, wie unfähig man sein kann, wenn man für Behindertenarbeit nicht ausgebildet ist.
Ich wünschte mir einfach nur einen Freund...dafür sind ja Hunde bekannt, dass sie dieses Kriterium erfüllen...doch für einen fulltime-job war ich offensichtlich nicht genug vorbereitet.
Ich habe malerische Ambitionen und wenn man in diesen Phasen dauernd daran erinnert wird, dass es draussen besser wäre, als herinnen, dann kommt dies der schöpferischen Leistung nicht unbedingt zugute.
Nicht, dass ich sagen möchte, ich hätte sie nur zum nichtschöpferischen Zeitvertreib zu mir geholt, ich dachte mir eher, man könnte sich arrangieren..(Sie sieht mir beim Maken zu (natürlich nur mit ihrem geistigen Auge), inspiriert mich. Jedoch zeigte sich, dass ihr diese Form von Lebensgestaltung fremd war, weil sie in egozentristischen Verhältnissen lebte. Zwei Welten prallten aufeinander.
Ich hatte, wie man mir schon vorgeworfen hat, keine Ahnung von Hundehaltung, was auch stimmt... Doch stellt sich hier schon die Frage, wie sinnvoll ist eine Beziehung, die keine Kompromisse erlaubt.
Ich bin leider kein Hund und kann dieses Geschehen nur von der menschlichen Sichtweise interpretieren. Was wirklich in einem Tier abläuft, darüber mögen die Geister (derer) entscheiden.
Offenbar habe ich sie in ihrer Rolle in unserer Gemeinschaft überfordert und ich hätte mir leichter getan, einen Säbelzahntiger zu engagieren....
Im Nachhinein ist´s immer leicht, darüber zu philosophieren...
Jedenfalls tut es mir leid, dass ich den Ansprüchen, die sie mir vorgegeben hat (ich aber von vornherein nicht erkannt habe), nicht gerecht werden konnte.
Ich habe heute Jenny begraben und nicht der Tierverwertungsgesellschaft ausgesetzt.
LG
Armin
 
AW: Mein Hund ist blind und so gut wie taub

Lieber Armin,

Ja, ich kann Dich ganz gut verstehen, vor allem deshalb, weil ich selbst einen schwer gestörten Hund habe. Man kann das natürlich mit Deiner Beziehung zu Jenny nicht vergleichen, denn ich habe mir meinen Hund selbst ausgesucht. Damit meine ich, ich habe ihn nicht gerettet, sondern ich habe ihn aus „Liebe auf den ersten Blick“ zu mir genommen. Ich kann Dein Gefühl der Verantwortung gut nachvollziehen.

Es ist wirklich schade, dass es Dir nicht vergönnt war, eine innige Beziehung zu Jenny aufbauen zu können.

Wenn man sich wirklich mit dem Verhalten und der Körpersprache der Hunde befasst, kann man einem Hund sehr nahe kommen und es kann sich eine schöne und tiefe Freundschaft zwischen Mensch und Hund entwickeln, aber in Eurem Fall waren die Voraussetzungen dafür denkbar schlecht. Das ist weder Deine, noch ist es Jennys Schuld.

Du wolltest ja nicht wirklich einen Hund haben, Du hast Jenny vor dem Tierheim gerettet. Stell Dir nur einmal vor, was für ein Leben die freiheitsliebende Jenny hinter Gittern erwartet hätte! Du hast Deine Sache schon gut gemacht, so gut Du es eben konntest. Niemand kann Dir vorwerfen, dass Du Dich nicht sofort und auf der Stelle in einen Hundekenner verwandelt hast. Die Bemerkung von Geli war sicher nicht als Vorwurf gemeint, sondern bloß als Erklärung.

Jenny war ja ohnehin am Ende ihrer hiesigen Lebenszeit angelangt und sie hatte ihre langjährige Bezugsperson verloren. Wenn man noch dazu ihre Behinderungen in Betracht zieht, kann man verstehen, dass sie Dir gegenüber ganz einfach nicht zugänglicher sein konnte.

Du siehst also: ich verstehe sowohl Dich als auch den Hund. :);):)

Liebe Grüße,
ElliB


ps: Ich finde es schön, dass Du sie begraben hast!
 
AW: Mein Hund ist blind und so gut wie taub

Danke ElliB,
Du tust mir sehr gut. Ich habe mich in eine Region hineingewagt, in der ich noch in keinster Weise vertraut war, jedoch bedarf jeglichen Seins auch eines Anfangs.
Es haben sich tiefere Gründe aufgetan, derer ich vorher noch nicht bewusst war. Diese Episode mit Jenny offenbart nur eine Facette meines Seins; mit den tieferen Schichten muss ich mich erst noch befassen. Doch bin ich zuversichtlich, dem eigentlichen Problem auf die Spur zu kommen.
Was ist wichtiger: der Vorder- oder der Hintergrund: Ich denke, beide bedingen einander, lediglich die Prioritäten,in welcher Region man sich ansiedeln möchte, sind ausschlaggebend.
Man kann Gutes tun wollen, aber aus Nichterfahrung etwas falsch machen...
In der Malerei würde das gleichbedeutend sein, wie den Mut aufzubringen, einen falschen Strich zu kreieren. Aber nur Fehler bringen uns weiter, sofern man noch etwas lernfähig ist.
Ich denke, wir unterhalten uns noch
Alles Liebe
Armin
 
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Und wenn Du sagst, aus dem Herzen sollte man sehen, dann sage ich Dir, aus dem Bauch kann man auch fühlen....
Alles Liebe
Armin
 
AW: Mein Hund ist blind und so gut wie taub

Lieber Armin,

das Jenny nun ihrem Herrl gefolgt ist, tut mir sehr leid... aber, wer weiß... es geht ihr nun sicherlich besser.

Gestern wollte ich noch nicht schreiben, denn ich bin genauso, wie du es in deinem letzten Post geschrieben hattest... ich handel aus dem Bauch heraus und sehe mit dem Herzen.

Als ich deinen Post gelesen hatte, das Jenny auf die Strasse lief, kam mir spontan, sie wurde gerufen... innerlich... aber das tut nichts zur Sache.

Ich denke, Jenny hat Dir viel gezeigt, sie wahr lehrreich für Dich und Du für sie.
Das man nicht immer alles richtig macht, ist mehr wie verständlich. Aus gemachten Fehlern zu lernen, das ist Leben.


Wir nehmen, im nachhinein betrachtet sehr viel mit, können dies wieder einsetzen, für uns... für andere....

Alles liebe für Dich
 
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Grüß Dich, Sanfter Riese!
Du bist wahrlich ein Sanfter Riese, sonst hättest Du Dir diesen ja auch nicht ausgesucht....Erinnerst mich ein bisserl an Obelix, der zwar an Stärke nicht zu überbieten war, doch in seinem Herzen einen sanften Menschen verkörperte. Vor ca. 30 Jahren schenkte mir ein Freund einen selbstgefertigten Obelix (er ist Steinmetz), welcher immer noch mein Wohnzimmer schmückt. Sanftmut und Stärke ist wohl die optimale Kombination, um das Leben zu seiner Meisterschaft führen zu können.
Rückblickend auf die Zeit mit Jenny ist diese für mich aktuell sehr lehrreich, weil ich ganz bestimmte Verhaltensweisen meinerseits erst jetzt zu verstehen im Stande bin, welche mir bisher verborgen waren.
Man nehme einen Stein und befreie ihn von seinem Schmutz , dann hast die Figur. (Michelangelo). Picasso sagte auch mal, "Ein Bild perfekt zu malen, würde bedeuten, es zu Tode zu malen", d.h., es ist keine Entwicklung mehr möglich. Gerade der Akt der Befreiung vom Schmutz (die Kreativität), bzw.die nichtperfekte Vorgehensweise lässt dem Individuum den notwendigen Spielraum, sich der tatsächlichen Perfektion ein klein wenig annähern zu können.
Der Himmel ist statisch (in seiner Perfektion erstarrt), jedoch das Leben ist sich seiner Dynamik bewusst und lernt aus sich selbst.
Das Leben ist von Episoden geprägt, welche genau zur richtigen Zeit in Erscheinung treten, um ein Weiterkommen zu ermöglichen.
Goethe sagte mal: " Der Mensch erkennt sich nur im Menschen, das Leben lehret jeden wer er sei". Ich möchte micht über Goethe stellen, doch wage ich zu behaupten, dass sich der Mensch im Gegenüber erkennen kann...und sei´s "nur" ein Hund.
So, jetzt schliesse ich mal mit meinem erfahrungsspezifischen Orgasmus.
Alles Liebe
Armin
 
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